Hélène Grimaud ist eine der faszinierendsten Pianistinnen unserer Zeit. Die am 7. November 1969 geborene Künstlerin aus Aix-en-Provence zählt zur Weltspitze und schlägt von Berlin über New York bis Tokio Zuhörer in Bann. Grimaud legte neben vielen anderen Arbeiten eine kongeniale Interpretation von Bach-Werken vor, die sie auf dem Flügel einspielte. Prinz Rupi sprach mit der begnadeten Künstlerin über ihr musikalisches Schaffen sowie über ihren Umgang mit dem Internet.
Prinz Rupi: Hélène, bei unserer letzten Begegnung sprachen wir über Johann Sebastian Bach. Nun präsentierst Du Wolfgang Amadeus Mozart. Warum hast Du Dich für Mozart entschieden?
Hélène Grimaud: Man kann sich wohl kaum Musiker nennen, wenn man nicht auch Mozart spielt. Mozart ist für mich eine spezielle Angelegenheit, schon als Kind und später als Teenager spielte ich viel von ihm. Vom intuitiven, fast instinktiven Spiel wechselte ich mit dem Älterwerden in einen intellektuelleren Umgang mit seinem Werk, und das ist das eigentlich Schwierige an Mozart: Wieder zurück zu finden zur Einfachheit seiner Kompositionen das bedeutet übrigens sehr viel Arbeit.
Prinz Rupi: Bachs Musik ist recht schwer. Seine Stücke sind voller Tiefgang und Strenge. Mozart erscheint mir dagegen wie ein Fliegengewicht.
Hélène Grimaud: Die Leichtigkeit und Anmut macht Mozarts Musik so einzigartig und unverwechselbar. Seine Musik ist aber auch voller Tiefe: Sie umspannt einen weiten Bogen menschlicher Gefühle ohne Pathos und Sentimentalitäten. Genau darin liegt die Schwierigkeit.
Prinz Rupi: In Deutschland ist Mozart äusserst populär. Seine Zauberflöte ist die meist gespielte Oper an allen Musiktheatern, gefolgt von Hochzeit des Figaro und Don Giovanni. Wie würdest Du den wahren Mozart beschreiben?
Hélène Grimaud: Für mich persönlich ist das Requiem in Don Giovanni der wahre Mozart. Er hat natürlich sehr viel mehr Facetten, sehr viel mehr Gesichter. Schon als Kind spürte ich, dass sich hinter den glücklichen und leichten Seiten seines Schaffens sehr viel mehr verbirgt, eine gewisse charakterliche Instabilität
…
Prinz Rupi:
… etwas hinter der vermeintlich glücklichen Maske
…
Hélène Grimaud: … eine manische Energie, die zu diesen scheinbar glücklichen Momenten führt. Es sind nicht nur Schönheit, Anmut und der Unterhaltungswert seiner Musik. Es sind nicht nur Perlen, die vom Himmel fallen.
Prinz Rupi: Während er am Figaro arbeitete, schrieb Mozart sein berühmtes Klavierkonzert No. 23 in A-Dur, das Du auf Deiner neuen CD interpretierst. Ohne Pauken und Trompeten ist es reine Kammermusik. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit dem Kammerorchester des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks?
Hélène Grimaud: Mit dem Orchester des Bayerischen Rundfunks habe ich unter verschiedenen Dirigenten mehrere Programme eingespielt. Dann hörte ich von dem Kammerorchester, mit dem ich ein Programm Best of Bach plante. Die Zusammenarbeit war wundervoll, wir entschieden uns für weitere gemeinsame Konzerte. Da wir alle sehr stark eingebunden sind, gab es nur wenige Termine für ein Mozart-Programm, das ich mit höchsten Erwartungen verknüpfte. Die Konzerte gelangen dann so einzigartig, dass die Idee der Live-Aufzeichnung entstand und das neue Album geboren wurde.
Prinz Rupi: Den zweiten Satz des A-Dur-Klavierkonzerts hast Du mal als das erhabenste Orchesterstück bezeichnet, das Mozart je schrieb.
Hélène Grimaud: Das ist nur meine persönliche Ansicht. Für mich ist dieser Satz absolut erhaben, einer dieser Augenblicke in der Musik, wo es nichts anderes braucht. Es stammt fast aus einer anderen Welt und ist gleichzeitig verankert in diesseitigen Erfahrungen. Es versöhnt das Diesseits und Jenseits, und die Wirkung des Satzes ist beeindruckend das spüre ich nicht nur selbst sondern erlebe es auch bei Zuhörern. Deshalb wurde es für die Aufnahme gewählt.
Prinz Rupi: Dieses Adagio aus No. 23 beginnt mit zwölf Solotakten und Mozart schrieb ein spezielles Siciliano-Thema für das dem Klavier folgende Orchester: süß und schmerzlich Ist das Musik, die Dein Herz berührt?
