Professor, Kasper, König, Schwein
Aufgrund des Welterfolges meiner Skizze »Schräger Vogel«
entstanden jetzt die ersten offiziellen Porträts meines königlichen Hofstaates.
Sie werden im Thronsaal einen würdigen Platz finden.
Wilhelm Ruprecht Frieling: Professor, 2007
Acryl auf Leinwand, 30 x 40 cm
© W. R. Frieling
Wilhelm Ruprecht Frieling: Kasper, 2007
Acryl auf Leinwand, 30 x 40 cm
© W. R. Frieling
Wilhelm Ruprecht Frieling: König, 2007
Acryl auf Leinwand, 30 x 40 cm
© W. R. Frieling
Wilhelm Ruprecht Frieling: Schwein, 2007
Acryl auf Leinwand, 30 x 40 cm
© W. R. Frieling
Die Theatermaske »Erdkugel mit beweglichen Augen« stammt aus der Werkstatt des berühmten Kostümplastikers Eduard »Eddi« Fischer. Seine Plastik wurde eingesetzt in Manfred Wekwerths Inszenierung von Bertolt Brechts »Das Leben des Galilei«. Das Stück handelt vom Leben des großen Naturwissenschaftlers, der angesichts der Folterinstrumente der Heiligen Inquisition seine Lehre von der Bewegung der Erde widerrief. Am 10. Februar 1978 hatte das Drama Premiere in Brechts Hausbühne, dem »Berliner Ensemble« am Schiffbauerdamm. HIER geht es weiter →
Vincent van Gogh (1853-1890), einer der Begründer der modernen Malerei, war Zeit seines Lebens ein armes Schwein. Seine Bilder wurden erst achtzig Jahre nach seinem Ableben vom Kunsthandel entdeckt und erzielen seitdem Rekordpreise.
Da ihn der Pariser Kunstgeschmack weitgehend ignorierte, zog es van Gogh in seinen letzten Lebensjahren in Richtung Provence. Dort schnitt er sich nach einem Streit mit dem von ihm verehrten Maler Paul Gauguin in einem Anfall von Autoaggression einen Teil seines Ohres ab.
Auf Empfehlung seines Arztes ging van Gogh darauf in die Nervenheilanstalt »Saint-Paul-de-Mausole« von Saint-Rémy-de-Provence. Die malerische Kleinstadt liegt zwischen Arles und Avignon. Vincent richtete sich in seinem Krankenzimmer ein Atelier ein und malte unentwegt. Es entstanden, unterbrochen von kleineren Anfällen und gelegentlichem Aussetzen seiner Erinnerung, Bilder von Feldern in kräftigen gelben Farben, Olivenbäumen, Schwertlilien und Zypressen. Insgesamt schuf van Gogh rund 150 Bilder während seines Klinikaufenthaltes.
Das Krankenzimmer von van Gogh wird heute noch als musealer Schatz gezeigt, und es ist einer der Attraktionen der psychiatrischen Einrichtung »Saint-Paul-de-Mausole«, die zweihundert Frauen mit teilweise schweren Nervenleiden beherbergt. In der Tradition van Goghs steht das Bemühen der Klinik, ihre Patientinnen mit Hilfe von Kunsttherapien zu behandeln. Auf diesem Wege werden nach Bekunden der Klinikleitung deutliche Erfolge erzielt.
In einer klinikeigenen Galerie sind Kunstwerke der Insassinnen zu bewundern. Dort entdeckte ich die Skulptur »Couple dans fenêtre« der Patientin Catherine Meinhard. Es handelt sich dabei um eine dreidimensionale Plastik aus Pappmaché, die auf mich einen tiefen Eindruck machte und mir viel von den Sehnsüchten der Künstlerin erzählt.
Wilhelm Ruprecht Frieling: Schräger Vogel, 2007
Ölkreide auf Papier. 21 x 28 cm
© W. R. Frieling
Herzlich willkommen im Kunstblog! Ohne Anspruch auf Meisterschaft stelle ich hier eigene Werke vor. Ausserdem zeige ich Stücke aus meiner Sammlung.
