Ich bin bekennender Post-Junkie. Mit meinem Briefträger Stefan verbindet mich ein fast intimes Verhältnis. Leider ist in den letzten Jahrzehnten der Eingang »realer Post«, also fassbarer Briefe und Päckchen, enorm zurückgegangen. Stattdessen sausen tausende nüchterne Mails durch den Äther, werden gelesen, beantwortet und automatisch abgelegt. HIER geht es weiter →
Ausschließlich aus Papier fertigt Mila mit geschickten Fingern Kleinplastiken und Figuren • Sämtliche Fotos: © Ruprecht Frieling
Papier dient Mila Vázquez Otero als Werkstoff für filigrane Skulpturen. Aus alten Zeitungen und Kleister formen die geschickten Hände der Skulpteurin zierliche Kleinplastiken und Figuren. Ruprecht Frieling besuchte die in Berlin lebende Künstlerin, die sich mit der Gestaltung von Papier-Maché einer weitgehend vergessenen Technik bedient.
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Blick in die Hofanlage des Kurt-Mühlenhaupt-Museums.
Rund 70 Kilometer nördlich von Berlin lockte lange Jahre in Bergsdorf bei Zehdenick ein liebevoll restaurierter Vierseithof Kunstfreunde aus aller Welt ins Reich des Kreuzberger Malerpoeten Kurt Mühlenhaupt. Im Sommer 2019 jedoch zieht das Mühlenhaupt-Museum wieder in Kurtchens alte Wirkungsstätte nach Berlin-Kreuzberg, Aus dem Kunsthof Bergsdorf wird eine Art chinesische Villa Massimo. Ein chinesischer Investor hat das Gelände gekauft, der hier chinesischen Künstlern einen Deutschlandaufenthalt ermöglichen will. Ab Sommer werden hier zehn chinesische Maler arbeiten. Rosie Wang, die das Kulturzentrum leiten wird, wird auch weiterhin an den Wochenenden für das Publikum öffnen. HIER geht es weiter →
Darf man ein Buch lediglich für einen einzigen Leser schreiben, der es dann möglicherweise für immer unter Verschluss hält? – Wolf Wondratschek (* 14. August 1943) darf es. Oder besser gesagt: Er tut es einfach, weil es ihm Spaß macht. Mit seinem Coup löst der James Dean der deutschen Poesie erbitterte Diskussionen im Netz aus. HIER geht es weiter →
Der niederländische Ausnahmekünstler Jan Bouman ist am 16. Juli 2019 um 17:15 auf seine letzte Reise gegangen. Jan war ein halbes Jahrhundert lang mein bester Freund. Ich danke einem wundervollen Mann für fünfzig lange Jahre unverbrüchliche Freundschaft.
Kubanische Kunst ist im Kommen. Ein Beispiel für die Qualität der Arbeiten kubanischer bildender Künstler ist Zenen Vizcaino Ortiz.
Zenen Vizcaino Ortiz wurde 1962 in der kubanischen Hauptstadt Havanna geboren. Er besuchte die »Academia de Bellas Artes San Alejandro« und absolvierte sie erfolgreich im Jahre 1990. Die Kunsthochschule »San Alejandro« ist die älteste und angesehenste Ausbildungsstätte für bildende Künstler auf Kuba. Sie befindet sich im Vorort Marianao und wurde 1818 von dem französischen Maler Jean Baptiste Vermay ins Leben gerufen.
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Jan Bouman: Unbewachter Augenblick, 1997
Öl auf Leinwand. 140 x 100 cm
© W. R. Frieling
Jahreswechsel 1997/98. Es ging mir saudreckig! Ich hatte Liebeskummer und badete im Selbstmitleid (den Namen der Schönen habe ich inzwischen längst vergessen). Verzweifelt hockte ich bei meinem Freund Jan Bouman auf der Couch, ließ mich trösten, schlürfte Tee und starrte missmutig die Wand an. Ich starrte die Wand an und blickte auf eine dralle Blondine. In einem orangefarbenen Etuikleid saß sie auf einem Tisch, hatte die Arme auf ihrem Rücken verschränkt und streckte ihren Kopf in die Wolken.
