Achtzig Stunden hält das Videospiel Final Fantasy einen Spieler in Atem, bis er durch sämtliche Level gejagt ist, die Handlung voll erschlossen und alle Abenteuer und Herausforderungen bestanden hat. Das erfolgreichste RPG (Role Playing Game = Rollenspiel) aller Zeiten wurde ursprünglich für Nintendo entwickelt, es läuft aber auch auf PlayStation und anderen Konsolen, wurde jüngst für apples iPhone und iPad freigegeben und erobert seit Oktober 2010 den chinesischen Markt. Inzwischen existieren 14 Fortsetzungen.
Geschaffen wurde das Spiel von der japanischen Videospielfirma Square, die 1987 vor der Pleite stand. Die Programmierer konzentrierten alle Hoffnungen und Mittel auf dieses Rollenspiel, das deshalb einen programmatischen Namen bekam: Final Fantasy. Eine der Besonderheiten des Spiels ist die dem Geschehen und den verschiedenen Episoden unterlegte Musik. Sie wurde von dem japanischen Komponisten Nobuo Uematsu eigens komponiert, der damit ein vollkommen neues Genre schuf: die Videospielmusik.
Uematsus Kompositionen schlugen in seiner Heimat ein wie eine Bombe und trugen mit zum Erfolg von Final Fantasy bei. Bald schrieb der 1959 geborene Japaner auch für andere bekannte Spiele wie Blue Dragon und Lost Odyssey die Soundtracks. Auf Festivals und in Konzertsälen wurden Uematsus Stücke von Symphonieorchestern dargeboten. Ein blutjunges Publikum fühlte sich angesprochen und stürmte die bislang der Klassik vorbehaltenen heiligen Hallen. Bleichgesichtige Nerds ließen ihre Computer verschnaufen und zogen enthusiastisch ins Konzert.
2003 wurde die Videospielmusik erstmals außerhalb Japans im Leipziger Gewandhaus aufgeführt, und ein junger Pianist macht die symphonische Konsolenmusik auch in klassischen Konzertsälen publik: Benyamin Nuss, 21, ein technisch brillanter Pianist aus Bergisch-Gladbach beweist, dass die Musik der Videospiele konzerttauglich ist. Nuss spielt Uematsus hochdramatische und ausgesprochen gestische Stücke auf dem Klavier. Auf einer bei Deutsche Grammophon erschienenen CD stellt er 15 transponierte Titel des japanischen Komponisten vor, die auch denjenigen, die keine Videospiele mögen oder darin moderne Teufeleien ausmachen, enormen Hörgenuss schenken.
Faszinierend daran ist auch, dass der Begriff der Klassik mit den konzertanten Stücken neu definiert und erweitert wird. Ähnlich wie bei der Filmmusik, die längst einen unbestrittenen Platz in der Welt der klassischen Musik eingenommen hat, sind es jetzt Klänge aus der Konsole, die ein Publikum ansprechen, das einen Großteil seiner Freizeit mit Computerspielen verbringt.
Nuss lässt Musik 2.0 erklingen, wenn er behände über die 88 Tasten seines Konzertflügels fliegt und mächtige Melodien wie sphärische Klänge erzeugt. Er intoniert wehmütige Weisen und wilden Galopp, romantische Naturbeschreibungen und kraftvolles Kampfgetümmel eine mehrdimensionale, bisweilen hymnische Musik, die dem Zuhörer den Atem raubt, sein Innerstes aufwühlt und ihn tief in ein Hörerlebnis besonderer Art hineinzieht.
Nachtrag
Am 24.11.2010 hatte ich Gelegenheit, Benyamin Nuss anlässlich seines Solokonzerts in der Berliner Philharmonie persönlich zu sprechen. Benyamin erzählte mir, dass er die ersten 13 Serien von Final Fantasy am PC komplett durchgespielt hat. Er hat dazu bis zu 120 Stunden pro Serie benötigt und freut sich schon auf den soeben veröffentlichten 14. Teil des legendären Computer-Rollenspiels.
