Prinz Rupi spricht das Gedicht »Der Große Pinkler« („El Gran Orinador“) aus dem Spätwerk des chilenischen Dichters und Schriftstellers Pablo Neruda (1904-1973)
In seinem Gemälde „Traum und Wirklichkeit“ aus dem Jahre 1981 hat der niederländische Künstler Jan Bouman den Großen Pinkler verewigt.
Hier im Detail:
Wer Lust auf weitere Lesungen aus dem Prinzenpalast hat, der klickt H I E R
Mit klaren Worten charakterisiert der Bayreuther Staatsrechtler Prof. Oliver Lepsius das Plagiat, mit dem Kriegsminister von Guttenberg sich den Doktortitel erschlichen hat.
Meine Meinung: Ein Minister, der nach eigenem Bekunden nicht weiß, was er tut bzw. sich nicht erinnern kann, ist ebenso gefährlich wie der viel zitierte Taliban mit dem Sprengstoffgürtel: Er ist eine wandelnde Bombe. Ein solcher Mann darf keinesfalls weiter an den Schalthebeln der Macht spielen.
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Die Kunst, in diesem Fall die Augsburger Puppenkiste, hat die Entwicklung schon vor Jahrzehnten vorweggenommen. Zum Entspannen und Lachen deshalb noch das Lied der Blechbüchsenarmee „Guttenberg wird den Hang hinunter gestürzt“
Verehrter Leser, geneigte Leserin,
bis heute haben Sie, und ich gestehe dies mit leichtem Erröten, aus meiner Feder unakademische Texte ohne wissenschaftlichen Tiefgang ertragen. Das soll sich radikal ändern. Ich habe mich nämlich am Wochenende entschlossen, ratzfatz zu promovieren, und das bedeutet im Klartext: Ich werde Doktor! HIER geht es weiter →
Völliger Sinnlos
Darf man einen übarfallenen Maden Haustier in einem Garten begraben, fragt Anonym5994 auf gutefrage.net. Gute Frage! Als Mitglied der Ratgeber-Community helfe ich dem Tschelluffjek gern weiter, obwohl ich kaum Nadsat spreche.
Aber natürlich darfst du einen übarfallenen Maden Haustier in einem Garten begraben, wenn du es gern möchtest, antworte ich dem Fragesteller, der aufgrund eines internen Punktesystems bereits den ehrenvollen Titel eines Silber-Fragant trägt: Vergiss nur nicht, einen Duden mit in das Grab zu legen, denn sobald sich die Maden mit den Bücherwürmern paaren, geht die Party richtig ab. Und das Tollste an der Sache ist: wenn die Silberfische dazu Tango tanzen, kannst du die Miete mindern bis die Wände schwarz werden.
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Cartoon mit freundlicher Genehmigung des Satiremagazins Eulenspiegel
In der Bloggerszene brodelt es, nachdem aufgedeckt wurde, dass rund einhundert Blogger Geld genommen haben, um Links zu bestimmten Seiten zu setzen. Die Unternehmen, die hinter den Zahlungen stecken, wollen damit ihren PageRank bei Google steigern. Damit werden sie bei Suchanfragen prominenter platziert und entsprechend häufiger angeklickt.
Google hat sich heute offiziell zu diesem Thema geäussert und klar NEIN zum Kauf und Verkauf von Links gesagt. Hochwertige Inhalte seien langfristig besser geeignet, um Besucher auf die eigene Seite zu locken.
Hintergrund und die Stellungnahme von Google habe ich hier beschrieben: Google sagt Nein zu Link-Spam: Links verkaufen schadet nur. (Bitte klicken)
Unter dem Stichwort „askaconductor“ tauschten sich auf Twitter 24 Stunden lang rund um den Globus Musiker und Fans mit weltberühmten Dirigenten aus.
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Kannibalenschau?
Große Kannibalenschau?
Ein derartiger Buchtitel weckt Erwartungen. Schließlich entspricht es den Tatsachen, dass noch bis 1940 exotisch aussehende Menschen von anderen Kontinenten durch deutsche Lande tourten und in Tierparks und Zoologischen Gärten ausgestellt wurden. Sie mussten teilweise sogar rohes Fleisch essen, um als Kannibalen durchzugehen.
