Abschied mit Wehmut: Clown-Museum Leipzig schließt seine Tore
Von Prinz Rupi
Ein Hauch von Wehmut, gemischt mit der Fröhlichkeit eines Straßenfestes, lag über Leipzig-Reudnitz, als das Clown-Museum Leipzig sich am 27. Juli 2024 von seinen Freunden und Förderern verabschiedete. Die einzigartige Sammlung, die in Leipzig keine städtische Anerkennung fand, emigriert in das Zirkus- und Clownmuseum Wien. Ein Verlust für Leipzig, ein Gewinn für die österreichische Hauptstadt.
Entstanden aus Begeisterung: Clown-Museum Leipzig
Hans-Dieter Hormann, der engagierte Direktor des Clown-Museums, begann seine lebenslange Leidenschaft für Clowns schon als Neunjähriger. »Wir hatten als Nachkriegskinder nur unsere Fantasie«, erinnert sich der 1948 in Mönchengladbach geborene Wahl-Leipziger. Im Schaufenster eines Spielwarengeschäfts seiner Heimatstadt erblickte er eines Tages eine Figur mit roter Nase und geschminktem Gesicht. Das Bild ließ ihn nicht mehr los und führte ihn in die Welt der Clowns, die er in der Bücherei weiter erforschte. Besonders die Biografie des legendären Clowns Grock weckte seine Neugier und legte den Grundstein für seine spätere Sammlung.
Faszinierende Welt der Clowns
Hormanns Forschergeist führte ihn zurück bis ins Jahr 550 v. Chr., zu den griechischen Göttern Apollon und Dionysos, die laut Mythologie von Zeus auf die Erde geschickt wurden, um die Menschen zu erheitern. Über die Jahre hinweg sammelte er nicht nur Wissen, sondern auch zahlreiche Exponate: Bücher, Figuren, Bilder und Plakate, die schließlich 1991 mit ihm nach Leipzig kamen. Dort gründete er 2007 den Verein »Dipetos Welt der Clowns«, aus dem 2008 das Clown-Museum entstand.
Einzigartige Sammlung von Chaplin bis Grock
Mit seiner einzigartigen Sammlung, die von Originalbriefen von Charlie Chaplin bis zu Requisiten weltberühmter Clowns wie Grock, Charlie Rivel und Antoschka reichte, zog das Museum viele Besucher an. Doch trotz des Erfolgs platzte das Museum bald aus allen Nähten und blieb ohne Unterstützung oder Träger. Acht Jahre lang bemühte sich Hormann vergeblich um Unterstützung von der Stadt Leipzig.
Leipzig, die Stadt mit reicher Clown-Tradition
Ein bitterer Aspekt, wenn man bedenkt, dass Leipzig eine ungewöhnlich reiche Clown-Tradition hat. Bereits 1455 wurde der erste Clown der Stadt geboren, über ihn schrieb Hans Sachs. Leipzigs Theatergeschichte ist eng mit der Clownerie verknüpft, vom symbolischen Akt der Vertreibung des Hanswurstes durch Caroline Neuber und Prof. Dr. Gottsched im Jahr 1737 bis hin zu sechs Varietés Anfang des 20. Jahrhunderts, wo weltberühmte Künstler präsentiert wurden. Doch nach der Wiedervereinigung Deutschlands verlor die Stadtverwaltung jedes Interesse an dieser kulturellen Tradition.
Leipziger Exponate künftig in Wien
Nun findet die Sammlung von Hans-Dieter Hormann ein neues Zuhause in Wien. Ab Oktober 2024 werden die Schätze des Leipziger Clown-Museums im Zirkus- und Clownmuseum Wien beheimatet sein. »Es macht mich stolz, dass Wien meine Sammlung zeigt, obwohl ich traurig bin, dass Leipzig kein Interesse am Fortbestand des Museums zeigte«, sagt Hormann mit einer Träne im Knopfloch, als er von Clown Monello, einem Leipziger Original, eine Blume aus Luftballons entgegennimmt.