Benyamin weiß also ganz genau, welche Musik er darbietet, und in welchem Zusammenhang diese in dem komplexen Spielverlauf erklingt. Sitzt er am Flügel und spielt die von Nobuo Uematsu komponierte Videomusik, dann sieht er die einzelnen Sequenzen des Spiels vor seinem geistigen Auge und erlebt die Dramatik des Spielgeschehens erneut.
Deutschlands Nachwuchsstar Blaubeerina singt die Ballade vom Blumenkübel
Die Ballade vom Blumenkübel
Heimlich lauern böse Buben
Nachts vor dem Antoniusheim
Wo in klein karierten Stuben
Alte Leute schlafen fein.
Voller Arglist und mit Tücke
Greifen sie im Dunklen an:
Blumenkübel bricht in Stücke!
Und es fängt ein Drama an.
Denn der arme Blumenkübel
Haucht damit sein Leben aus,
Und die Quelle von dem Übel
Sitzt daheim und lacht ihn aus!
Blumenkübel ist jetzt tot
Neuenkirchen ist in Not!
Ach, wer brachte dieses Übel
Über einen Blumenkübel?
Tief erschüttert vom Geschehen
Zieht die Presse vor das Haus
Und beschreibt das Kampfgeschehen
Macht ne Kübel-Story draus.
Kurz darauf entfacht auf Twitter
Wo das Drama Wellen schlägt
Blumenkübel ein Gewitter,
Das die Nachricht weiter trägt.
Bald rührt sich das Weltgewissen
Und es filmt der WDR
Springt empor vom Schlummerkissen
Breitet aus die Kübelmär.
Blumenkübel ist jetzt tot
Neuenkirchen ist in Not!
Ach, wer brachte dieses Übel
Über einen Blumenkübel?
Bürgerwehr und Staatsgewalt
Jagen die Täter ohne Rast
Und so sitzen sie wohl bald
In Neuenkirchen fest im Knast
Wollen wir die Kübel nutzen
Uns am Blumenschmuck erfreun
Müssen wir sie aktiv schützen
Blumenkübeln dankbar sein!
Blumenkübeln dankbar sein!
dankbar sein
dankbar sein
Autorin Krystyna Schawaller aka Sarna hat aus dem Thema einen lustigen kleinen Sketch entwickelt, den es bei freiem Eintritt täglich im KLEINEN BLOGTHEATER zu sehen gibt.
Das Avant-Avantgarde-Magazin Das Dosierte Leben rief seinen „inneren Zirkel“ auf, die Zeitschrift auf dem entspannenden Weg zum Schmetterling zu begleiten und eine Kleinigkeit zum Stichwort Metamorphose beizusteuern.
Als getreuer Innerzirklist eilte ich darauf umgehend in den Palastgarten, um mir ein paar hochlyrische Zeilen abzuringen. Dort wurde ich von einem freundlichen Tagpfauenauge begrüßt, das sich am Sommerflieder delektierte und dabei ablichten ließ.
Die auf einen Zeitungsrand gekrakelte Ode wurde umgehend vom prinzlichen Postamt an den herausgebenden König der Dosen per Elektrobrief gesandt. Seine Prächtigkeit stopfte die epochalen Verse mit einem »Manifest der Arroganz«, einer Prise New Rave-Kultur und einem Quantum Dosenrevival in sein neuestes Heft, das PENG! auf meinem Tisch landete.
Dieses abwechslungsreiche, kreativ gestaltete und jedem Freund von Dada und Absurdem ans Herz gelegte Heft wiederum motivierte mich, meine gereimte Apokalypse eines Schmetterlings ausserdem noch auf meinen Tuben-Kanal zu stellen..