Drei Tage lang blickte ich auf die herrlich gebaute Dame, und langsam besserte sich meine schlechte Laune. Ich hatte mich in das Gemälde verliebt! In einem unbewachten Augenblick, so der Titel des Bildes, packte ich zu. Mit dem Künstler wurde ich schnell handelseinig. Ich verschleppte das Bildnis ohne viel Federlesen in meinen Palast, und meine wunde Seele erholte sich geschwind. Es ging mir wieder prächtig!
Seitdem hängt »Unbewachter Augenblick« an einem Ehrenplatz meiner Sammlung und erinnert mich an die Flüchtigkeit, mit der die Liebe den Menschen bisweilen berührt aber auch wieder verlässt.
Für mein Buch »Angriff der Killerkekse« habe ich das Bouman-Bild als Titelillustration gewählt.
Jan Bouman: Beflügeltes Geflügel, 1998
Pastell auf Karton. 29 x 43 cm
© W. R. Frieling
Heute folgt das dritte der Eulenmotive aus meiner Sammlung, die der holländische Maler Jan Bouman schuf. Dieses festliche Motiv setzte der Frieling-Verlag als Grußkarte zum Jahreswechsel 1998/99 ein. Die Auflage betrug 20.000 Stück im Format DIN A 6, und ich trenne mich heute nur noch höchst selten von den allerletzten Karten, die ich gebunkert habe.
Die Entstehungsgeschichte des Motivs ist, wie häufig in der bildenden Kunst, mit einer persönlichen Geschichte verbunden: Ich hatte mich seinerzeit gerade mal wieder tierisch verliebt, und Meister Bouman besuchte mich und mein damaliges Lebensglück in Berlin. Wir feierten unser Wiedersehen, und ich setzte mich im Laufe des Abends an den Stutzflügel, der in meinem Musikzimmer steht und spielte ein paar Takte Einfinger-Eulenblues.
Dies regte den Meister zu der vorliegenden Arbeit an. Er malte ein Schneeeulenpaar, das am Stutzflügel die Korken knallen lässt. Anstelle der Notenblätter steht übrigens ein kleines Kopfkissen, was immer damit auch angedeutet sein will. Die Figuren samt Instrument stehen auf einem aufgeschlagenen Buch. Damit spielen das Schreiben und der Verlag ins Bild.
Die seitlichen Vorhänge deuten auf das Bühnenhafte der Szene hin. Das fröhlich feiernde Paar agiert vor einer nachtblauen Sternenkuppel, die wiederum auf Karl Friedrich Schinkels faszinierendes Bühnenbild für den Auftritt der Königin der Nacht in Mozarts »Zauberflöte« anspielt.
Mit diesem Motiv grüße ich die Leser und Freunde meiner Blogs ganz herzlich. Ich wünsche Euch für das neue Jahr alles erdenklich Gute, Gesundheit, Glück in der Liebe, Erfolg in Familie und Beruf, Freude beim Umgang mit den schönen und fröhlichen Dingen, die unser Leben bestimmen, und weiterhin Spaß im realen wie im virtuellen Leben!
Jan Bouman: Alle Jahre wieder Fröhliches Gefieder, 2000
Pastell auf Karton. 36 x 49 cm
© W. R. Frieling
Die Arbeit »Alle Jahre wieder Fröhliches Gefieder« des Niederländers Jan Bouman diente als Weihnachtskarte 2000/01 für den Frieling-Verlag. Es ging wieder darum, die Eule als Wappenvogel meines Unternehmens spielerisch einzusetzen. Schneeeulen versammeln sich deshalb zu einem illustren Kreis und verkünden die Weihnachtsbotschaft.