Der »Schräge Vogel« entstand spontan, als ich kürzlich erfuhr, dass mein bester Freund plötzlich schwer an Blasenkrebs erkrankte. Er stand vor einer harten Operation, die sieben Stunden dauern und ihn weit über vier Liter Blut kosten sollte.
Wie ein kleiner Junge, der seinem Vati Mut machen will, griff ich zur Ölkreide und malte den »Schrägen Vogel«. Ich hatte zwei Möglichkeiten: jammern oder lachen. Da wir beide schräge Vögel sind, gab es für mich nur den Weg des Lachens, und es beglückt mich, dass meine naive Kinderzeichnung an seinem Krankenhausbett stand und ihn aus der Ferne daran erinnerte, wie farbenprächtig das Leben trotz allen Elends sein kann.
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Im Alter von 71 Jahren starb heute früh Luciano Pavarotti, einer der bekanntesten Tenöre der Musikwelt, an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Zuletzt trat der Sänger 2005 öffentlich auf. Die Tournee musste jedoch aufgrund seiner Erkrankung abgebrochen werden.
Luciano Pavarotti war einer der berühmtesten Tenöre seiner Zeit und einer der bekanntesten Vertreter der Kunstgattung Oper. Zusammen mit Maria Callas war er auch der best verkaufte Klassikstar aller Zeiten. Pavarotti war der erste Klassikkünstler, dessen CD-Aufnahmen die Pop-Hitparaden stürmten.
Über die Lebensgeschichte des Sprosses einer Bäckerfamilie aus Modena informiert Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Luciano_Pavarotti
Die weltweit über 30.000 Mitglieder des Vereins Deutsche Sprache e.V. haben Hartmut Mehdorn, den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bahn AG, zum »Sprachpanscher des Jahres 2007« gewählt. Nach Johannes Ludewig ist Mehdorn damit bereits der zweite Bahn-Chef, dem diese zweifelhafte Ehre zuteil geworden ist.
»Leider hat die Deutsche Bahn aus diesem ersten Preis nicht viel gelernt«, kommentierte der Verein das Ergebnis dieser Wahl. »Noch immer gibt es an deutschen Bahnhöfen counter statt Schalter, einen service-point statt einer Auskunft und zum Pinkeln muss man zu McClean«.
Mit großem Abstand hinter Mehdorn landete Heiner Bartling, der Präsident des Niedersächsischen Turnerbundes, auf Platz zwei. Bartling verantwortet ein Informationsheft mit »highlights for beginners«, »kids in action« oder »dance 4you«.
Den Sprachpanscher des Jahres gibt es seit 1997. Der erste Preisträger war die Hamburger Modeschöpferin Jil Sander, die mit dem Bekenntnis, dass man contemporary sein und das future Denken haben müsse, den Zorn der Sprachwahrer hervor gerufen hat.
Nie zuvor hatte die Neuköllner Oper, Berlins innovativstes Musiktheater, in den dreißig Jahren ihres Bestehens eine derart breite PR wie in diesem Fall. Von »BILD« über »Spiegel« bis hin zur »Tagesschau« drängten sich die Berichterstatter in dem kleinen Haus an der Karl-Marx-Strasse, und es mussten aufgrund des Presserummels gleich zwei Premieren veranstaltet werden. Das Schlagwort »Moshammer« löste diesen einzigartigen Run der Journaille aus. Eine »Moshammeroper« sollte es geben, in der das Leben und die Persönlichkeit des exzentrischen Münchener Modezars für die Bühne aufbereitet werden sollte. Dieses Stichwort heizte die Berichterstattung bereits im Vorfeld kräftig an.
Rudolph Moshammer, ein Gesamtkunstwerk nach Münchner Art, sah sich im Lichte des Bayernkönig Ludwigs I. und staffierte sich entsprechend märchenhaft aus. Bekannt wurde der Inhaber einer Boutique in der Maximilianstraße in München sowie des ältesten Restaurants der Stadt, der »Hundskugel« in der Hotterstrasse, durch sein schillerndes Auftreten in der Öffentlichkeit, in der er sich gern mit einer Yorkshire-Hündin zeigte, die auf den Namen »Daisy« hörte. Im Januar 2005 wurde er von einem persischen Lustknaben, den er auf der Strasse anmietete, aus Habgier erdrosselt.