Das Dosierte Leben Avant-Avantgarde-Magazin
15. Jahrgang Ausgabe 83 6,12
c/o Jochen König Dr.-Weiss-Strasse 3/5 69412 Ebersbach
Ist dir, lieber Leser, dieser Text etwas wert, und wenn ja: wie viel? Werde ich dafür in der neuen Währung Aufmerksamkeit mit vielen Klicks bezahlt? Werde ich mit Kommentaren belohnt? Oder gibt es künftig sogar echtes Geld dafür genau so, wie es der Fall wäre, wenn ich diesen Artikel in der Holzpresse veröffentlichen würde?
Im Internet gibt es eine lebhafte Diskussion darüber, wie Online-Journalisten und Verlage Geld verdienen können. Dabei wird versucht, den anfangs gewählten Weg, alles gratis anzubieten, peu a peu wieder rückgängig zu machen.
So versucht seit einigen Monaten der Axel-Springer-Verlag, ausgewählte Artikeln nur denjenigen Lesern zugänglich zu machen, die auch bereit sind, dafür zu zahlen. Frankfurter Rundschau, Berliner Zeitung und andere Tageszeitungen wollen bald folgen. Der Medienkonzern Bertelsmann steht vor der Eröffnung eines Online-Kiosks, bei dem Periodika und Bücher in digitaler Form erworben werden können.
Spiegel und Blogs liefen kostenfrei Content
Im Gegensatz dazu liefert Spiegel online seit 15 Jahren gratis hochwertigen Inhalt und will an dieser Politik weiterhin festhalten. Von den deutschen Bloggern hat es bislang noch keiner gewagt, eine Bezahlhürde zu errichten, es wird weiterhin zum Nulltarif geliefert.
Doch gibt es in Zeiten der Geiz-ist-geil-Mentalität überhaupt Leser, die in die Tasche greifen würden, um Autoren für ihre Arbeit zu belohnen? Lediglich neun Prozent aller deutschen Internetuser sind nach einer Studie des Wall Street Journal Europe bereit, für Online-Inhalte zu zahlen. Und dabei gilt wiederum als Faustformel: je spezieller und hochkarätiger der Inhalt, desto größer die Bereitschaft, den Autor dafür zu entlohnen.
Ein Versuch: Autoren-Netzwerk Suite101
Das Anfang 2008 für Deutschland gegründete, schnell wachsende Autoren-Netzwerk Suite101.de hält inzwischen mehr als 30.000 deutschsprachige Artikel vorrätig, die kostenlos gelesen werden können. Über 750 aktive Autoren erreichen mehr als zwei Millionen Leser (Unique Visitors) monatlich, und einige dieser Netzjournalisten hoffen, mit ihren Artikeln ihr tägliches Brot verdienen zu können.
Die Autoren sind nämlich mit einem Bruchteil an den Einnahmen beteiligt, die durch das Klicken der Leser auf die eingeflochtenen Werbeanzeigen erzielt werden. Tatsächlich gibt es bisher nur sehr wenige Autoren, die mehr als einhundert Euro pro Monat erzielen. Deren Artikel behandeln Mainstream-Themen bzw. aktuelle Themen, die oft gegoogelt werden (in der Vergangenheit beispielsweise Schweinegrippe).
Dabei ist die häufige Lektüre kein Garant für entsprechende Tantiemen, denn nur, wenn der Leser auch die Werbung anklickt, wird der Autor belohnt. So liegen meine eigenen Tantiemen bei Suite101.de aktuell bei 1,96 je 1.000 Seitenaufrufe. Der Historiker und Suite101-Autor Wolfgang Schwerdt, der zu den 100 meistgelesenen Autoren zählt, meint dazu: Trotz meiner für meinen Themenbereich vergleichsweise exorbitanten
Leserbeliebtheit lag ich in der Vergangenheit immer recht knapp über dem monatlichen Auszahlungsbetrag ( 10,-/Monat R.F.), in den letzten Monaten wieder darunter. Der eigentliche Gewinner bleibt also Suite101.