Die Damen des gefiederten Klangkörpers sind mit Perlenketten, die männlichen Eulen mit Smokingfliegen geschmückt. Einer der fröhlichen Sängerknaben kneift dem Betrachter ein Auge zu, damit diesem unmissverständlich deutlich wird, dass es um Spaß geht. Die versammelten Eulen sollten die Autoren des Verlages symbolisieren, deshalb singt ein jeder aus seinem eigenen Buch. Im Hintergrund wird ein geöffnetes Buch mit unbeschriebenen Seiten erkennbar, aus dem ein Feuerwerk empor schießt.
Um die Bildwirkung zu verstärken, hat der Künstler noch einen Rahmen gezeichnet, der das fröhliche Miteinander der Eulensänger unterstreicht.
Wie alle anderen Bouman-Motive wurde uns auch diese Postkarte (Auflage: 15.000) aus den Händen gerissen. Innerhalb kürzester Frist war sie ausverkauft. Wir erhielten begeisterte Zuschriften, und dem Maler wurde verdientes Lob gespendet. Lediglich eine ältere Dame meinte, der Künstler solle sich doch mal einen richtigen Chor ansehen. So jedenfalls stünde der nicht auf der Bühne, das Bild sei ergo »falsch«. Tja, so kann es dem Pinselheinrich gehen, wenn der Anspruch des hoch verehrten Publikums an den künstlerischen Realismus allzu hoch ist
Jan Bouman: Fröhliches Federlesen, 2001
Pastell auf Karton. 46 x 33 cm
© W. R. Frieling
Zwischen 1995 und 2004 schuf der niederländische Maler Jan Bouman eine Reihe von Aquarellen, die ich als Illustrationen für Kataloge und Informationen sowie als Grußkarten zum Jahreswechsel einsetzte. Dabei ging es immer um Eulen. Die Eule war Motiv des Verlages Frieling & Partner, den ich gegründet und zwanzig Jahre lang geführt hatte und so schien es mir sinnvoll, das Wappentier in jeder Spielart zu variieren.
Die Eule gilt allgemein, besonders in Sagen, in der Heraldik und in Tierfabeln als Symbol der Weisheit und Klugheit. Viele Naturreligionen sehen die Eule als heiligen Vogel. Bei den nordamerikanischen Indianern gilt die Eule als Unterstützerin der Seelenwanderung zwischen den Welten. In der Eule wird auch eine Art Schutzgeist gesehen. Das Annageln eines Eulenschildes an Gebäuden war früher verbreitet, um gegen Feuer und Blitzschlag zu schützen.
»Meyers Konversationslexikon« von 1886 schreibt über den Mythos der Eule in der Antike: »Bei den Griechen, namentlich in Athen, galt die Eule als ein der Athene heiliger Vogel und demnach als Verkünderin des Glückes. Sie wurde hier stets neben dieser Schutzgöttin der Stadt abgebildet, und sowohl auf den athenischen als auf den Kolonialmünzen nahm sie ihren Platz neben der Pallas ein. Wegen ihres Aufenthalts an einsamen Orten und ihres Umherschweifens galt sie zugleich als Symbol des tiefen unermüdeten Studiums«. Überdies wird auch das entscheidende Kennzeichen hervorgehoben, das die Eulen vor anderen Vögeln auszeichnet: »Die Augen sind auffallend groß, nach vorn gerichtet …«.
Es ist faszinierend, den anscheinend verwundert nach vorn schauenden Vogel vor sich zu sehen, und die Vorstellung kann entstehen, dass es die Eule sein müsste, wenn es überhaupt einen Vogel gäbe, der lesen könnte. Deshalb wählte auch der »Verein der Freunde der Königlichen Bibliothek« 1914 die auf einem Buch sitzende Eule als Wahrzeichen. Die heutigen »Freunde der Staatsbibliothek« nutzen eine neue, zeitgemäße Eule nur noch aus Augen bestehend als Signet. Solange es Exlibris, das sind in den Buchdeckel eingeklebte, künstlerisch gestaltete Bucheignerzeichen, gibt, zierte immer wieder einmal eine Eule diese kleinen Kunstwerke, als Allegorie, bei der Lektüre eines Dokumentes, als Wappenvogel oder in einer Landschaft.
