Osnabrücker Friedenspanzer? – Das Thema KI-Kunst elektrisiert kreative Geister. Von allen Seiten werde ich gebeten, Einführungen in diese wundervolle neue Möglichkeit zu geben, sich in neuen Dimensionen zu entfalten. So geschah es auch bei meinem jüngsten Besuch in Osnabrück, wo ich den Dada-Artist Brunopolik besuchte, mit dem mich eine jahrzehntelange tiefe Freundschaft aus Bloggerzeiten verbindet. Er forderte mich heraus, einen »Friedenspanzer« mittels KI (künstlicher Intelligenz) zu entwickeln, also ein Paradoxon zu schaffen. Das war keine leichte Aufgabe! Nun berichtet der Osnabrücker Künstler von seinen Erfahrungen. HIER geht es weiter →
Die Hafermilch hat Calcium
Man macht jetzt Wurst aus alten Pferden!
Das Weib bleibt ein Mysterium –
Kann man von Kaffee süchtig werden? HIER geht es weiter →
Prinz Rupi visualisierte die Ursonate des Merzkünstlers Kurt Schwitters aus dem Jahre 1932 auf seinem YouTube-Kanal (Zum Betrachten bitte Bild anklicken)
Soeben visualisierte Prinz Rupi eines der kostbarsten Erbstücke Kurt Schwitters: die »Sonate in Urlauten«, auch »Ursonate« genannt. Mit Schwitters Stimme bietet der kurze Film eine einzigartige Komposition von Vogelgesang, zu deren wahrem Genuss es allerdings Einfühlungsvermögen und Offenheit bedarf.
Schwitters war Maler, Bildhauer, Raumkünstler, Dichter, Autor, Philosoph, Werbegrafiker und Redakteur in einem. Alles, was das am 20. Juni 1887 in Hannover geborene Multitalent berührte und schuf, wurde zur Kunst. Sein Einfluss auf die künstlerische Entwicklung des 20. Jahrhunderts war beträchtlich, und wer über Konstruktivismus, Surrealismus und Dada spricht, kommt an seinem Werk nicht vorbei.
Wenn unterschiedliche Kulturen aufeinandertreffen und nicht miteinander reden (können), kann es schnell zum Zusammenprall kommen. Oder frei nach Brecht: Was ist ein Angriff auf eine Straßenbahn gegen einen Angriff auf einen Kontinent?
An der einstigen Prachtstraße, die in die Stadt führte, wurde viel gebaut und gemacht. Das anno Tobak zur Parade von Pferden und Kutschen geschaffene großzügige Straßenbild entwickelte sich zur Durchfahrtsstraße. Die Fahrbahn prahlt in beiden Richtungen mit mehreren komfortablen Spuren. HIER geht es weiter →
Horst A. Bruno ist ein Phänomen: Er malt und schreibt seit mehr als einem halben Jahrhundert, verbirgt seinen Klarnamen aufgrund gesellschaftlicher Zwänge unter einem Pseudonym und ist immer noch ganz vorn dabei, wenn es um die Nutzung neuer Medien zur Verbreitung seiner Kunst geht. Ruprecht Frieling besuchte den 1938 geborenen Osnabrücker Blogger, Querdenker, WebARTisten und Dada-Nerd, der als Brunopolik durch die virtuelle Welt turnt. HIER geht es weiter →
Inmitten schwirrender Engel, barocker Putten, pinkelnder Möpse, krächzender Hühner und farbenprächtiger Kleinstlandschaften thront mit einer schwarzen Katze Dietlind Preiss. In jahrzehntelanger Feinarbeit schuf die gebürtige Ostpreußin, die es auf der Flucht mit den Eltern nach Hannover verschlug, einen eigenen Kosmos von Kunst, Kitsch und Kram. Hier entstanden hunderte Unikate, die Kunstliebhaber in aller Welt fanden.
Zierfische in Fensterbuchten,
starren stumm auf Straßenschluchten.
