Am 14. November 2009 fand in Berlin ein »Kongress der unabhängigen Medien« statt. Zur Eröffnung hielt ich vor 150 interessierten Zuhörern einen Vortrag zum Thema Autor sucht Verleger. Der direkte Weg zum eigenen Buch«. Darin werden viele Fragen von Autoren beantwortet, die vom eigenen Buch träumen.
Derzeit befindet sich das Verhältnis von Autor und Verleger in einem vollkommenen Umbruch. Das gründet unter anderem darin, dass die digitale Revolution den Schreibenden mächtige Werkzeuge in die Hand gibt, die sie aktiv nutzen.
Hier einige der im Vortrag erwähnten Adressen:
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Ginger Baker trommelt am Abend seines 70. Geburtstags in London • Sämtliche Fotos: © Ruprecht Frieling
Ginger Baker, der am Morgen des 6. Oktober 2019 im Alter von 80 Jahren verstarb, galt in der Rockwelt als einer der weltbesten Schlagzeuger. Er lernte von Jazzlegenden wie Phil Seamen, Art Blakey, Max Roach und Elvin Jones und formte mit dem Gitarristen Eric Clapton und dem Bassisten Jack Bruce die erste Supergroup der Rockgeschichte: »The Cream«. Ruprecht Frieling kannte ihn über 50 Jahre.
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Prinz Rupi im Zwiegespräch mit dem Weltenherrscher
Hallelujah! Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Er lenkt und Er leitet mich auf all meinen Wegen. Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil; denn Er ist bei mir, Sein Stock und Sein Stab geben mir Zuversicht.
Boing!!! – Steht da doch ein dämlicher Laternenmast im Weg, und ich laufe voll dagegen. Dabei lenkt mich doch der Herr
Ich starre in mein neues JesusPhone, das mir den Weg weist, und da steht »In 40 Metern links abbiegen«. Ein Laternenpfahl ist allerdings nichts erwähnt, oder ist das vielleicht eine himmlische Prüfung für mein göttliches Navigationsgerät?
Der Herr stillt mein Verlangen; Er leitet mich auf rechten Pfaden, treu Seinem Namen. Seit ich mein neues Jesus-Telefon habe, komme ich in allen Lebenslagen sehr viel besser zurecht. Lange musste ich warten, bis die Rationierungsbehörde der Telekom mir den sprechenden Knochen zuteilte. Doch jetzt habe ich ihn, ich halte ihn in Händen, und der Zauber wirkt. Hallelujah! Der Herr hat mein Flehen erhört! Endlich zähle ich zum elitären Kreis der JesusPhone-Nutzer. Dieses rabenschwarze, viereckige Etwas ist meine neue Religion. Die Unwissenden nennen es zwar iPhone, wir Eingeweihten aber wissen: es ist ein JesusPhone, und es ist viel mehr als eine Religion. Es verkörpert das neue Universum!
Er lässt mich lagern auf grünen Auen, und Er führt mich zum Ruheplatz am Wasser. Mein JesusPhone hat direkten Kontakt zu den Sternen, es weist mir den Weg und wurde mir schon aus diesem Grund im Handumdrehen zum unersetzlichen Begleiter auf der Schnitzeljagd durchs Leben. Ein eingebauter magischer Kompass erinnert mich an meine Zeit als Pfadfinder, an Eichenwälder und nächtliche Orientierungsmärsche. Das eingebaute GPS ortet zuverlässig meinen aktuellen Standort, wo immer ich mich auch gerade befinde. Jesus zeigt mir darauf das Straßennetz und führt mich zum Ziel meiner Wahl.
Er deckt mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde; Er salbt mein Haupt mit Öl, Er füllt mir reichlich den Becher. Habe ich Hunger, habe ich Durst, möchte ich ein paar neue Wanderstiefel kaufen oder quält mich ein anderes Bedürfnis, dann lässt das JesusPhone Manna vom Himmel regnen und zeigt mir, wo das nächste Café oder Restaurant ist oder wo es eine Ladenzeile gibt. Ich lese Bewertungen der Lokalitäten und kann selber welche hinzufügen. Ich rufe die Fahrpläne der nächsten S-Bahn auf, ich kann auf sämtliche Busfahrpläne dieser Erde zugreifen oder den nächsten Flieger ins Nirgendwo buchen. Mein JesusPhone ist allgegenwärtig, und es ist allmächtig, denn es gibt tausende verschiedener Anwendungen, die ich laden und nutzen kann. Ob es Sportergebnisse sind oder Aktienkurse, ob mich mein Kontostand oder das Wetter in Honolulu interessiert: mein JesusPhone weiß es und klärt mich in Sekundenschnelle auf. Möglich wird dies durch einen direkten Draht zum Himmel, durch den es ständig mit IHM verbunden ist.
Selbstverständlich kann ich mit dem neuen Zauberknochen auch telefonieren. Aber das kann man schließlich mit jedem Handy, und wer telefoniert heutzutage eigentlich noch? Mit dem JesusPhone kann ich fotografieren und filmen. Die bewegten und unbewegten Bilder kann ich sogleich auf YouTube oder in meinen Blogs veröffentlichen, damit die ganze Welt daran teilhaben kann, wo ich derzeit bin, was ich gerade esse oder gegen welche Laterne ich soeben gedonnert bin. Wunder über Wunder! Ich kann mein JesusPhone als Diktiergerät nutzen, und ich kann damit meine gesamte Musikbibliothek abspielen. Das Zauberding lässt mich elektronische Bücher lesen, und ich kann aktuelle Fernsehsendungen verfolgen. Ein Barcode-Scanner gibt mir die Möglichkeit, jedes beliebige Produkt in Sekundenschnelle zu erfassen, um dann im virtuellen Weltwarenlager nach dem günstigsten Preis zu suchen. Jesus lässt mich abenteuerliche Spiele testen, ich bekomme Kochrezepte, die mir das Wasser im Mund zusammen laufen lassen, ein Höhenmesser verrät mir, in welchen Wolken ich gerade schwebe
ach, alles ist einfach nur noch himmlisch mit meinem Jesus-Knochen.