Was ist Flattr?
Lukrativer scheint da the new big thing namens Flattr. Die Plattform Flattr (auf deutsch: schmeicheln) versucht, einen Königsweg zu gehen. Jedem wird die Möglichkeit eingeräumt, einen Button in eigene Beiträge einzubinden, auf den zahlungswillige Leser freiwillig klicken können. Diese müssen allerdings zuvor ein Guthaben bei Flattr einzahlen und ein monatliches Budget festlegen, um flattern zu können. Ausgeschüttet wird dann das jeweilige Monatsbudget dividiert durch die Zahl der in dem entsprechenden Monat geklickten Beiträge.
Die Nutzung des flattr-Buttons ist vollkommen freiwillig und kann auch anonym erfolgen. Die Lektüre der mit einem derartigen Spendenknopf versehenen Beiträge ist selbstverständlich auch weiterhin für jeden kostenlos möglich. Nach aussen ändert sich also nichts, es kommt lediglich ein kleiner Button unter den jeweiligen Artikel.
Selbstversuch bei Flattr
In Zusammenarbeit mit Kolumnen.de und dem Dada-Blogger Merzmensch habe ich den Dienst im Juli 2010 getestet und dazu 10,00 in Flattr investiert. Davon wurden nach Abzug der PayPal- und Flattr-Gebühren 8,22 an die Autoren der von mir angeklickten Artikel ausgekehrt.
Auf meiner Einnahmen-Seite steht im Juli ein Gesamthonorar von 6,37. Das sind die Erlöse aus den Klicks meiner Leser. Allerdings habe ich den seltsamen Button, der unter meinen jüngsten Einträgen steht, bislang weder erklärt noch umworben. Die Einzigen, die also bislang „verdient“ haben, sind PayPal und Flattr (so gesehen eine gute Geschäftsidee), und sie verdienen umso mehr als weitere Leute mitmachen.
Nennenswerte Erlöse
Testläufe in größerem Umfang brachten wesentlich bessere Ergebnisse. So erlöste die TAZ im Monat Juli durch Flattr erstaunliche 1.420, das entspricht 46 pro Tag und einen Zuwachs um 40 Prozent gegenüber dem Vormonat. Der Law Blog generierte im Juli 265,78. Im Juni veröffentlichten die Top Ten unter den deutschen Blogs, die das Micropaymentsystem nutzen, ihre Ergebnisse, und die können sich durchaus sehen lassen. Und natürlich gibt es inzwischen auch schon die Flattr-Charts.
Hat Flattr Zukunft?
Ob Flattr tatsächlich Zukunft hat, wird sich rasch entscheiden. Gelingt es dem Dienst nicht, sich in kurzer Zeit in der Blogosphäre und darüber hinaus durchzusetzen, dann kommt ein stärkerer Anbieter, der vielleicht ein unkomplizierteres Bezahlmodell entwickelt und weniger Gebühren verlangt. Hier kommt derzeit vor allem Facebook in Frage, das mit dem automatischen Gefällt mir-Button unter jedem Beitrag bereits ein System nutzt, das sich im Handumdrehen in ein freiwilliges Bezahlungssystem weiterentwickeln lässt.
Das ist der Flattr-Button für diesen Blogeintrag. Um den Artikel zu flattern, musst du ein kostenloses Konto eröffnen.
Olaf Neumann: Jesus calls Prinz Rupi
Pastellkreide auf Ingrespapier 30 x 30 cm
Wie lässt sich bildende Kunst mit dem Internet verknüpfen? Viele Künstler haben versucht, mit Menschen, die sich nur über das Internet kennen, ein gemeinsames Projekt zu entwickeln.