Zwei Schatten wühlen dort in Tonnen,
Frau Sonne onaniert voll Wonnen.
Eine großartige Version von Jarrys Drama „König Ubu“ zeigt das Wandertheater „Ton & Kirschen“ Fotos: © W. R. Frieling
Einer der ältesten Texte, der dem Surrealismus ebenso wie Dada zugeordnet wird, stammt von dem französischen Autor Alfred Jarry und heißt König Ubu (im Original: Ubu Roi). Das Drama in fünf Akten wird sowohl gern im Französischunterricht gelesen als auch auf der Bühne von alternativen Theaterensembles aufgeführt und erfreut sich in jüngerer Zeit wachsender Beliebtheit.
Vater Ubu ist ein genusssüchtiger fetter Wanst, der nur an sich und seine heiß geliebte Leberwurst denkt. Der ständig wüst schimpfende Ubu steht aber auch als Metapher für das Monster, das im Menschen steckt. Er verkörpert die Fleisch gewordene Lust am Fressen, Rauben und Morden.
Mit Hilfe seiner Frau, die ihn aufstachelt und mittels einiger Getreuer, denen er Privilegien verspricht, ermordet Ubu den König von Polen, übernimmt die Staatsgewalt und setzt sich selbst die Krone auf. Als König Ubu presst er fortan seine Untertanen aus und lässt dabei alle Widersacher ebenso schnell beseitigen wie die reichen Adligen, deren Besitztümer er sich aneignet.
Die alten Eliten sind ihm zu kostspielig, für das Geld könne man besser Leberwurst konsumieren. Sie enden im Schnellverfahren in der Enthirnungsmaschine.
König Ubu will schließlich den russischen Zaren unterwerfen und zieht gegen Moskau. Dabei erweist er sich als feige und ängstlich. Während seine Leute sterben, macht er sich zynisch aus dem Staub und flieht mit seiner Frau und einem Teil der geraubten Schätze nach Frankreich, wo er als Doktor der Pataphysik unterschlüpft.
Autor Alfred Jarry schuf mit dem kritischen Text einen nahezu zeitlosen Kommentar zu gewissenlosen Machtmenschen und Diktatoren, der heute ebenso gültig ist wie vor mehr als 100 Jahren. Vor allem mit Ubus berühmten Schimpftiraden löste er bei der Uraufführung in Paris anno 1896 einen handfesten Theaterskandal aus. Erst viel später sollten Kritiker erkennen, dass dem exzentrisch-genialen Autor ein Wurf gelungen war, der den Beginn des modernen Dramas in Frankreich kennzeichnet.
Jarrys Text ist von teilweise ätzender Komik und mischt Techniken der burlesk-derben Commedia dellarte mit intellektueller Sprachkomik. Mit teilweise absurden Pointen assoziiert er Gedanken über die Verführbarkeit des Menschen durch das Ungeheuer, das ein Teil seiner selbst ist und dem er nur allzu gern gehorcht.
Der Autor überzeichnet das Böse und überspannt den Bogen dabei derart, dass Grauen in Gelächter umschlägt. So wird der Schauder zur Groteske, und indem dem Rezipienten keine andere Chance bleibt, als sich lachend zu distanzieren, mag er die Furcht vor dem Wiederaufleben einer Diktatur abbauen, deren zyklisches Auftauchen Jarry lange vor der Ära des Faschismus in der Natur des Individuums festmachte.
Von Alfred Jarry (1873 1907) stammt auch der Roman Heldentaten und Ansichten des Doktor Faustroll. Dieses Werk gilt als Gründungsdokument der von dem Autor erfundenen Pataphysik, der Wissenschaft von den imaginären Lösungen, die der Blogger Trithemius gern zitiert. In dem Werk wird die abenteuerliche Seereise des Doktors der Pataphysik Faustroll mit einem Gerichtsvollzieher und einem Pavian auf der Seine beschrieben.
