An den am 16. April 2002 mit 56 Jahren früh verstorbenen Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner Herbert Wernicke und das von ihm geschaffene eigene Welttheater erinnert ein üppiger Bildband aus dem Schweizer Schwabe-Verlag. Für Wernicke-Fans unter den Opernfreunden ist die mit 350 Abbildungen reich geschmückte Gesamtwürdigung des Lebenswerks ein Muss.
Wernickes Werk ist ebenso Teil der Salzburger Festspielgeschichte wie er an den Opernhäusern von Frankfurt bis Madrid eindrückliche Spuren hinterließ. Schwerpunkt seiner Arbeit war Basel. Sein Verständnis von Bühnenbild war eine Raumidee, in der sich die Handlung organisch entwickeln kann. Es ging ihm dabei nicht um die pure Bebilderung eines Raumes beziehungsweise um Dekoration als um ein weitgehend ebenso abstrahiertes wie komplexes Gesamtbild.
Herbert Wernicke fühlte sich künstlerisch dem Barock und damit der Vorstellung der Bühne als Allegorisierung von Wirklichkeit verpflichtet. Die Malerei spielte in seinen Arbeiten stets eine deutliche Rolle. Stark setzte er auch auf tragende Symbole im Bühnenbild. Mehrfach tauchte in seinen Inszenierungen ein Flügel auf. Das Tasteninstrument steht als Gleichnis für das Kunstverständnis des aufgeklärten Bürgertums, das den schönen Künsten in seinem Denken weiten Raum gibt und sie hegt und pflegt. Kunst wird als befreiender Moment gefeiert, der vom Dunkel der realen Welt abhebt und sich gleichzeitig ausdrücklich vom kunstfeindlichen Kleinbürgertum distanziert.
Seinem Verständnis von Bühne als Gesamtkunstwerk entsprach seine Arbeitsteilung: Wernicke war Regisseur, Bühnenbildner, Beleuchter und Kostümbildner in einem. Um sich herum scharte er nach dem Werkstattprinzip Assistenten und Mitarbeiter, denen die Umsetzung seiner Entwürfe oblag. So schuf er ein ihm eigenes Bühnenuniversum, in das er die Sänger begleitete. Kritiker nannten dies Wernickes Welttheater.
Als Beispiel für seine Kunst sei die Inszenierung von Wagners Tetralogie Ring des Nibelungen zitiert. Die Szenographie bestand aus einem festen Bühnenbild für alle vier Teile: Der Bühnenraum wird beherrscht von einem fensterartigen Mauerdurchbruch, der den Blick auf ein faszinierendes Alpenpanorama freigibt. Hoch oben thront Walhall, die von den Riesen Fasolt und Fafner im Auftrag Wotans erbaute Götterburg. Allein durch die unterschiedliche Beleuchtung erscheint der Hintergrund mal erhaben prunkvoll, mal dekadent luxuriös, mal morbid und dem Untergang geweiht. Im Vordergrund agieren die Sänger.
Der vorliegende Bildband bietet neben 13 Aufsätzen, die kundig versuchen, sich der Regiewelt Wernickes anzunähern, einen eindrucksvollen Teil vom Werden einer Inszenierung. Anschaulich lässt sich der Weg einer Oper von einer Raumidee über Zeichnungen, Entwürfe, Modelle und Kostümbilder bis zu Proben und zur Aufführung nachvollziehen. Wernicke selbst beschrieb diesen Prozess wie folgt: Es ist wie bei jedem Stück, das erstmals aus so einem Urschwamm entsteht, eine Forschungsaufgabe: dahinterzukommen, was gemeint sein könnte, und das mit der eigenen Welt in Verbindung zu bringen, um durch Träume, Visionen oder auch etwas, was man im Alltäglichen sieht, eine Materialsammlung im Kopf zu veranstalten. Daraus entstehen dann manchmal Bilder und manchmal nicht.
Herbert Wernicke
Regisseur. Bühnenbildner. Kostümbildner
Schwabe Verlag Basel
ISBN 978-3-7965-2590-2
Statistiken sind eigentlich immer superverdächtig, zumal sie von vielen Seiten aus höchst unterschiedlich betrachtet werden können. Da mich aber heute bei Reparaturarbeiten an diesem Blog der Weg auf einen Datenfriedhof führte, stolperte ich über eine Zahl, die mich erstaunte: Exakt 1.046.308 Leser haben im Laufe der Jahre diesen Blog besucht. Mit dieser stolzen Zahl hatte ich keinesfalls gerechnet.