Das Leben Moshammers für die Oper aufzubereiten, ohne in die Gosse oder eine rosa gefärbte Klamotte abzurutschen, scheint schwierig. Ob es der Neuköllner Oper letztlich gelungen ist, daraus ein Thema zu machen, das eine theatralische Deutungsarbeit verdient? An der Beantwortung dieser Frage scheiden sich die Geister. Jedenfalls war »Mosi«, der im Stück nach seinem Vorbild »Ludwig« geheißen wird, eine illustre Figur der Münchener Medien- und Eventgesellschaft, die seinen Lebensstil feierte, sein soziales Engagement für die Schwächsten der Gesellschaft achtete, und dabei seine nächtlichen Eskapaden ins Strichermilieu dezent übersah.
In der mit dem Berliner Opernpreis 2006 ausgezeichneten Kammeroper von Bruno Nelissen (Musik) und Ralph Hammerthaler (Libretto) wird die Handlung um den Protagonisten auf fünf Darsteller reduziert: Der Herrenschneider Ludwig (Hubert Wild), der in mehreren Rollen und zuletzt als Mörder auftretende Markus Vollberg, die Klatschreporterin Klette (Leigh Adoff), Frau von Klunker (Friedrike Harmsen) sowie die Spielfigur Regine Gebhardt hüpfen, laufen, springen und kriechen in elf chronologisch ungeordneten Szenen über einen roten Teppich zwischen Himmelbett und Bühne.
Der Zuschauer erfährt, dass Mosis Vater den Freitod wählte, weshalb sich der Junge den Bayernkönig zum Stiefvater wählte. Als kleiner Schneiderlehrling steckte er sich drei Federn an den Kopf, um kein mausgrauer Schneider zu bleiben. Die Medienwelt, vertreten durch die beiden grellen Damen, meint, Moshammer schulde der Presse seine Bedeutung, während diese ihm die Auflage verdanke. Wir hören, dass die Hauptfigur der »Moshammeroper« sein Hündchen Daisy ein »total verrupftes Vieh« ruft. In seiner Zerrissenheit und auf der Suche nach Nähe treibt es ihn dann, vor allem nach dem Tod der Mutter, ständig in die Stricherszene. Dort kauft er sich Liebe. Schließlich sucht und findet er den Tod.
Musikalisch werden diese Fragmente eines Lebensentwurfs von vier Streichern und einer Trompete unterstützt. Dabei wird auf strukturierte Klangebenen, schmissige Melodien oder gar Ohrwürmer verzichtet. Es ist eher ein schriller Klangteppich, der dem Publikum entrollt wird. Mal singt Ludwig eine seiner Arien im Dialog mit der Trompete, mal tritt er in Wechselgesang mit verzerrten Tonbandstimmen. Schrille Streicher dominieren und zeigen die seelische Auseinandersetzung des Protagonisten auf. Die Musik in der Tradition der Zwölftonmusik Arnold Schönbergs ist karg, klirrend, komatös.
In ihrer bisweilen kakophonischen Spröde verdeutlicht die Musik der »Moshammeroper« das Anliegen des Stückes und transportiert Facetten des Lebens einer höchst widersprüchlichen Persönlichkeit. Das Libretto schafft dies hingegen mit seinen Blitzlichtaufnahmen der angeblichen Wendeschleifen einer Biographie nicht. Zu dürftig ist das, was erzählt und geboten wird. Der Weg Moshammers von ganz unten zum Märchenkönig und Promi-Kasper wird allenfalls angedeutet, keinesfalls hinterfragt.
Vielleicht gibt die Figur Moshammer aber auch zu wenig her, um daraus eine Oper zu machen, die sich über ihre Tagesaktualität als tragfähig erweisen könnte. Moshammer sei noch aus dem Mausoleum heraus für Schlagzeilen gut, meint Autor Ralph Hammerthaler. Das allein reicht leider nicht für eine Kammeroper, die ihre Schlagzeilen redlich verdient.
Fotostrecke der WELT:
http://www.welt.de/kultur/article1075556/Moshammer_-_die_Oper_.html
Am 1. September eröffnet die Berliner Staatsoper Unter den Linden die Spielzeit 2007|08 mit einer NACHT DER OFFENEN TÜR. Von 17 bis 1 Uhr sind Interessenten eingeladen, sich durch alle Räumlichkeiten des Opernhauses zu bewegen und ein vielseitiges Programm zu besuchen. Der Eintritt für alles, was während der NACHT DER OFFENEN TÜR geboten wird, ist frei.