Mit der Schließung des einzigen deutschen Clown-Museums geht eine Ära zu Ende. Doch die Erinnerung an die bunten Figuren und ihre Geschichte wird weiterleben – nicht in Leipzig, aber in Wien, wo die Magie der Clowns weiterhin Herzen erfreuen wird.
Gedicht zur Schließung des Clown-Museums
Schlaraffen-Ritter ELHA alias Heinz Diedrichsen hat zum Abschied des Leipziger Clown-Museums ein Gedicht geschrieben:
In einem Zelt aus buntem Licht,
ein Clown erscheint, das Gesicht Bände spricht.
Sein Lachen strahlt wie Sonnenschein,
führt in die Weisheit der Welt hinein.
Wie ein Schmetterling zart und bunt,
fliegt durch die Luft, spielt Magier der Stund.
Seine Träume sind wie Seifenblasen,
schillernd, flüchtig, kaum zu fassen.
Jongleur mit sparsamen Worten und Zeichen,
füllt die Manege, lässt Phantasien entweichen.
Gedanken wie bunteste Luftballons,
schweben empor, Klang besinnlichen Tons.
Wie eine Marionette geführt durch wissende Hand,
öffnet er sein Wunderland.
Seele offenbart sich in Vielfalt als Buch,
Tiefe versteckt im wortlosen Spruch.
Regenbogen nach dem Sturm,
er leuchtet auf, ist Riese und Wurm.
Entfaltet Frohsinn wie ein wilder Fluss,
strömt dahin, ohne Rast, bis zum Schluss.
Der Vorhang fällt, der Clown verschwindet,
zurück bleibt ein Mensch, der sich im Geben findet.
Im Lachen und Weinen die Welt beschreiben,
Talent und Berufung, man darf ihn beneiden.
schöner Abschiedskommentar von Dir, beeindruckendes Abschiedsgedicht von Schlaraffen- Ritter ELHA … und die beiden **roten Clowns-Nasen einfach nur süß**
Dankeschön, liebe Anne!
Heinrich Heine wird der Satz zugeschrieben: „Die Clowns sind die Philosophen unter den Narren.“
Eine wahre Clownsgeschichte: Antônio de Oliveira Filho war in seiner Kindheit ein großer Fan eines Zirkussclowns in seiner Umgebung von Sao Paulo. Der Clown hieß „Carequinha“. Antônios Mutter und Antônios Freunde begannen daher ihn „Careca“ zu bezeichnen. Antônio de Oliveira Filho ist bis heute in Europa (insbesondere in Italien und dort ganz speziell in Neapel, wo er zusammen mit Maradona drei Pokale für den SSC Neapel einfuhr) als „Careca“ bekannt. Careca spielte bei der WM 1986 in Mexiko mit den Stars Socrates und Julio Cesar zusammen in der brasilianischen Nationalmannschaft, bei der WM 1990 ebenfalls als Stammspieler und spielte mit den Deutschland sehr bekannten Dunga und Jorginho. (Quelle: persönlicher Kontakt mit Antônio de Oliveira Filho)
Funfakt: Aufgrund jener WM 86 und Carecas Spiel habe ich „Careca“ für mich in den 90igern im Internet als Pseudo geführt.
Endlich enthüllst du die wahre Geschichte hinter deinem Nick, lieber Franz! Antônio de Oliveira Filho sang angeblich schon seiner Kindheit oft Lieder des Clowns, was ihm den Spitznamen „Careca“ einbrachte, was wiederum auf Portugiesisch „glatzköpfig“ bedeuten soll. Um diesen Anspruch zu erfüllen, solltest du dein Haupthaar scheren 😉
Ja, „Careca“ heißt „Glatzkopf“. Vor einem Jahr war ich oben ohne. Die Reaktion meiner Umgebung war erhellend.