Die in Scharen herbeiströmenden Besucher durften dann vor „artgerecht“ gestalteten Anlagen die dort gefangenen „Wilden“ bestaunen und ihrer Phantasie über die angeblichen Menschenfresser freien Lauf lassen. Als Völkerschauen bezeichnete spektakuläre Wanderausstellungen präsentierten dem Publikum wilde Amazonen aus Schwarzafrika, dick vermummte Arktisbewohner und unergründlich lächelnde Asiaten.
Es mag seltsam scheinen, was vor einem Jahrhundert in deutschen Zoos geschah und mit welch kolonialer Überheblichkeit die weiße Herrenrasse andere Völker und Kulturen öffentlich zur Schau stellte. Doch während heute bereits die Verwendung von Begriffen wie Neger, Eskimo und Zigeuner als politisch inkorrekt gegeißelt wird, war es für unsere Urgroßeltern vollkommen normal, die derartigen Begriffen zugeordneten Zweibeiner selbst öffentlich vorzuführen und zu begaffen.
Vor diesem Hintergrund beschreibt Fischer in Romanform die Expedition eines Tierhändlers nach Deutsch-Neuguinea. Im Auftrag des Tierparkbesitzers Hagenbeck soll er dort besonders exotische Lebewesen aufspüren und an die Elbe bringen. Im Wettlauf mit einem französischen Veranstalter von Völkerschauen gelingt es ihm, einen Stamm Kopfgeldjäger unter Vertrag zu nehmen und nach Hamburg zu verfrachten. Doch die vermeintlich Wilden lernen schnell die Tricks und Kniffe ihrer Vertragspartner, und bald sehen sich die Herrenmenschen mit Forderungen und Streiks konfrontiert.
Christian „CKLKH“ Fischer erzählt seine phantasievolle Geschichte mittels zweier sich konsequent abwechselnder Erzählstränge (Hamburg und Neuguinea). Er betont dabei die grotesken Seiten des zoologischen Menschenhandels und beleuchtet das wechselseitige Unverständnis der heftig aufeinander prallenden Kulturen. Leider fehlen dem Band historische Illustrationen, die es wohl gibt, wenngleich viele Zoologische Gärten in den letzten Jahren einiges daran gesetzt haben, Bilddokumente in ihren Archiven zu verstecken.
Literarischer Höhepunkt ist das Gedankenbild, das Fischer ganz am Schluss seines Buches dem Leser in den Kopf pflanzt: Wie wäre es wohl, wenn Hagenbeck „typische“ Deutsche in einer eigenen Schau in afrikanischen Kralen und Wüstenoasen gezeigt hätte? Männer in Lederhose mit Dackel oder Schäferhund und Frauen im Dirndl würden Bier trinkend und Eisbein nagend unter einem erzgebirgisch geschmückten Tannenbaum hocken, Weihnachtslieder singen und ihren Nachwuchs in adretten Matrosenanzügen mit bunten Kinkerlitzchen verwöhnen.
Ihr Erscheinen und ihre harte Sprache würden bei den einheimischen Besuchern Entsetzen wie Heiterkeit hervorrufen, man würde ihnen Datteln in den Käfig werfen und Ziegenmilch anbieten Das Ganze ergäbe eine urdeutsche Kannibalenschau, deren Exotik viel Geld in die Taschen der Veranstalter spülen und das Deutschtum in aller Welt bekannt machen könnte
CKLKH Fischer: Große Kannibalenschau. Roman
Periplaneta, Berlin 2010, 13,00
ISBN 978-3-940767-60-8
Ein kleiner Einblick in die intensive Arbeit auf dem Hamburger Barcamp
Einen ausführlicheren Erlebnisbericht eines Newbies über das Hamburger Barcamp gibt es H I E R (bitte klicken)
Achtzig Stunden hält das Videospiel Final Fantasy einen Spieler in Atem, bis er durch sämtliche Level gejagt ist, die Handlung voll erschlossen und alle Abenteuer und Herausforderungen bestanden hat. Das erfolgreichste RPG (Role Playing Game = Rollenspiel) aller Zeiten wurde ursprünglich für Nintendo entwickelt, es läuft aber auch auf PlayStation und anderen Konsolen, wurde jüngst für apples iPhone und iPad freigegeben und erobert seit Oktober 2010 den chinesischen Markt. Inzwischen existieren 14 Fortsetzungen.