Credo in unum deo. Ich glaube an den einen Gott, und dieser Gott hat sich in meinem JesusPhone materialisiert. Neben ihm dulde ich keine anderen Götter. Zwar wird von heidnischen Religionen versucht, auf den ersten Blick ähnliche Geräte ins Rennen zu bringen. Aber weder die Sektierer von PalmPre, noch die Priester vom Verein BlackBerry oder die Geister, die LG Prada und HTC Touch loben, können meinem iPhone das Wasser reichen. Denn nur das wahre JesusPhone verkörpert eine in sich geschlossene monotheistische Religion, die sich von keinem anderen Glauben bekehren lässt. Nur die Hohepriester, deren Logo ein angebissener Apfel ist, dienen dem wahren Gott.
Lediglich eine Kleinigkeit muss mein JesusPhone noch lernen: Wasser für eine Tasse Tee oder Kaffee kochen. Das wünsche ich mir von der nächsten Generation des Zauberknochens, die bestimmt nicht lange auf sich warten lässt und die Gemeinde darauf zu neuen Entzückensschreien entbrennen lassen wird. Oh Herr, sei mir gnädig, und liste meine E-Mail-Adresse in dem Verteiler derjenigen, die Du als Erste mit Informationen versorgst, wenn der Tag des Jüngsten Gerichts naht. Denn mit Dir sind die Macht und die Pracht und die Herrlichkeit. In Ewigkeit. Amen.
Überall Beton
Foto: © Wilhelm Ruprecht Frieling
Mit 107.000 gemeldeten und einer enorm hohen Zahl »illegaler« Hunde wird Berlin von vielen gern »Dog-City«, die »Stadt der Hunde« genannt. Nicht nur in den Problembezirken ist der vierbeinige Begleiter oft der einzige Sozialkontakt vereinsamter Singles oder ein Prestigeobjekt, das gesellschaftliche Aufwertung verspricht. Der treueste Freund des Menschen wird zum Spiegel familiärer und sozialer Zustände. Grund genug für Tina Müller (Text) und Sinem Altan (Musik), daraus eine Mini-Oper zu machen.
Premierengäste der »Stadt der Hunde« in der »Neuköllner Oper« mussten zu ihrer Erleichterung nicht durch einen Haufen von Tretminen waten, um in das gerade mal 50 Personen fassende Studio zu gelangen. Dafür wurden sie am Eingang des Zwingers mit künstlichem Schnee überschüttet, denn das Stück spielt in einer kalten Winternacht.
Drei Hunde treffen sich auf einer spärlich beleuchteten Strasse. In der Luft liegt das dominante Parfum von Nero (Fabian Martino), einem zähnefletschenden Pitbull-Dobermann-Rottweiler-Mix, der sich für den König des Kiezes hält. Er trifft dort die Schönste der Strasse, die selbst verliebte Mopshündin Dilara (Nina Ahrens), die von ihrem Besitzer Murat aufgegeben wurde, weil er sich inzwischen in einen goldenen Audi verliebt hat und keinen Hund mehr braucht. Besucht werden die beiden Kiezgrößen von Schäfer (Christian Bayer), der sich für fein und rechtschaffen hält, angeblich in Diensten der Polizei steht, und dennoch offensichtlich vertrieben wurde.
Gemeinschaftsgefühl ist den Tieren fremd: sie kläffen, fauchen und giften sich untereinander an, und im Extremfall gibt es einen Biss in die Kehle. Dabei befinden sie sich in ähnlichen Situationen, alle drei wurden vernachlässigt und schließlich verstoßen. Fressen und gefressen werden lautet nun ihre Devise als Hunde-Desperados. Und so ziehen sie auf der Suche nach Futter durch die Neuköllner Nacht. Dabei suchen sie, und das wird zum inszenatorischen Höhepunkt der Geschichte, eine chinesische Garküche heim, die sie zum Entsetzen des Kochs plündern.
Die drei Hunde sehen im Leben des Streuners ihre große Chance und sehen sich als einsame Wölfe ohne Freunde, die ein rebellisches Rudel bilden. Gleichzeitig träumen sie davon, wieder in menschliche Obhut zu kommen und heulen ihre Sehnsucht in die Nacht. Als Schäfer- und Kampfhund sich beide in den Mops verlieben, bricht die Gemeinschaft allerdings schnell wieder auseinander
Die von Mario Portmann spartanisch inszenierte »Hundeoper« spiegelt das Verhältnis von Herr und Hund ebenso wider wie die Brutalität, mit der auf engstem Raum großer Ballungsgebiete Menschen und Tiere aufeinander prallen. Die drei »Hunde« singen und spielen ihre jeweiligen Rollen überzeugend, der anfangs zagende Fabian Martino baute schnell stark auf. Musikalisch begleitet vom Pianisten Alexander Klein lieferten die Protagonisten einige rockige Songs, Soli und Terzette. Komponistin Sinem Altan schaffte es dabei, der Figur des Mopses eine eigene »türkische« Tonalität zu verleihen, die den Charakter auch stimmlich vom »deutschen« Schäfer und dem bissigen Nero differenzierte.