Eine Million Leser!
Hinzu kommen, um die Statistik zu zitieren, 304.266 Besucher des Blogs der Literaturzeitschrift, 140.289 Leser des OpernBlogs und 40.422 Gäste meines im Dornröschenschlaf liegenden KunstBlogs. Wer gern rechnet, der kommt auf insgesamt mehr als 1,5 Millionen Leser. Das sind stolze Zahlen, und ich danke allen Freunden, Förderern und Fans, die dieses phantastische Ergebnis ermöglichten. Für sein Durchhaltevermögen und seine unverwüstliche Treue liebe ich mein hoch verehrtes Publikum und sage allen Gästen herzlich:
Dankeschön!
Dankeschön auch für die 23.902 Kommentare, die allein auf diesem Blog hinterlassen wurden und Interessenten ein weites Feld für die Untersuchung des Phänomens Blogosphäre eröffnen.
Allerdings glaube ich, dass der Zenit des Bloggens seit einiger Zeit überschritten ist. Kurznachrichtendienste wie Twitter, Facebook und Google+ haben viele abgezogen, die früher ausführlich bloggten. Dies gründet meines Erachtens in dem geringeren Aufwand, der viele Netzbürger verleitet, immer kürzere Äußerungen in den virtuellen Raum zu pusten. Gleichzeitig sinkt die Aufmerksamkeitsspanne durch das überbordende Informationsangebot und führt zu einer oberflächlicheren Betrachtung der Zeitläufe.
Ich bin gespannt, wie die Entwicklung weitergeht
Typische Original-Graffiti von Miss.Tic an einer Häuserwand in St. Germain, Paris: „Les actes gratuits ont ils un prix?“ etwa: „Haben kostenfreie Handlungen/Akte (k)einen Preis?“ Foto: ©Ruprecht Frieling
Wer die Arbeiten des Londoner Graffiti-Künstler Banksy kennt und schätzt, der wird bei einem Paris-Bummel sicherlich auch schon auf Arbeiten von Miss.Tic gestoßen sein. Die Künstlerin mit dem doppelbödigen Namen besprüht Mauern und Häuserwände mit schwarz-roten Schablonen und verbindet bevorzugt klischeehafte Frauenbilder und poetische Wortspiele.
Die plakativen Arbeiten von Miss.Tic sind von rauer Herzlichkeit und sprühen ein Lokalkolorit, das durchaus als Pariser Charme bezeichnet werden kann. Ihre Frauenbilder entstammen Frauenzeitschriften, die sie verfremdet. Sie selbst sagt dazu: Ich entwerfe aus ihnen ein bestimmtes Image der Frau, nicht um es zu bewerben, sondern um es zu befragen. Ich unterziehe weibliche Positionen einer Art Inventur. Welche Haltung wählen wir, um zu existieren?
Miss.Tic bezieht als Künstlerin und als Frau in der Stadt und in der kreativen Welt Stellung. Kreieren heißt für die 1956 in Paris geborene Graffiti-Poetin, Widerstand zu leisten. Sie meint, allem widerstanden zu haben, nur manchmal der Liebe nicht und niemals dem Humor.
Die Tochter eines Tunesiers und einer Normannin verlor im Alter von zehn Jahren ihre Mutter durch einen Autounfall. Früh floh sie aus dem derart zerstörten Elternhaus und trieb sich in den Cafés und Cabarets von St. Germain und St. Michel herum. Im Georges in der Rue de Canettes und im Bâteau ivre in der Rue Contrescarpe rezitierte sie Gedichte von Jules Supervielle, René Char, Jean Cocteau und Jacques Prévert. Die Wirklichkeit um sie herum zerfetzte ihr romantisches Bild von St. Germain: Sie traf auf versoffene Genies und Künstler, die sich maßlos überschätzten.
Mit einem Freund verließ sie 1980 Frankreich und zog nach Los Angeles. Dort kamen gerade Hip-Hop und Street Art auf. Im Zuge der Bewegung entstanden bemalte Häuserwände, die schon aus der mexikanischen Revolutionskunst bekannt waren. 1983 kehrte Miss.Tic wieder nach Paris zurück. In jeder Zeit verließen die ersten Künstler ihre Ateliers, übermalten Werbeplakate, bemalten Bauzäune und Wände. 1985 trat sie selbst mit Schablonenbildern in Erscheinung. Im 14. Arrondissement sprühte sie ihre ersten Wortbilder auf Häuserwände. Sie verband von Anfang an ihre Motive mit Textzeile und Signatur.
