Johanna Szameit, eine leidenschaftliche Radwanderin und Hobbybotanikerin, findet einen Großteil der Herrlichkeiten, die sie in ihren filigranen Miniaturen verwendet, am Wegesrand. Sie sammelt Sporen, Blüten und Blätter und nimmt sie mit in ihre Wohnung in Berlin-Reinickendorf. Dort trocknet sie ihre Schätze und presst sie anschließend mit einer alten Buchbinderpresse, die ihr der Zufall schenkte. Anschließend drapiert sie die getrockneten Pflanzenteile zwischen zwei Glasscheiben und verschließt diese mit einem Lötrand.
Auf diese Weise entstehen wunderbare kleine Pflanzenbildnisse, die an die streng-formalen Arbeiten des Fotografen Karl Blossfeldt erinnern, der sich als Vertreter der Neuen Sachlichkeit in den Dreißiger Jahren des 20. Jahrhundert auf Urformen der Kunst spezialisierte.
Die Künstlerin Johanna Szameit geht aber darüber hinaus. Sie malt und gestaltet selbst und schafft neben ihren Pflanzenbildern phantastische Miniaturgemälde, die sie teilweise übereinander klebt, um räumliche Effekte zu erzielen. Auch diese Bilder werden in selbst gelötete Rahmen fest eingeschmolzen. Diese Rahmen sind teils streng, teils äußerst phantasievoll gestaltet. Ihre dekorativ geschwungene Linien sowie floralen Ornamente und die Aufgabe von Symmetrien enthalten Elemente des Jugendstil.
Löten ist eine sehr alte Technik, die nachweislich schon um 5000 vor unserer Zeitrechnung bekannt war. Gold, Silber und Kupfer wurden von unseren Vorvätern mit Hilfe lötfähiger Legierungen miteinander verschmolzen. Die berühmte Goldmaske des altägyptischen Königs Tutanchamuns ist beispielsweise mit Hilfe der Löttechnik geschaffen worden.
Johanna Szameit verweigert sich dem etablierten Kunstbetrieb und lehnt eine Zusammenarbeit mit Galerien ab, um ihre Arbeiten preiswert abgeben zu können. Sie akzeptiert keine Atelierbesuche und betreibt auch keine Homepage.
Ihr ist wichtig, den Liebhabern ihrer Kleinodien persönlich zu begegnen. Deshalb hat sie sich vor Jahren entschlossen, ihre Produktion ausschließlich auf einem Kunstmarkt anzubieten, der jeweils zu Ostern und an den Adventswochenenden auf dem Mexikoplatz in Berlin-Zehlendorf stattfindet. Dort wird sie dann von Fans und Sammlern belagert und innerhalb kurzer Zeit »geplündert«.
Seit einigen Jahren hat die Künstlerin auch begonnen, kleine Skulpturen und Plastiken aus kleinteiligem Trödel und bemaltem Pappmaché zusammenzusetzen. Diese Arbeiten haben eine wundervolle Leichtigkeit, es entstehen phantasiereiche Luftwesen, die jede Wunderkammer bereichern.
Die Theatermaske »Erdkugel mit beweglichen Augen« stammt aus der Werkstatt des berühmten Kostümplastikers Eduard »Eddi« Fischer. Seine Plastik wurde eingesetzt in Manfred Wekwerths Inszenierung von Bertolt Brechts »Das Leben des Galilei«. Das Stück handelt vom Leben des großen Naturwissenschaftlers, der angesichts der Folterinstrumente der Heiligen Inquisition seine Lehre von der Bewegung der Erde widerrief. Am 10. Februar 1978 hatte das Drama Premiere in Brechts Hausbühne, dem »Berliner Ensemble« am Schiffbauerdamm. HIER geht es weiter →