Alfred Jarry: König Ubu
Verlag Reclam, Ditzingen 1995
ISBN 978-3150094464
80 Seiten 2,60
Das Avant-Avantgarde-Magazin Das Dosierte Leben rief seinen „inneren Zirkel“ auf, die Zeitschrift auf dem entspannenden Weg zum Schmetterling zu begleiten und eine Kleinigkeit zum Stichwort Metamorphose beizusteuern.
Als getreuer Innerzirklist eilte ich darauf umgehend in den Palastgarten, um mir ein paar hochlyrische Zeilen abzuringen. Dort wurde ich von einem freundlichen Tagpfauenauge begrüßt, das sich am Sommerflieder delektierte und dabei ablichten ließ.
Die auf einen Zeitungsrand gekrakelte Ode wurde umgehend vom prinzlichen Postamt an den herausgebenden König der Dosen per Elektrobrief gesandt. Seine Prächtigkeit stopfte die epochalen Verse mit einem »Manifest der Arroganz«, einer Prise New Rave-Kultur und einem Quantum Dosenrevival in sein neuestes Heft, das PENG! auf meinem Tisch landete.
Dieses abwechslungsreiche, kreativ gestaltete und jedem Freund von Dada und Absurdem ans Herz gelegte Heft wiederum motivierte mich, meine gereimte Apokalypse eines Schmetterlings ausserdem noch auf meinen Tuben-Kanal zu stellen..
Das Dosierte Leben Avant-Avantgarde-Magazin
15. Jahrgang Ausgabe 83 6,12
c/o Jochen König Dr.-Weiss-Strasse 3/5 69412 Ebersbach
Die lange Odyssee des Lügenmuseums
Nach jahrelangem Rechtsstreit wurde das Lügenmuseum im brandenburgischen Gantikow zum 22. Juli 2010 fristlos gekündigt. Das Gutshaus, in dem das Museum 20 Jahre lang residierte, musste nach einer Fristverlängerung bis zum 31. Oktober 2010 besenrein geräumt werden. Das von dem Künstler Reinhard Zabka geführte Museum hatte sich mit seinen ungewöhnlichen Präsentationen und Aktionen in den letzten Jahren zu einem Publikumsmagneten in der Region entwickelt. Zwanzig Jahren lang konnten die Besucher erleben, wie Zabka an diesem Lügenmuseum arbeitete und seinem Leitspruch folgte: Ziele nach dem Mond, selbst wenn du ihn verpasst, wirst du zwischen den Sternen landen. Inzwischen hat das Lügenmuseum einen neuen Standort in der Kötzschenbrodaer Strasse 39, 01445 Radebeul, gefunden. Aber auch hier wollen die Kulturpolitiker lieber »repräsentative« Kunst statt einen Ort ungestümer Kreativität. Die Odyssee scheint damit noch nicht zu Ende …
Die Ostprignitz nordwestlich von Berlin birgt Namen aus der Schatzkarte von Theodor Fontane: Die Ortschaft Ribbeck findet sich dort, Sitz derer von Ribbeck und heute noch Standort des viel zitierten Birnbaums. Nachfolger des berühmten Landadeligen sind wieder in den verschlafenen Flecken gezogen und vertreiben Birnenschnaps. Schloss Rheinsberg, das in der DDR-Zeit verdiente Ausgebrannte des Volkes beherbergte, übte schon Anziehungskraft auf Kurt Tucholsky aus. Heute laden über 50 Festsäle und Kabinette, darunter der Muschelsaal, zu einer Reise in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts ein. Und in Kampehl lockt seit Jahrzehnten eine der unheimlichsten Mumien der Welt, der mumifizierte Ritter Kahlbutz mit seiner schrägen Geschichte. Damit ist das Potpourri an bekannten Sehenswürdigkeiten allerdings bereits weitgehend erschöpft. HIER geht es weiter →