Unter dem Markenzeichen der in ihrer modernen Form stilisierten Frieling-Eule erschienen Tagebücher, Autobiographien, Erinnerungen und Lebensschilderungen. Es wurden Märchen, Novellen, Tiergeschichten, Reiseerzählungen, zeit- und religionskritische Sachbücher sowie populärwissenschaftliche Arbeiten verlegt. Die Eule wurde zum Symbol des einzigartigen Verlages aus Berlin, der Autoren half, ihre Bücher herauszubringen, und der durch seinen Einsatz für neue Autoren bekannt wurde. Im Sinne einer Autorenedition sollte jedem, der die erforderlichen Mittel bereit stellt und den nötigen Willen aufbringt, Gelegenheit gegeben werden, seine literarischen Arbeiten einer interessierten Leserschaft vorzulegen.
Pünktlich zur Eröffnung der »Internationalen Frankfurter Buchmesse« im Oktober präsentierten wir jedes Jahr einen voluminösen Verlagskatalog unter dem Titel »Bücher im Zeichen der Eule« mit Neuerscheinungen des Verlages. Wurde dieser Katalog in den Anfangsjahren noch schwarzweiß und ohne Abbildungen gedruckt, war bald klar, dass es ein farbenfroher Katalog sein sollte, der die Philosophie des Verlages, ein multikulturell-buntes Universum abzubilden, auch optisch unterstrich. Auf jedem Titel prangte eine phantasievolle Eulen-Illustration von Jan Bouman, die in intensiven Beratungen zwischen Künstler und Verlag eigens für das Verzeichnis geschaffen wurde. In diesem unverwechselbarem Gewand leistete der Katalog unverzichtbare Hilfe beim Abverkauf der Bücher, viele Sammler gingen bald allein wegen der vergnüglichen Titelabbildungen auf die Suche nach älteren Ausgaben und freuten sich schon auf die neuen Ideen, die wir uns in Verbindung mit der Eule einfallen ließen.
Bald druckten wir von den einzigartigen Eulengemälden auch hochwertige Grußkarten, die an Autoren, Buchhändler, Journalisten und alle verschickt wurden, die sich für unser Programm interessierten. Aufgrund ihrer unverwechselbaren optischen Erscheinung entstand aus dem Wegwerfprodukt Katalog auf diese Weise eine eigenes Kunstbuch, das einen enormen Erinnerungswert besaß und von seinen Empfängern gesammelt wurde. Im Jahr 2001 sprengte die Vielzahl der Bücher schließlich den Rahmen eines Katalogbuches. Mit fast 400 Seiten Umfang und tausenden abgebildeten Buchumschlägen war unser Verzeichnis lieferbarer Bücher einer der umfangreichsten vollfarbigen Kataloge, der jemals im deutschen Buchhandel aufgelegt wurde.
Der niederländische Maler Jan Bouman hat wesentlichen Anteil an der unverwechselbaren Anmutung, die den Frieling-Verlag auszeichnete. Boumans Bilder sind heute heiß begehrt, und es bestehen lange Wartelisten, um ein Original des Meisters zu erwerben. Das oben abgebildete Motiv zeigt eine Schneeeule, die auf einem Frieling-Buch wie auf einem Snowboard durch einen verschneiten Winterwald saust, während eine zweite Eule im Schein einer Leselampe in einem Frieling-Buch liest. Eingesetzt wurde das Bild als Grußkarte zum Jahreswechsel 2001/2002.