Miss.Tic erklärt sich weder politisch noch will sie Feministin sein. Sie hat ihre eigene Sicht auf die Dinge. Ihre Arbeiten wurden mal von links, mal von rechts angegriffen, bisweilen sogar von Hardcorefeministinnen, denen ihre Arbeiten zu glamourös und sexy sind, übersprüht und überklebt. Lakonisch sagt sie dazu: Es ist nicht die Rolle des Künstlers, von allen geliebt zu werden. Bewusst überlässt sie die Interpretation ihrer Arbeiten auch dem Betrachter und hat keine Lust, irgendetwas zu erklären, zumal ihre Graffiti oft in direktem Bezug zur Umgebung steht.
1999 wurde die Künstlerin in einem Aufsehen erregenden Prozess wegen Sachbeschädigung zu 22.000 Franc Strafe verurteilt. Ausgerechnet dieser Prozess verschaffte ihr einen Karrieresprung. Sie wurde vom Status einer Straffälligen, die mit der Spraydose (französisch: la bombe) hantierte, zu einer anerkannten Künstlerin befördert, deren Genehmigungsgesuche seitdem akzeptiert werden. So sind ihre Arbeiten heute weniger als nächtliche Überraschungsangriffe à la Banksy zu sehen sondern als geplante Kunstaktionen im öffentlichen Raum, die viele Kunstfreunde nach Paris lockt.
Jorinde Reznikoff und KP Flügel haben Miss.Tic in einem Büchlein zu Wort kommen lassen, das in der Edition Nautilus erschienen ist. Wer sich ausführlicher mit der Pariser Graffiti-Künstlerin befassen möchte, der wird mit diesem autobiographisch angelegten schlanken Werk ausgezeichnet bedient:
Jorinde Reznikoff
Bomb it, Miss.Tic! Mit der Graffiti-Künstlerin in Paris
Edition Nautilus 2011
ISBN 978-3-89401-738-5
Bis zum 30. September findet im Institut Français Berlin, Kurfürstendamm 211, eine Ausstellung von Miss.Tic statt.
Mein Postfach blinkt, ich eile hin Gummibaer007 hat einen meiner Blogeinträge kommentiert. Gleich will ich antworten, da fragt Erlebnischris auf Twitter, ob ich zum nächsten Barcamp nach Braunschweig komme. Äh, wann war das noch mal? Writingwoman lacht mich an und lädt ein, ihr neuestes YouTube-Video zum Thema Verlagssuche anzuschauen. Ein Klick auf den Link, schon ist sie im Bild.
Huch, mein Postfach quillt schon wieder über. Zwölf neue Mails in nur zwei Minuten darunter ein Hinweis von tembo auf seine Rezension eines meiner E-Books auf Amazon. Das muss ich lesen, vielleicht lässt sich daraus ein neuer Tweet machen, denn ich habe schon seit Ewigkeiten nichts mehr getwittert. Meine knapp 9.000 Follower könnten denken, ich sei faul oder schon gar nicht mehr existent. Die Twitter-Timeline rast im Hintergrund.
Dabei will ich doch endlich diese Kolumne schreiben
H I E R (Bitte klicken) geht es weiter.