Geschaffen wurde das Spiel von der japanischen Videospielfirma Square, die 1987 vor der Pleite stand. Die Programmierer konzentrierten alle Hoffnungen und Mittel auf dieses Rollenspiel, das deshalb einen programmatischen Namen bekam: Final Fantasy. Eine der Besonderheiten des Spiels ist die dem Geschehen und den verschiedenen Episoden unterlegte Musik. Sie wurde von dem japanischen Komponisten Nobuo Uematsu eigens komponiert, der damit ein vollkommen neues Genre schuf: die Videospielmusik.
Uematsus Kompositionen schlugen in seiner Heimat ein wie eine Bombe und trugen mit zum Erfolg von Final Fantasy bei. Bald schrieb der 1959 geborene Japaner auch für andere bekannte Spiele wie Blue Dragon und Lost Odyssey die Soundtracks. Auf Festivals und in Konzertsälen wurden Uematsus Stücke von Symphonieorchestern dargeboten. Ein blutjunges Publikum fühlte sich angesprochen und stürmte die bislang der Klassik vorbehaltenen heiligen Hallen. Bleichgesichtige Nerds ließen ihre Computer verschnaufen und zogen enthusiastisch ins Konzert.
2003 wurde die Videospielmusik erstmals außerhalb Japans im Leipziger Gewandhaus aufgeführt, und ein junger Pianist macht die symphonische Konsolenmusik auch in klassischen Konzertsälen publik: Benyamin Nuss, 21, ein technisch brillanter Pianist aus Bergisch-Gladbach beweist, dass die Musik der Videospiele konzerttauglich ist. Nuss spielt Uematsus hochdramatische und ausgesprochen gestische Stücke auf dem Klavier. Auf einer bei Deutsche Grammophon erschienenen CD stellt er 15 transponierte Titel des japanischen Komponisten vor, die auch denjenigen, die keine Videospiele mögen oder darin moderne Teufeleien ausmachen, enormen Hörgenuss schenken.
Faszinierend daran ist auch, dass der Begriff der Klassik mit den konzertanten Stücken neu definiert und erweitert wird. Ähnlich wie bei der Filmmusik, die längst einen unbestrittenen Platz in der Welt der klassischen Musik eingenommen hat, sind es jetzt Klänge aus der Konsole, die ein Publikum ansprechen, das einen Großteil seiner Freizeit mit Computerspielen verbringt.
Nuss lässt Musik 2.0 erklingen, wenn er behände über die 88 Tasten seines Konzertflügels fliegt und mächtige Melodien wie sphärische Klänge erzeugt. Er intoniert wehmütige Weisen und wilden Galopp, romantische Naturbeschreibungen und kraftvolles Kampfgetümmel eine mehrdimensionale, bisweilen hymnische Musik, die dem Zuhörer den Atem raubt, sein Innerstes aufwühlt und ihn tief in ein Hörerlebnis besonderer Art hineinzieht.
Nachtrag
Am 24.11.2010 hatte ich Gelegenheit, Benyamin Nuss anlässlich seines Solokonzerts in der Berliner Philharmonie persönlich zu sprechen. Benyamin erzählte mir, dass er die ersten 13 Serien von Final Fantasy am PC komplett durchgespielt hat. Er hat dazu bis zu 120 Stunden pro Serie benötigt und freut sich schon auf den soeben veröffentlichten 14. Teil des legendären Computer-Rollenspiels.
Benyamin weiß also ganz genau, welche Musik er darbietet, und in welchem Zusammenhang diese in dem komplexen Spielverlauf erklingt. Sitzt er am Flügel und spielt die von Nobuo Uematsu komponierte Videomusik, dann sieht er die einzelnen Sequenzen des Spiels vor seinem geistigen Auge und erlebt die Dramatik des Spielgeschehens erneut.