Hélène Grimaud: Auf jeden Fall. Das ist auch der Grund, warum die Musik heute noch lebt. Sie berührt uns, sonst würden wir sie nicht brauchen. Das macht klassische Musik auch so wertvoll: Sie hat die Fähigkeit, Menschen zu bewegen und Gefühle zu verändern. Sie berührt die Seele, das macht sie einzigartig.
Prinz Rupi: Glaubst Du, Mozart erzählt eine Geschichte mit diesem 23. Klavierkonzert?
Hélène Grimaud: Ich bin nicht so stark in Musikgeschichten. Natürlich ist es gut zu wissen, welche Ideen und Visionen ein Komponist hatte, und ich würde gern erfahren, was Mozart bewogen hat, dieses Stück zu schreiben. Am Ende jedoch ist die Musik immer sehr viel größer als alle Geschichten, die vielleicht am Anfang standen. Für meinen Geschmack reduzieren Geschichten die Musik auch ein wenig, darum bin ich kein großer Freund dieses Gedankens. Was meinst Du dazu?
Prinz Rupi: Ich weiß es nicht. Aber es könnte eine traurige Liebesgeschichte dahinter stecken. Ein Geschichte von Liebe, Zärtlichkeit und Hingabe.
Hélène Grimaud: Liebe ist immer ein gutes Thema.
Prinz Rupi: Wie hörst Du eigentlich Musik? Kaufst Du Wagenladungen Schallplatten und CDs? Oder sitzt Du lieber im Konzert und hörst live?
Hélène Grimaud: Heh, das ist eine Fangfrage! Aber im Ernst: Ich könnte weder ohne das eine noch das andere leben. Wenn ich im Konzertsaal bin und es geschieht etwas Besonders auf der Bühne, dann ist das der beste Platz, den ich mir vorstellen kann. Es gibt nichts, das dieser Magie gleich kommt. Auf der anderen Seite kann ich mir auch nicht vorstellen, ohne einen Ort der Ruhe und Zurückgezogenheit zu sein, an dem ich meine Lieblingsstücke höre.
Prinz Rupi: Mit meiner Frage möchte Dich in die Welt des Internets locken. Hast Du schon mal Musik von iTunes oder einer anderen Plattform gezogen?
Hélène Grimaud: Na klar!
Prinz Rupi: und hast sie dann auf einem iPod oder iPhone gehört?
Hélène Grimaud: Ja, auf beiden. Ich mag die Bequemlichkeit: Einfach nur schauen, was ich gerade brauche und sofort darüber zu verfügen. Manchmal entdecke ich Stücke oder Interpretationen, von deren purer Existenz ich nicht einmal wußte. ABER: Ich bin jemand, der Dinge gern in Händen hält und in den Booklets liest. Ich nehme auch gern CDs aus dem Regal und stelle sie später wieder zurück. Ich möchte nicht ausschließlich mit meinem iPod hören, dabei habe ich exzellente Kopfhörer und versuche, das Beste herauszuholen. Natürlich ist es toll, eine riesige Discothek zur Verfügung zu haben, wenn ich unterwegs oder auf einem Flug bin.
Prinz Rupi: Findest Du es toll, wie das Internet zur Verbreitung von Musik beiträgt?
Hélène Grimaud: Durchaus. Dass all diese Dinge verfügbar sind, finde ich gut.
Prinz Rupi: Du hast tausende Fans in aller Welt. Wie kommunizierst Du mit ihnen?
Hélène Grimaud: In erster Linie durch meine Musik, hoffe ich. Ich bin kein großer Kommunikator. Das Beste, was Künstler bieten können, ist ihr Werk, ist das, was sie tun. Sie geben alles auf der Bühne oder im Studio vor dem Mikrofon. Ich weiß natürlich, dass Freunde klassischer Musik ein Bedürfnis nach größerer Nähe verspüren. Für mich ist das weniger wichtig. Eine Journalistin fragte mich kürzlich, was ich täte, wenn ich ein Date mit Mozart hätte, und ich hoffe, ich habe sie nicht zu sehr mit meiner Antwort schockiert, aber ich habe kein Interesse an einem Treffen mit Mozart. Ich muss nicht wirklich wissen, was hinter der Kunst steckt. Mich interessiert die Kunst, alles andere ist Nebensache.
Prinz Rupi: Nutzt Du Netzwerke wie Facebook oder Twitter?
Hélène Grimaud: Facebook habe ich eine gewisse Zeit genutzt, aber ich schreibe dort nur unregelmäßig. E-Mails und SMS nutze ich im Geschäftsverkehr und wenn es notwendig ist. Um mit engen Freunden zu sprechen, nehme ich das gute alte Telefon und höre gern ihre Stimmen.