Es knistert, knarrt, knurrt und kratzt. Plötzlich keift ein grelle Weiberstimme: Wotan, Gemahl, erwache! Mit diesen Worten weckt Fricka ihren Mann, den Götterboss, aus seinen Träumen von Macht und Ruhm. Der reckt sich und ist sogleich vom Anblick seines neuen Palastes gefesselt: Die von ihm in Auftrag gegebene Götterburg ist vollendet! Mit der abenteuerlichen Reise durch die Welt der Götter, Riesen und Zwerge beginnt der spannendste Krimi der Opernwelt: Richard Wagners legendäre Oper »Der Ring des Nibelungen«. HIER geht es weiter →
Titel des neuesten E-Books von W.R. Frieling, das ab sofort für nur 99 Cent bei Amazon erhältlich ist
Der Bikini feiert Geburtstag und wird tatsächlich schon 65 Jahre jung. Anfangs als Kleidungsstück „leichter“ Mädchen apostrophiert, wurde den Trägerinnen der Eintritt ins öffentliche Badeanstalten verwehrt. Erst Schauspielerin Ursula Andress machte als Bondgirl im Bikini sich selbst und das Kleidungsstück berühmt und gesellschaftlich akzeptabel. Dabei sprangen unsere Vorfahren splitterfasernackt in die Fluten
Unsere Ahnen waren alles andere als prüde und badeten gern nackt. Stiegen sie gemeinsam in den Zuber, dann waren sie hüllenlos. Im Badehaus knüpften sie neue Verbindungen und Liebschaften. Ein Bader verkuppelte lebenslustige Singles gegen Handgeld. Doch dann kam die Syphilis, und die Freude am sinnenfrohen Bade ebbte ab. Bis die Germanen schließlich den Tanga erfanden, war allerdings noch ein weiter Weg
Auch beim Teetrinken dachten unsere Vorfahren gern an Sex. Teegesellschaften des Biedermeier waren ideale Kontaktbörsen. Man blickte erwartungsvoll in dünnwandige Tassen und interpretierte Schaumkränzchen als Vorzeichen amouröser Abenteuer. Dabei hatte sich der erstmals 1610 aus Asien importiere Aufguss aus schwarzen Blattspitzen nur unter großen Schwierigkeiten zum Salongetränk gemausert
Eher aus politisch-weltanschaulichen Gründen schlossen sich derweil Adlige, Politiker, Wissenschaftler und Künstler zu geheimen Bünden zusammen: Mit Friedrich dem Großen erfuhr die Freimaurerei in Preußen enorme Popularität. Trotz Verfolgung, Scharlatanerie und Verbot hält das Interesse an dem ausschließlich dem männlichen Geschlecht vorbehaltenen Geheimbund bis in unsere Tage an
In drei historischen Miniaturen beschreibt mein neuestes E-Book Episoden der deutschen Kulturgeschichte.
Wie die Germanen den Tanga erfanden
Historische Miniaturen
Umfang: ca. 64.000 Zeichen
ISBN 978-3-941286-72-6
Listenpreis: 0,99
http://www.amazon.de/dp/B005AWM9E8
Dieses E-Book enthält folgende Miniaturen:
Wie die Deutschen das Teetrinken lernten
Wie die Deutschen Freimaurer wurden
Wie die Germanen den Tanga erfanden
Kindle-E-Books können mit der kostenlos bei Amazon erhältlichen Kindle-App auf jedem PC, MAC, iPhone, Backberry, Android, iPad, iPod touch oder mittels WINE auf Linux gelesen werden.
Seit 40 Jahren nutze ich einen E-Mail-Account, der mir stets zuverlässig das bescherte, wovon ich kaum zu träumen wagte: Sex, Sex, und immer wieder Sex. Waren es üppige Sekretärinnen, die mich bedienen wollten oder blutjunge Lolitas, denen ich es richtig besorgen sollte: Selbst in den Pionierzeiten des elektronischen Briefverkehrs, und ich spreche über eine Zeit, die lange vor der Erfindung des World Wide Web lag, wurde mein Elektrobriefkasten stets mit hüllenlosem Sex, dem digitalen Grundnahrungsmittel Nummer Eins, versorgt.
In der Pionierzeit des Mediums waren es heiße Amerikanerinnen mit Furcht einflößenden Riesenbrüsten, die mich begehrten. Sie schlugen anfangs per Wort, später per Bild und dann per Film in meinem AOL-Postfach auf. Jedes Mal, wenn eine Stimme »You got Mail« aus dem Off krächzte (später übersetzte sie ihren Lockruf in »Sie haben Post«), traten mir Schweißperlen auf die Stirn, denn ich wusste: Sie riefen mich, und sie wollten mich wiedersehen!
Lichtjahre später kamen Botschaften von zierlichen Kindfrauen aus Asien. Die offerierten ihre Dienste auch gern im Duo oder gleich als Großfamilie. Die bienenfleißigen Lotusblumen wurden wiederum von kräftigen Körpern mit osteuropäischen Namen verdrängt, deren Triebhaftigkeit wie Peitschenknall in meinem Postfach widerhallte: Olga, Tamara und Natascha suchten mich.
Die Damen müssen in der kalten Heimat ihre Meister gefunden haben. Denn nun meldeten sich junge deutsche Frauen, die mich sofort und auf der Stelle vernaschen wollten. Susi, Sabine und Simone wussten genau, wo gerade mein Laptop stand. Tippte ich meine Artikel in Berlin, winkten sie aus der Uckermark, textete ich in Dresden, stöhnten sie aus der Sächsischen Schweiz. Sie pirschten näher, ich fühlte mich wie ein Kaninchen in der Falle: Die Jägerinnen umkreisten mich.