Der auf Ibiza lebende Kunstmacher und Blogger Olaf Neumann hat mit Beginn des Jahres 2010 ein neues Projekt unter dem Namen »Schwarmkunst« ins Leben gerufen. Dabei geht es ihm darum, durch die Kreativität möglichst vieler Mitwirkender – seines Schwarms – zu neuen Kunstwerken zu kommen. Olaf benötigt für dieses Projekt Inspiration, Themen und Hilfe, damit Bilder entstehen, die ohne den Schwarm nicht möglich wären, und er lädt herzlich zur Mitwirkung ein.
Zum Projektstart möchte der mit starkem Bezug zur Comic-Kultur arbeitende Zeichner gerne Teile seines Schwarms abbilden. Dazu will er jeden Tag ein Porträt zeichnen, das in seinem Blog veröffentlicht wird.
Eines der herausragenden Projekte, das Olaf Neumann in den letzten Jahren geschaffen hat, war das »Bildprojekt 111«. Dabei setzte er sich ein Jahr lang täglich 111 Minuten lang kritisch mit den Schlagzeilen der BILD-Zeitung auseinander und verdichtete diese künstlerisch.
Mit dieser tagesaktuellen Arbeit erwies Neumann sich als Chronist seiner Zeit, der durch die selbst gewählte Beschränkung auf 111 Minuten teils vielschichtige, teils banale Themen zu einer eigenständigen künstlerischen Aussage komprimieren musste. Durch die Präsentation der Zeichnungen im Blog entwickelte sich eine tägliche Interaktion mit den Betrachtern, die das Gesamtkunstwerk beeinflusste. Im Ergebnis entstand ein Opus, das auch als Chronik eines Jahres zu sehen ist – ein Projekt, das sich im Dreieck von Tagesaktualität, Internet und Kunst bewegt.
Prinz Rupi im Zwiegespräch mit dem Weltenherrscher
Hallelujah! Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Er lenkt und Er leitet mich auf all meinen Wegen. Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil; denn Er ist bei mir, Sein Stock und Sein Stab geben mir Zuversicht.
Boing!!! – Steht da doch ein dämlicher Laternenmast im Weg, und ich laufe voll dagegen. Dabei lenkt mich doch der Herr
Ich starre in mein neues JesusPhone, das mir den Weg weist, und da steht »In 40 Metern links abbiegen«. Ein Laternenpfahl ist allerdings nichts erwähnt, oder ist das vielleicht eine himmlische Prüfung für mein göttliches Navigationsgerät?
Der Herr stillt mein Verlangen; Er leitet mich auf rechten Pfaden, treu Seinem Namen. Seit ich mein neues Jesus-Telefon habe, komme ich in allen Lebenslagen sehr viel besser zurecht. Lange musste ich warten, bis die Rationierungsbehörde der Telekom mir den sprechenden Knochen zuteilte. Doch jetzt habe ich ihn, ich halte ihn in Händen, und der Zauber wirkt. Hallelujah! Der Herr hat mein Flehen erhört! Endlich zähle ich zum elitären Kreis der JesusPhone-Nutzer. Dieses rabenschwarze, viereckige Etwas ist meine neue Religion. Die Unwissenden nennen es zwar iPhone, wir Eingeweihten aber wissen: es ist ein JesusPhone, und es ist viel mehr als eine Religion. Es verkörpert das neue Universum!
Er lässt mich lagern auf grünen Auen, und Er führt mich zum Ruheplatz am Wasser. Mein JesusPhone hat direkten Kontakt zu den Sternen, es weist mir den Weg und wurde mir schon aus diesem Grund im Handumdrehen zum unersetzlichen Begleiter auf der Schnitzeljagd durchs Leben. Ein eingebauter magischer Kompass erinnert mich an meine Zeit als Pfadfinder, an Eichenwälder und nächtliche Orientierungsmärsche. Das eingebaute GPS ortet zuverlässig meinen aktuellen Standort, wo immer ich mich auch gerade befinde. Jesus zeigt mir darauf das Straßennetz und führt mich zum Ziel meiner Wahl.
