Malen ist Balsam für die Seele
Um mich vom Scheiben abzulenken, schenkte mir meine Traumfrau vor Jahren einen Malkasten, und es ist unglaublich, wie leicht und unbeschwert ich mich seitdem an die Staffelei setze und in fetten Farben rühre. Meist komme ich mir vor wie ein spielendes Kind, und selten bin ich so tiefenentspannt und gut drauf wie beim Malen.
Malen macht Spaß
Hoch lebe der Dilettant. Freie Bahn dem Talentlosen! Oder um mit Goethe zu sprechen, der zeitlebens davon träumte, Kunstmaler zu werden: »Ich bin zu alt, um von jetzt ab mehr zu tun als zu pfuschen.«
Mir schenkt es unendlich Freude, Farben zu mischen und diese mehr oder weniger unbeholfen auf Leinwand zu tupfen, zu streichen und zu massieren. Dabei sehe ich selbst nach kurzer Zeit aus, als hätte ich in Farbe gebadet. Auf unbegreifliche Weise sind Hände und Arme, später auch Tisch und Stuhl mit Farbe befleckt.
Mittlerweile sitze ich auf einem mit Laken verhüllten Gartenstuhl, der Tisch ist mit Zeitungspapier bedeckt. Aber ich schaffe es trotzdem, mit meinen farbigen Armen unabsichtlich irgendwo gegen zu kommen und Spuren am Hausrat zu hinterlassen.
Ein professioneller Maler würde vermutlich die Hände über dem Kopf zusammen schlagen. Aber das ist mir schnuppe!
Ich habe mit dem Malen ein Hobby entdeckt, das mich unbeschwert spielen lässt. Auf der sonnigen Terrasse meiner mallorquinischen Wohnung in lauer Luft mit Blick auf Palmas Kathedrale sitzen und sich spielerisch betätigen – was gibt es Schöneres?
Eines schönen Tages werde ich eine Ausstellung in einer Galerie der Schickeria veranstalten und mein Œuvre zu Phantasiepreisen einem in sich selbst verliebten Publikum feilbieten …
Schreiben ist Arbeit
Wie viel schwerer fällt mir hingegen das Schreiben!
Schreiben empfinde ich im Unterschied zum Malen als Arbeit. Immerhin mußte ich damit ein Leben lang mein Brot verdienen.
Beim Schreiben habe ich einen turmhohen Anspruch, und darüber stolpert die Leichtigkeit. Schreiben fällt mir schwer, denn ich denke immer, es müsse Gewichtiges aus meiner Feder wachsen.
In diesem Punkt bin ich also gründlich verbildet, obwohl ich mein Lebtag für die Leichtigkeit des schriftstellerischen Seins plädiert habe. Im Ergebnis erweist sich mancherlei als Lebenslüge und Selbstbetrug.
Es ist nicht jeder ein Künstler, der sich dafür hält und seinen Talenten freien Lauf lässt.
Es wächst nicht jeder zum Schriftsteller, nur wenn er seine innere Stimme zu Papier bringt und sich berufen fühlt.
Doch es sollte alles unternommen werden, um seinem Stern zu folgen und sich selbst zu verwirklichen.
Ja, wie schön!
Wenn etwas leicht wirkt, wenn etwas leicht ist, steckt meist eine ungeheure Arbeit dahinter. Das ist keine Plattitüde, keine vorauseilende Selbstinschutznahme, es ist Realität.
Ausnahmen bestätigen vielleicht die Regel. Aber die Regel ist nun mal: „Soll’s leicht sein, steck Arbeit rein!“ ©jofl 😉 [der, wie könnte es anders sein, am Schreibtisch hocken muss]
Lieber Rupi,
ich bin begeistert. Glückwunsch. Der blaue Fisch gefällt mir sehr.
Überhaupt, was man mit Liebe tut, wird meistens gut, das ist mein Spruch.
Manchmal staune ich, was es für schreckliche Bilder gibt und dass sie plötzlich hochdotiert
werden und in der Kunstszene ihre Liebhaber finden.
Denke mir, auch das wird dir gelingen.
Male doch mal als Dank deine Traumfrau nackt im Meer umschwärmt von Fischen.
Sitzend auf einem Felsen, liegend, in allen Varianten.
Es wird ein einschlagender Erfolg. Manches braucht seine Zeit.
Frank Zander malt auch Bilder mit Fischen.
Kennst ihn ja als schrägen Sänger. Und er bringt sich für Obdachlose ein.
Mir gefällt sein Lied: »Ich trink auf dein Wohl Marie«.
Ich sah ihn vor Jahren hier in der Leipziger Sternburgbrauerei singen.
Ich habe ihm mal per FB geschrieben, dass ich gerne Zanderfilet esse. Er musste lachen. Ansonsten dränge ich mich nie auf. Er ist nur so etwas wie eine lustige Nudel.
Wünsche viel Erfolg.
Hesse, Hermann hat gesagt: Jeder kann malen. Und hat angefangen, allerdings weil der Doktor ihm gesagt, er solle nicht so viel Schreiben, daß tut den nicht gut. Prompt hat es getan. Man weiß ja, wie schön seine Bilder wurden.
Deine Bilder spiegeln viel von Dir, von Deiner Vielfältigkeit wieder! Ich bin begeistert – mag Deine Wahl der Farben!
Das hat was! Bin leider nicht in der Einkaufskomission der MOMA wie Julia Stoschek. Wenn sich deine Bilder bewegen würden, würde ich Julia Stoschek wegen der der Einlieferungsmodalitäten für die MOMA antippen. 😉
Trotzdem. Die MOMA wirft nix weg. Einfach eigene Kunst eintüten, zur Post schleppen und geduldig warten. Irgendwann kommt eine nichtssagende Antwort. Fakt aber ist, man landet im Fundus, im Archiv der MOMA und irgendwann im Künstlerkatalog, wie dazumals bei Thieme Becker oder Vollmer.
Dem Nicht-Mimen flicht die Nachwelt manchmal oder oftmals viele Kränze.
😉 Richard
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Naive Kunst 2018.
Ich würde sie bei ebay einstellen.
J
Jo, du warst heute früh an der Staffelei? Warum sollte es hier im Kanarischen Maspalomas dann so einen kitschig schönen Sonnenaufgang gegeben haben? Jetzt isses mir Klar wie Atlantikwasser: der Rupi kleckst an seiner Staffelei herum und ich habe heute früh sas Vergnügen. Ich wünsche Dir ausgiebig viel Spass beim Malen. Sieht gut aus.
Toller Beitrag. Ich habe das Malen auch durch Zufall für mich entdeckt. Ich bin damals von Essen nach Berlin gezogen, was ziemlich spontan war. Dementsprechend war meine Wohnung nicht möbiliert und ein Fernseher war auch nicht vorhanden. Ich hatte noch ein Set Ölfarben gehabt, was ich damals zum Geburtstag Geschenk bekommen habe und hab einfach aus heiterer langweile einfach losgelegt und musste Festellen, wie ich dadurch meine Gedanken und täglichen Stress, mit dem Malen abbauen konnte. Jetzt kann ich garnicht mehr darauf verzichten.
Schöne Bilder! Tolle Farben! Ich dilletiere auch malend vor mir hin. Anfangs hatte ich Angst, dass es das Schreiben verdrängt oder zuviel Zeit einnimmt. Aber im Gegenteil: Das Malen regt meine kreative Ader an und ich schreibe mehr.