Kleine Kammerkonzerte und solistische Darbietungen der Künstler im Magazin, in der Konditorei und im Orchesterprobesaal können besucht werden. Führungen finden statt durch die Kostümabteilung und über die Unterbühne. Für Kinder wird es zwischen 17 und 22 Uhr einen eigenes Programm geben.
Wer selbst künstlerisch aktiv sein möchte, kann an diesem Abend an einer musikalisch-szenischen Opernprobe teilnehmen, deren Ergebnis anschließend auf der großen Bühne in Begleitung der Staatskapelle Berlin und des Staatsopernchores aufgeführt wird.
Die NACHT DER OFFENEN TÜR ermöglicht es, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Staatsoper bei ihrer Arbeit zu erleben: Wie läuft ein Komparsen-Casting? Wie arbeiten die Maskenbildner? Was tut ein Inspizient? Was gehört zu den Aufgaben eines Dramaturgen? Wie gestaltet sich ein Vorsingen? Welche Aufgaben übernehmen Regisseure und Regieassistenten? Wie funktioniert die Technik? Wo sind Ton und Beleuchtung angesiedelt?
Einen Höhepunkt der Langen Nacht findet ab 19 Uhr im Opernhaus statt: Pascal Dusapins Oper »Faustus the Last Night«. Unter der Regie des Intendanten und künstlerischen Leiter der Staatsoper Peter Mussbach wird eine prominente Besetzung auf der Bühne singen und spielen. Pascal Dusapin, der zu den bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten Frankreichs zählt, führt Faustus in elf Stationen Dusapin durch dessen letzte Nacht. Das international renommierte Künstlerduo Elmgreen & Dragset entwarf für diese Oper erstmals ein Bühnenbild. Der Eintritt ist frei, Karten werden vor Ort ausgeteilt, solange der Vorrat reicht.
Zeit der Glaubenskriege. Die »Ungläubigen« werden mit dem Schwert missioniert. Dabei verliebt sich der christliche Kreuzfahrer Rinaldo in Armida, die Tochter eines stolzen muslimischen Königs. Dieser verspricht dem Ritter Tochter und Königreich, wenn er dem bedrohten Volk gegen die christlichen Aggressoren hilft. Doch der verliebte Kreuzritter schwankt zwischen Liebe, Glaube, Tugend und Pflichterfüllung. Er entscheidet sich letztlich für die Seinen und seine Heldenrolle. Das »Dramma eroico« in drei Akten von Joseph Haydn behandelt die Endphase der Beziehung des ungleichen Paars.
Christof Loy inszeniert die Oper »Armida« als Beziehungsdrama. Ausdrücklich vermeidet er die Herstellung von aktuellen Bezügen. Der Regisseur enthält sich einer platt aktualisierenden Regietheatermoral und entpolitisiert die Oper. Ob das in heutiger Zeit möglich und machbar ist, darf bezweifelt werden. Denn das Stück könnte aufgrund seiner Thematik brisant und aktuell angelegt sein: die Furcht der westeuropäischen Öffentlichkeit vor einer »Islamisierung« der Gesellschaft, die Neiddebatte über Höhe, Größe und Ausstattung von Moscheen im deutschsprachigen Raum, die Reglementierung der Einbürgerung, oder auch die Frage der Gleichberechtigung der Geschlechter bieten endlos viele spannende Ansätze, das nahezu handlungslose Stück dem Publikum nahe zu bringen. Ob Intendant Jürgen Flimm mit Loy den falschen Regisseur für das richtige Stück ausgewählt hat?
Es bleibt eine in musikalischer Hinsicht opulente Aufführung des Mozarteum Orchesters unter Ivor Bolton mit ausgefeilt choreographierter (Jochen Heckmann) Statisterie, bei der vierzig als Krieger stilisierte Mitwirkende über die Bühne zischen und immer wieder durch heidnischen Zauber in ihrer Bewegung erstarren.
