John Mayall, Godfather der »Bluesbreakers« und Vater des britischen Blues, ist am 23. Juli 2024 im Alter von 90 Jahren in seinem Haus im Laurel Canyon, Kalifornien, verstorben. Für Bluesfreunde weltweit ist dies ein schmerzlicher Verlust.
John Mayall: Ein Leben für den Blues
Ich führe keine Blues-Buchhaltung, aber 50 Konzerte von John Mayall habe ich bestimmt gesehen. Eine Zeit lang bin ich ihm regelrecht nachgereist auf seinen Europa-Tourneen, die ihn häufig durch Deutschland und Österreich führten. Gerne erlebte ich die Konzerte in Begleitung treuer Freunde. Für mich zeigt sich meine Hingabe für den Stil dieses einzigartigen Musikers in lebenslanger Wertschätzung, die ich diesem stets freundlichen und zurückhaltenden Allroundinstrumentalisten und Bandleader entgegenbrachte.
John Mayall live: Parchman Farm
Die Anfänge einer Legende
Mayalls musikalische Reise begann schon früh, inspiriert von seinem Vater Murray Mayall, der selbst Gitarrist und Jazzliebhaber war. John brachte sich das Spielen von Klavier, Gitarre und Mundharmonika selbst bei. Meistens spielte er in kleineren Hallen und Clubs. Einen großen kommerziellen Durchbruch konnte er nicht schaffen, da seine Stücke dem Massengeschmack zuwiderliefen: Sie sind zu filigran gearbeitet.
John Mayall 50 years ago: Stormy Monday Blues
Ein umfangreiches musikalisches Erbe
John Mayall hat im Laufe seiner Karriere rund 70 Alben veröffentlicht. Diese Zahl umfasst sowohl Studio- als auch Livealben, die er mit den Bluesbreakers und unter seinem eigenen Namen herausgebracht hat. Sein letztes Album erschien 2022 unter dem Titel »The Sun Is Shining Down«. Diese Aufnahme klingt perfekter und lebt von einer unglaublich guten Band, die von zahlreichen Gastmusikern begleitet wird, darunter Melvin Taylor, Marcus King, Buddy Miller, Scarlet Rivera, Mike Campbell, Jake Shimabukuro und Carolyn Wonderland.
John Mayall live: I want all my money back
Vermächtnis eines Unermüdlichen
Das von Mayall selbst mit spielerischer Eleganz gespielte Stück »A Quitter Never Wins« steht programmatisch für sein Leben und sein Verhältnis zur Musik: »Wer aufgibt, der verliert«.
Siebzig Jahre Bühnenerfahrung! – Wenn man bedenkt, wie laut in den Anfangsjahren gebrüllt werden musste, weil keine vernünftigen Verstärkeranlagen vorhanden waren. Bald krächzten die Stimmen wie alte Wagen, die sich holterdiepolter einen endlosen Schotterweg ausgesucht hatten. Doch Mayall singt auch auf dieser letzten Platte wie in jungen Zeiten, und die lagen bereits ein halbes Jahrhundert zurück.
Aus dem Leben von John Mayall
Eine berühmte Anekdote über John Mayall stammt aus den frühen Tagen seiner Karriere. In den 1960er Jahren, als er noch in kleinen Clubs in London spielte, fand ein Konzert in einem kleinen und schlecht beleuchteten Club statt. Während einer besonders intensiven Jam-Session mit Eric Clapton, der damals Mitglied der »Bluesbreakers« war, fiel plötzlich der Strom aus. Anstatt das Konzert zu unterbrechen, spielten Mayall und Clapton weiter. Sie improvisierten ein akustisches Set, das das Publikum in seinen Bann zog. Die Stille des Raumes, nur unterbrochen von den akustischen Klängen ihrer Gitarren, schuf eine magische Atmosphäre. Mayalls Hingabe zur Musik und seine Fähigkeit, aus jeder Situation das Beste zu machen, waren unerschütterlich.
Eric Clapton über John Mayall
Sichtlich bewegt äußerte sich Eric Clapton in einem Facebook-Video zum Ableben von John Mayall und sagte u.a.: »Er war mein Mentor und auch ein Ersatzvater. Er lehrte mich alles, was ich wirklich weiß, und gab mir den Mut und die Begeisterung, mich ohne Angst und ohne Grenzen auszudrücken. Und alles, was ich ihm dafür gegeben habe, war, wie viel Spaß es machte, zu trinken und Frauen aufzureißen, als er bereits ein Familienvater war. Und das möchte ich wieder gutmachen. Ich habe das getan, als er noch lebte, und ich habe offensichtlich inzwischen gelernt, dass das nicht die beste Art ist, weiterzumachen.«
R.I.P. John Mayall
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