Eine großartige Version von Jarrys Drama „König Ubu“ zeigt das Wandertheater „Ton & Kirschen“ Fotos: © W. R. Frieling
Einer der ältesten Texte, der dem Surrealismus ebenso wie Dada zugeordnet wird, stammt von dem französischen Autor Alfred Jarry und heißt König Ubu (im Original: Ubu Roi). Das Drama in fünf Akten wird sowohl gern im Französischunterricht gelesen als auch auf der Bühne von alternativen Theaterensembles aufgeführt und erfreut sich in jüngerer Zeit wachsender Beliebtheit.
Vater Ubu ist ein genusssüchtiger fetter Wanst, der nur an sich und seine heiß geliebte Leberwurst denkt. Der ständig wüst schimpfende Ubu steht aber auch als Metapher für das Monster, das im Menschen steckt. Er verkörpert die Fleisch gewordene Lust am Fressen, Rauben und Morden.
Mit Hilfe seiner Frau, die ihn aufstachelt und mittels einiger Getreuer, denen er Privilegien verspricht, ermordet Ubu den König von Polen, übernimmt die Staatsgewalt und setzt sich selbst die Krone auf. Als König Ubu presst er fortan seine Untertanen aus und lässt dabei alle Widersacher ebenso schnell beseitigen wie die reichen Adligen, deren Besitztümer er sich aneignet.
Die alten Eliten sind ihm zu kostspielig, für das Geld könne man besser Leberwurst konsumieren. Sie enden im Schnellverfahren in der Enthirnungsmaschine.
König Ubu will schließlich den russischen Zaren unterwerfen und zieht gegen Moskau. Dabei erweist er sich als feige und ängstlich. Während seine Leute sterben, macht er sich zynisch aus dem Staub und flieht mit seiner Frau und einem Teil der geraubten Schätze nach Frankreich, wo er als Doktor der Pataphysik unterschlüpft.
Autor Alfred Jarry schuf mit dem kritischen Text einen nahezu zeitlosen Kommentar zu gewissenlosen Machtmenschen und Diktatoren, der heute ebenso gültig ist wie vor mehr als 100 Jahren. Vor allem mit Ubus berühmten Schimpftiraden löste er bei der Uraufführung in Paris anno 1896 einen handfesten Theaterskandal aus. Erst viel später sollten Kritiker erkennen, dass dem exzentrisch-genialen Autor ein Wurf gelungen war, der den Beginn des modernen Dramas in Frankreich kennzeichnet.
Jarrys Text ist von teilweise ätzender Komik und mischt Techniken der burlesk-derben Commedia dellarte mit intellektueller Sprachkomik. Mit teilweise absurden Pointen assoziiert er Gedanken über die Verführbarkeit des Menschen durch das Ungeheuer, das ein Teil seiner selbst ist und dem er nur allzu gern gehorcht.
Der Autor überzeichnet das Böse und überspannt den Bogen dabei derart, dass Grauen in Gelächter umschlägt. So wird der Schauder zur Groteske, und indem dem Rezipienten keine andere Chance bleibt, als sich lachend zu distanzieren, mag er die Furcht vor dem Wiederaufleben einer Diktatur abbauen, deren zyklisches Auftauchen Jarry lange vor der Ära des Faschismus in der Natur des Individuums festmachte.
Von Alfred Jarry (1873 1907) stammt auch der Roman Heldentaten und Ansichten des Doktor Faustroll. Dieses Werk gilt als Gründungsdokument der von dem Autor erfundenen Pataphysik, der Wissenschaft von den imaginären Lösungen, die der Blogger Trithemius gern zitiert. In dem Werk wird die abenteuerliche Seereise des Doktors der Pataphysik Faustroll mit einem Gerichtsvollzieher und einem Pavian auf der Seine beschrieben.
Alfred Jarry: König Ubu
Verlag Reclam, Ditzingen 1995
ISBN 978-3150094464
80 Seiten 2,60