Bald streckten »Geile Frauen aus der Nachbarschaft« ihre lackierten Fingernägel nach mir aus. Ihre hemmungslosen Näherungsversuche erinnerten mich an Berichte aus der Nachkriegszeit, als fast alle Männer im Feld um zweifelhafte Ehren kämpften und jedes noch so kleine Schwänzchen in der Heimat heiß begehrt war. Es brodelte um mich herum, es knisterte und zischte, und ich erwog einen heimlichen Umzug in eine unbehauste Gegend.
Ging ich fortan zum Briefkasten, zum Bäcker oder zum Zeitungsmann, dann schaute ich mich vorsichtig um, ob vielleicht irgendeine rattenscharfe Renate aus dem Nebenhaus spritzte, um sich auf mich zu stürzen. Nach Sonnenuntergang verriegelte ich Fenster und Türen meines Palastes und schloss blickdichte Vorhänge, um vor den lüsternen Blicken der notgeilen Brut geschützt zu sein. Sogar meine Autofenster ließ ich für teures Geld mit undurchsichtigen Folien verkleiden, damit ich unerkannt die Garage verlassen und zum Zahnarzt fahren konnte.
Das waren noch goldene Zeiten, als Onkel Wumba aus Kalumba überschüssige Millionen offerierte. Ich war seinerzeit so tief ergriffen von seiner Selbstlosigkeit, dass ich ihm sogar ein Buch widmete. Und lang, lang ist´s her, dass der Viagra-Mann und seine eifrigen Assistenten an meine Tür pochten, um meinen Schniepel mit Wunderpillen und Zauberkraft auf Gardemaß zu bringen. Diese Herren waren echte Gentlemen und kümmerten sich um mich und meine Defizite im Säckel und Slip.
Jahre sind ins Land gezogen. Viele Weggefährten sind alt, krumm und grau geworden. Nur ich bin so jung und knackig wie immer. »Forever Young« steht auf meiner digitalen Pforte, doch Hoppla: Plötzlich kommen keine Mädels mehr und wollen mich auf ihre virtuellen Lotterbetten locken.
Statt mit spitzem Frischfleisch werde ich seit geraumer Zeit mit gleißenden Chronometern überhäuft. Edel-Zeitmesser werden in Hülle und Fülle offeriert. Ein »Reiches Sortiment von feinen Armbanduhren, die den populärsten Brandartikeln gleich sind« und »Kopien von Zeitmessern: »genaue Zeitrechnung und Fine aussehen« (was immer das ganz genau bedeuten soll) werden mir angetragen. Ob die Spammer mein Baujahr überprüft haben und darauf ihre Angebote abstimmen? Ausgeschlossen ist es nicht, schließlich stehen wir alle splitternackt im Netz.
Dann wüssten sie aber auch, dass ich es hasse, Uhren zu tragen: Chronometer drücken, sind lästig, klappern und erinnern unerbittlich an die verrinnende Zeit. Dafür Geld auszugeben, käme mir nie in den Sinn, jedes Handy bietet einen Zeitmesser, der mir genügt.
So klage ich mein Leid in den digitalen Raum, benenne laut die ungerechte Behandlung, und es meldet sich eine Leidensgenossin. Sie bekommt ständig Post von willigen jungen Mädchen, hat aber noch nie eine Uhr angeboten bekommen: »Warum werden mir immer `geile Hausfrauen´, `willige Blondinen´ oder `stöhnende F*ckweiber´ angeboten«, schreibt sie, »ich habe daran wirklich keinen Bedarf. Trage aber Armbanduhren. Vielleicht sollten wir die Accounts tauschen?«
»Zeiten ändern sich, und wir werden in ihnen geändert« heißt es so schön. Oder, um bei diesem delikaten Thema den Bildungsbürger heraushängen zu lassen: »Tempora mutantur, nos et mutamur in illis«. Jetzt weiß ich, wie das verstanden sein will: Ja, Baby, lass uns schnell die Accounts tauschen. Ich will keine Armbanduhren. Ich will endlich wieder SEX!
Photo: Tag-des-Schreibens.com
Es ist höchste Zeit, dass es auch für talentierte Autoren, die im Web schreiben, eine Auszeichnung gibt. Was könnte ein besserer Anlass dafür sein als der erste Tag des Schreibens am 29. Juni? Die Wahl zum Online-Autor des Jahres soll dazu dienen, ein wenig über den Tellerrand zu schauen, Grenzen zu erweitern und all Diejenigen zu ehren, die andere Menschen mit ihrer Schreibe berühren, unterhalten oder informieren. So heißt es in einem Aufruf zum „Tag des Schreibens“, der am 29. Juni erstmalig in Deutschland begangen wird.