Prinz Rupi: Greifst Du auf langen Flugreisen auch mal zu einem Buch?
Hélène Grimaud: Ich liebe es! Das Flugzeug bietet eine der letzten Möglichkeiten, vollkommen ungestört zu lesen. Man ist für eine Zeitspanne isoliert und kann nicht aus der Lektüre gerissen werden.
Prinz Rupi: Schon mal ein E-Book gelesen?
Hélène Grimaud: Bis jetzt noch nicht. Ich habe einem Freund ein Lesegerät geschenkt, das ist eine große Erfindung.
Prinz Rupi: Du hast natürlich endlos viel von und über Mozart gelesen. Gibt es ein Werk oder eine Biographie, die Du empfehlen kannst?
Hélène Grimaud: Nicht wirklich. Magst Du vielleicht eine Empfehlung abgeben?
Prinz Rupi: Das wage ich hier nicht. Aber ich würde Mozart gern einmal treffen und ein wenig ausfragen. So wie Dich
Hélène Grimaud: Das glaube ich Dir sofort. Toll, unser Gespräch hat Spaß gemacht!
WERBUNG
Tief in den Sümpfen der Everglades forscht der geniale Dr. Dr. Paine nach einem Elixier, das Pflanzen blitzschnell wachsen lässt. Im Auftrag eines Lebensmittelkonzerns will er den Hunger auf der Erde besiegen und dafür den Nobelpreis einheimsen. Der fortschrittsgeile Forscher arbeitet fieberhaft an seinem Ziel und wird dabei hingebungsvoll unterstützt von der drallen Blondine Abbigail. Die Sexbombe vergöttert ihn. Dritter im Bunde ist der schwer verhaltensgestörte Assistent Dr. Jason R. Wood, dessen Onkel die Arbeit finanziert. Robin Wood möchte unbedingt ein wenig vom Ruhm seines Dienstherrn abbekommen und ebenfalls an Abbi knabbern HIER geht es weiter →
Während das katholische Kirchenoberhaupt sich noch darauf vorbereitete, in den Himmel aufzusteigen, traf ihn der Finger Gottes an seiner empfindlichsten Stelle: Der Heilige Vater wurde abgesetzt und ist nicht länger Papst! Papst Rupi I. sorgt künftig für frischen Wind. HIER geht es weiter →
War das eine Freude, wenn in früher Jugendzeit der Zirkus ins Städtchen kam! Bereits Tage zuvor klebten verwegen aussehende Männer farbenfrohe Plakate an Bäume, Zäune und Masten. Aus dem Nichts kamen sie wieder und errichteten über Nacht in einem Gewirr von Stangen, Seilen und Segeltuch ein gewaltiges Zelt. Bald trafen Güterwagen mit exotischen Tieren ein: Elefanten wurden entladen und im Triumphzug vom Bahnhof zur Festwiese begleitet. Rassige Rösser, mürrische Mulis, klapprige Kamele und braune Bären trotteten durch den Staub langer Straßen.
Zirkusluft verhieß Abenteuer, das war der Stallgeruch der großen, weiten Welt. Und wurde gar ein Schild mit der Inschrift „Junger Mann zum Mitreisen gesucht“ aufgehängt, dann träumten wir, uns heimlich aus der Villa Mama zu schleichen und dem Ruf ins Ungewisse zu folgen.
Mit dem Älterwerden verflüchtigte sich die Zirkusluft, und spätestens, seitdem ich offiziell „erwachsen“ bin, also wählen gehen, den Führerschein befristet abgeben und den Zusammenbruch von Euro-Staaten mit immer mehr Schulden verzögern darf, hat der Zirkus von anno Tobak seinen Reiz verloren. Dennoch schaue ich hin, wenn ein Plakat mit einem Clownsgesicht oder einem Männchen machenden Dickhäuter meinen Weg kreuzt, und das geschieht zuverlässig alle vier Jahre. Denn dann zieht der Politzirkus durchs Land
An diesem Wochenende lacht mich ein zwei Meter hoher, giftgrüner Papagei von einer riesigen Plakatwand an. Das Plappermaul heißt Henkel, wie mir von kundigen Zirkusfreunden verraten wird. Pardon, der Vogel wirbt natürlich nur für ihn, denn Herr Henkel ist ein ehrenwerter Mann der Berliner CDU, der selbst mal an die Futternäpfe will. An jeden zweiten Baum hat er deshalb ein Plakat mit dem sinnigen Hinweis „Ich bin ein CDU-Baum“ tackern lassen, um die Leute zum Besuch der Vorstellung anzulocken. Er träumt davon, mit seinen Leuten die regierende SPD zu beerben, die auf ihren Ankündigungen behauptet, sie würde „Berlin verstehen“.