Er deckt mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde; Er salbt mein Haupt mit Öl, Er füllt mir reichlich den Becher. Habe ich Hunger, habe ich Durst, möchte ich ein paar neue Wanderstiefel kaufen oder quält mich ein anderes Bedürfnis, dann lässt das JesusPhone Manna vom Himmel regnen und zeigt mir, wo das nächste Café oder Restaurant ist oder wo es eine Ladenzeile gibt. Ich lese Bewertungen der Lokalitäten und kann selber welche hinzufügen. Ich rufe die Fahrpläne der nächsten S-Bahn auf, ich kann auf sämtliche Busfahrpläne dieser Erde zugreifen oder den nächsten Flieger ins Nirgendwo buchen. Mein JesusPhone ist allgegenwärtig, und es ist allmächtig, denn es gibt tausende verschiedener Anwendungen, die ich laden und nutzen kann. Ob es Sportergebnisse sind oder Aktienkurse, ob mich mein Kontostand oder das Wetter in Honolulu interessiert: mein JesusPhone weiß es und klärt mich in Sekundenschnelle auf. Möglich wird dies durch einen direkten Draht zum Himmel, durch den es ständig mit IHM verbunden ist.
Selbstverständlich kann ich mit dem neuen Zauberknochen auch telefonieren. Aber das kann man schließlich mit jedem Handy, und wer telefoniert heutzutage eigentlich noch? Mit dem JesusPhone kann ich fotografieren und filmen. Die bewegten und unbewegten Bilder kann ich sogleich auf YouTube oder in meinen Blogs veröffentlichen, damit die ganze Welt daran teilhaben kann, wo ich derzeit bin, was ich gerade esse oder gegen welche Laterne ich soeben gedonnert bin. Wunder über Wunder! Ich kann mein JesusPhone als Diktiergerät nutzen, und ich kann damit meine gesamte Musikbibliothek abspielen. Das Zauberding lässt mich elektronische Bücher lesen, und ich kann aktuelle Fernsehsendungen verfolgen. Ein Barcode-Scanner gibt mir die Möglichkeit, jedes beliebige Produkt in Sekundenschnelle zu erfassen, um dann im virtuellen Weltwarenlager nach dem günstigsten Preis zu suchen. Jesus lässt mich abenteuerliche Spiele testen, ich bekomme Kochrezepte, die mir das Wasser im Mund zusammen laufen lassen, ein Höhenmesser verrät mir, in welchen Wolken ich gerade schwebe
ach, alles ist einfach nur noch himmlisch mit meinem Jesus-Knochen.
Credo in unum deo. Ich glaube an den einen Gott, und dieser Gott hat sich in meinem JesusPhone materialisiert. Neben ihm dulde ich keine anderen Götter. Zwar wird von heidnischen Religionen versucht, auf den ersten Blick ähnliche Geräte ins Rennen zu bringen. Aber weder die Sektierer von PalmPre, noch die Priester vom Verein BlackBerry oder die Geister, die LG Prada und HTC Touch loben, können meinem iPhone das Wasser reichen. Denn nur das wahre JesusPhone verkörpert eine in sich geschlossene monotheistische Religion, die sich von keinem anderen Glauben bekehren lässt. Nur die Hohepriester, deren Logo ein angebissener Apfel ist, dienen dem wahren Gott.
Lediglich eine Kleinigkeit muss mein JesusPhone noch lernen: Wasser für eine Tasse Tee oder Kaffee kochen. Das wünsche ich mir von der nächsten Generation des Zauberknochens, die bestimmt nicht lange auf sich warten lässt und die Gemeinde darauf zu neuen Entzückensschreien entbrennen lassen wird. Oh Herr, sei mir gnädig, und liste meine E-Mail-Adresse in dem Verteiler derjenigen, die Du als Erste mit Informationen versorgst, wenn der Tag des Jüngsten Gerichts naht. Denn mit Dir sind die Macht und die Pracht und die Herrlichkeit. In Ewigkeit. Amen.