Zu meiner eigenen Überraschung wurde ich zusammen mit anderen renommierten Bloggern, Journalisten und Autoren nominiert. Nun möchte ich es wissen und unter die ersten zehn gelangen. Stefan Niggemeier und Thomas Knüwer möchte ich zwar keinesfalls den verdienten Rang streitig machen, aber ich freue mich über jede Stimme, die damit auch ein Votum für die Blogosphäre und Blog.de ist.
Die Abstimmung läuft nur wenige Tage bis zum 26. Juni. Bitte geht auf die Seite http://www.tag-des-schreibens.com/?page_id=1503 und entscheidet Euch. Mich findet Ihr gaaaaanz unten rechts als Wilhelm Ruprecht Frieling.
PS. Jede Stimme für mich ist übrigens eine Stimme gegen BILD-Chef Kai Diekmann, der ebenfalls zu den Nominierten zählt.
Nachtrag 23.06.2011
Ein Extra-Dankeschön an die Blogger Einhard, Hoettges und Elpagi, die meine Wahl mit eigenen Blogeinträgen unterstützen.
* * * BREAKING NEWS * * *
27.06.2011. Wie der „Tag des Schreibens“ per Twitter mitteilt, wurde ich durch Publikumsentscheid unter die ersten zehn Kandidaten gewählt. Ich bedanke mich bei allen, die zu diesem schönen Erfolg beigetragen haben!
* * * BREAKING NEWS * * *
Seit dem 21. April 2011 besteht endlich auch im deutschsprachigen Raum die geniale Möglichkeit, E-Books ohne großen Stress veröffentlichen zu können.
Für alle, die sich für dieses Thema interessieren und vielleicht sogar davon träumt, in die Fußstapfen von Amanda Hocking oder anderer Bestsellerautoren treten zu können, habe ich den soeben erschienenen Ratgeber verfasst. Denn es ist auf jeden Fall empfehlenswert, schon um mögliche Abmahnungen abzuwehren, sich vor der Veröffentlichung des ersten Elektrobuches über alle Aspekte im Klaren zu sein, z.B.: Wie bildet man den Listenpreis für sein E-Book unter Berücksichtigung von Preisbindung und Mehrwertsteuer? Benötigen Kindle-Bücher eine ISBN? Kann ich unter Pseudonym veröffentlichen? Was ist mit dem Finanzamt?
Diese und viele andere Fragen sowie die daraus resultierenden rechtlichen Konsequenzen (!) machen es erforderlich, sich im Vorfeld einer E-Book-Veröffentlichung ganz genau zu informieren. Der unternehmensunabhängig verfasste Ratgeber Wie veröffentliche ich ein E-Book auf amazon.de? oder: Kindle für Autoren liefert das dringend erforderliche Rüstzeug und ergibt erschöpfende Antwort auf alle anfallenden Fragen, damit eine Veröffentlichung optimal vorbereitet ist und alle Voraussetzungen als möglicher Erfolgstitel erfüllt.
Kindle-E-Books wie der hier empfohlene Ratgeber können auf jedem Mac oder PC, auf dem iPhone, Blackberry, Android, iPad und vielen anderen Geräten gelesen werden. Dazu lädt man sich die kostenlose Kindle-App aus dem Netz und schon geht es los!
Der Vater lässt sich heut´ nicht lumpen
Besorgt sich Schnaps, Likör und Wein
Es fließt das Bier, es kreist der Humpen
Schüttet auch Weizen in sich rein.
Doch plötzlich hallt ein Donnerknall
Der trunkne Vater kommt zu Fall
Er stürzt zu Boden wie ein Stein
Es zuckt kein Arm mehr und kein Bein.
Die Mutter jammert Weh! und Ach!
Die Kinder werden auch noch wach
Es schreit die Katze, bellt der Hund
Doch Vater wird nicht mehr gesund.
Es rüttelt die Familienschar
Am Vater, der liegt stumm und starr
Maustot am Boden, welch ein Graus
Der Vatertag ist damit aus.
Und die Moral von dem Gedicht?
Erfahr´ des Himmels Strafgericht:
Wer zu viel säuft vom Spiritus,
der spielt mit frühem Exitus.
©Wilhelm Ruprecht Frieling