Die attackierten Berlinversteher präsentieren statt eines exotischen Tieres lieber ihren Regierungschef Wowereit. Der Chefdompteur hält eine alte Dame wie einen zerzausten Tanzbären an der Hand und will damit wohl die mütterlichen Instinkte der zahllosen Seniorinnen von Sprayathen gewinnen. Tatsächlich ist ein enges Miteinandergehen der Generationen schon deshalb sinnvoll, weil nächtens die Straßenbeleuchtung ausgeschaltet wird, auch wenn der Mond lediglich verhangen strahlt, und Schlaglöcher Tiefen haben, die an den pazifischen Marianengraben erinnern.
Mit sorgendurchfurchter Stirn und Augenringen galoppiert daneben Renate Künast für „Die Grünen“ durch das Manegenrund, dass die Sägespäne fliegen. Die Spitzenkandidatin bietet sich dem hochverehrten Publikum mit Sprüchen wie „Renate kämpft“ und „Renate arbeitet“ als spaßfreier Kraftprotz mit Wadenbeißermentalität an. Inzwischen hat die Kunstreiterin allerdings kalte Füße bekommen und in einem Meisterstück öffentlichen Ungeschicks „Renate geht“ verkündet. Manche Auftritte gehen eben mal daneben.
Wie es sich für einen großen Zirkus gehört, gibt es neben Stars und Schwergewichten auch einen Tross mit Zauberern, Jongleuren und Tanzmäusen. Das kleinste Lebewesen unter der Zirkuskuppel heißt FPD. Die Partei der Westerwillis, Wendehälse und Wackelpeter möchte an der Zwei-Prozent-Hürde abgeholt werden und lädt mit besonderem Pfiff zur großen Zirkusshow ein: Auf den Plakaten der inzwischen kaum noch wahrnehmbaren Partei prangt vor dem Kürzel ein rapsgelber Aufkleber. Die „neue“ FPD will damit andeuten, dass mit etwas Make-up alles viel besser läuft als in den Jahrzehnten zuvor. Ob das reicht, um bei der nächsten Vorstellung wenigstens die Karten abreißen zu dürfen? Sichtbares Merkmal der blassgelben Werbebotschaften ist jedenfalls, dass sie sich bereits bei leichtem Regen ablösen und entsprechend schnell vom Winde verweht werden.
Zu jedem Zirkus gehört auch ein kleiner Kitzel, der von mahlendem Trommelwirbel begleitet wird. Mal ist es der Dompteur, der seinen Kopf in den Rachen des Löwen legt und ihn dabei krault. Manchmal sind es atemberaubende Sprünge ohne Netz und doppelten Boden. Diesmal wirbt ein verbissen wirkender Grauschopf in schwarzer Ledermonitur für einen Motorradstunt im Raubtierkäfig. Es ist der Chef der braunen NPD, dessen Konterfei hoch oben und unerreichbar unter dem Kuppelzelt klebt. Lautstark will der Todesfahrer aus wolkigen Höhen heraus „Gas geben“. Offen bleibt bei dieser Losung, die auch direkt vor dem Jüdischen Museum prangt, wem er denn dieses Gas geben bzw. wen er ins Gas schicken will. Das wird sich wohl erst zeigen, wenn er freigelassen werden sollte, um mit steifem Am durch einen brennenden Reifen zu springen. In der großen Pause verteilt er derweil als Pausenclown lustige Kreuzworträtsel, deren Lösungswort „Adolf“ lautet.
Menschen, Tiere, Sensationen und ein wenig Nervenkitzel. Das Zirkusorchester setzt zum flotten Marsch „Einzug der Gladiatoren“ an und muntert mit Tusch und Fanfarenklängen auf. In die Manege drängen nun verwegene Akrobaten, die sich als Piraten verkleidet haben. Während sie mit blanken Messern zwischen den Zähnen in affenartiger Geschwindigkeit die Wanten entern, stürzen Go-go-Girls vom Team „Deutsche Angst“ in die Manege und zeigen Bilder von brennenden Autos, vermummten Männern und lodernden Fackeln. Ach, wäre es nicht furchtbar, wenn Piraten in die Parlamente zögen und dort Totenkopfflaggen hissten? Vielleicht würden sie gar Ministerin „Zensursula“ als Geisel nehmen? Nun weiß selbst der CDU-Papagei keinen Ausweg mehr und schweigt still.
Ratlos starrt das Publikum in die Zirkuskuppel
Sie ist jung. Sie ist wunderschön. Und sie spielt Sitar mit einer Virtuosität, dass der Atem stockt: Anoushka Shankar. Prinz Rupi traf die Tochter des legendären Sitar-Gottes Ravi Shankar. HIER geht es weiter →