Londons Stadtteil Soho riecht verrucht. Süßer Duft schwerer Räucherkerzen schwängert die Luft und mischt sich mit gelbem Frittenfett von Fish & Chips. Bunt gemischtes Volk bummelt durch farbenfroh gestaltete Ladenzeilen. Schwulenbars, Erotikshops, kleine Cafés und exotische Restaurants bieten Genuss für alle Sinne. In Chinatown tanzen hunderte roter Lampions zwischen kleinen Garküchen, hinter deren Fenstern Pekingenten triefend glänzen. Taxen schwärmen hornissengleich über die Verbindungsstrassen und jagen feuermelderrote Doppeldeckerbusse. Aus einem geöffneten Fenster fliegt Sitarmusik, und vor einer hundertjährigen Eckkneipe fleht ein mitternachtsschwarzer Mann in einem nur ihm bekannten Dialekt den Himmel um Vergebung an. HIER geht es weiter →
Riesen-Video von Prinz Rupi
Auf Einladung von spielzeiteuropa, der Theater- und Tanzsaison der Berliner Festspiele, gastierte das französische Straßentheater Royal de Luxe in Berlin und erinnerte mit ihrem Riesen-Märchen von Trennung und Wiederfinden auf einzigartige Weise an die Vereinigung der beiden deutschen Staaten DDR und BRD in 1989.
Die Geschichte begann so fantastisch wie ein Riesen-Märchen nur beginnen kann: Vor langer, langer Zeit, als Berlin noch ein Sumpfgebiet war, lebten dort Riesen. So auch der Große Riese und seine Nichte, die Kleine Riesin. Als eines Tages Land- und Meeresungeheuer die Stadt teilten, einen Teil mit Mauern umschlossen und so die Riesen trennten, begann für beide eine schmerzvolle Odyssee. Während die Kleine Riesin sich mit ihrem Boot auf die Suche nach ihrem Onkel begab, gelang es dem Großen Riesen nach vielen Jahren, den schlafenden Geysir am Meeresgrund zu finden. Unsaft geweckt, lässt dieser die Erde erbeben und bringt so die Mauer zum Einsturz der Weg für ein Wiedersehen ist geebnet.
An dieser Stelle setzt die Geschichte ein, die der künstlerische Leiter und Gründer von Royal de Luxe, Jean Luc Courcoult zur Erinnerung an den Mauerfall vor 20 Jahren geschrieben hat. Vier Tage lang verwandelte sich Berlin in eine lebendige Theaterkulisse und veranstaltete das viertägige Open-Air-Spektakel »Le rendez-vous de Berlin Das Wiedersehen von Berlin«.
Die phantasievolle Inszenierung mit den riesigen Marionetten faszinierte Millionen Menschen, die zusammen strömten, um das Spektakel zu sehen.
Leute, ich brauche dringend Hilfe. Denn mein Hund stinkt. Pardon, er duftet nicht, er riecht einfach nur abartig. Manchmal stinkt er sogar infernalisch, und auch mein ständiges Herumschwenken mit einer Dose Tannenduftspray hilft kaum.
Besonders brutale Winde wehen, wenn es mir mithilfe einer Nasenklammer gelungen ist, ihm eine frische Portion Blättermagen oder Pansen in unserer gemeinsamen Wohnhöhle zu servieren. Darüber freut er sich dann so, dass er schon beim Verzehr wild mit dem Hinterteil wedelt und Blähgase in unendlicher Fülle seinem glücklichen Körper entsteigen lässt. Küsst er mich dann später und schleckt mir dankbar für die duftige Gabe das Gesicht ab, dann atme ich seine aus allen Öffnungen dringenden Faulgase ein und weiß, es hat ihm mal wieder gut geschmeckt HIER geht es weiter →