Unter den Stimmen ragt Mojca Erdmann als Zauberin Zelmira hervor. Armida (Annette Dasch) ist stimmlich stark, überzeugt aber letztlich nicht in ihrer verletzten Liebe. Rinaldo (Michael Schade), der Hauptheld, ist aufgrund seiner maulwurfsartigen Physiognomie optisch eher ungeeignet als feuriger Liebhaber. Wälzt er sich auf Armida, dann lässt sich um die Unversehrtheit der Protagonisten fürchten. Letztlich aber ist die Oper um ihn angeordnet, Rinaldo spiegelt den Konflikt, in dem sich Armida konsequent verhält, allein wider und unterliegt.
Nach der Fülle der Mozart-Inszenierungen des Jahres 2006 wirkt die Entscheidung für die selten gespielte Haydn-Oper als Auftakt der Salzburger Festspiele wie ein Vortasten auf das Haydn-Jahr 2009. Mit dem 100. Todestag des bekannten österreichischen Komponisten wird es in Salzburg sicher zu einer Haydn-Renaissance kommen.
Das architektonisch beeindruckende Opernhaus von Sydney wurde jetzt ins Weltkulturerbe aufgenommen. Mallorcas konservative Ex-Regierung wollte es übertrumpfen. Foto: Pixelio
Keine Superoper für Mallorca
Aus wahltaktischen Gründen hatte der konservative mallorquinische Ministerpräsident Jaume Matas noch im Mai verkündigt, in Palma de Mallorca solle ein neues Opernhaus entstehen. Dieses von Santiago Calatrava konzipierte Gebäude sollte selbst das soeben zum Weltkulturerbe erhobene Opernhaus in Sydney aus dem Rennen werfen. Trotz dieser und anderer blumiger Versprechungen kündigten die Wähler dem Präsidenten in den Wahlen vom 27. Mai die Gefolgschaft und ließen ihn fallen. Nun dürfen seine Amtsnachfolger 1,2 Millionen Euro Honorar an den Architekten für das Prestigeprojekt zahlen.
Ein absolutes architektonisches Highlight, das international für Aufsehen sorgen und den Kulturtourismus ankurbeln sollte, wollte Ministerpräsident Jaume Matas (PP) direkt an Palmas Hafen bauen lassen. Selbstherrlich beauftragte er den Architekten Santiago Calatrava mit der Planung eines »emblematischen« Gebäudes auf der alten Mole, die dazu komplett umgebaut werden sollte. Calatrava hat bereits auf Teneriffa ein kleines Opernhaus konzipiert. Das Ergebnis der Wahlen vom 27. Mai macht nun einen Strich durch dieses Vorhaben.
Die neue Linkskoalition unter dem Sozialisten Francesc Antich, die die Regierung von Ministerpräsident Jaume Matas ablöst, ist gegen den Monsterbau. Sie hält die veranschlagten Kosten von 100 Millionen Euro für »Verschwendung«. Die Ferieninseln der Balearen müssen nun dem spanischen Stararchitekten allerdings 1,2 Millionen Euro Honorar für das Opernhaus, das wohl niemals gebaut werden wird, überweisen.
Der Plan für ein neues Opernhaus auf Mallorca ist aus vielen Gründen größenwahnsinnig. Einerseits verfügt Palma über eine herrlich plüschige alte Oper, die allerdings seit fünf Jahren renoviert wird und im Juni erstmals wieder der Öffentlichkeit zugänglich war. Es gibt weder ein Ensemble noch ein entsprechendes Orchester. Zum anderen stehen die alte Oper sowie auch andere große Veranstaltungsstätten ständig leer, da es kein zahlendes Publikum für anspruchsvolles Musiktheater auf der Insel gibt.
Mallorquiner sind gewohnt, Kunst und Musik gratis genießen zu dürfen. So sind die meisten der zahlreichen Musikveranstaltungen, die angeboten werden, umsonst und draußen. Dabei setzt sich das Publikum traditionell zu zwei Dritteln aus deutschen und britischen Inselresidenten zusammen, die jede Abwechslung gern nutzen. Unter derart schlechten Voraussetzungen wäre die Oper ein Fass ohne Boden geworden und hätte nur dem Image der Inselpolitiker gedient.