Jan Bouman: Beflügeltes Geflügel, 1998
Pastell auf Karton. 29 x 43 cm
© W. R. Frieling
Heute folgt das dritte der Eulenmotive aus meiner Sammlung, die der holländische Maler Jan Bouman schuf. Dieses festliche Motiv setzte der Frieling-Verlag als Grußkarte zum Jahreswechsel 1998/99 ein. Die Auflage betrug 20.000 Stück im Format DIN A 6, und ich trenne mich heute nur noch höchst selten von den allerletzten Karten, die ich gebunkert habe.
Die Entstehungsgeschichte des Motivs ist, wie häufig in der bildenden Kunst, mit einer persönlichen Geschichte verbunden: Ich hatte mich seinerzeit gerade mal wieder tierisch verliebt, und Meister Bouman besuchte mich und mein damaliges Lebensglück in Berlin. Wir feierten unser Wiedersehen, und ich setzte mich im Laufe des Abends an den Stutzflügel, der in meinem Musikzimmer steht und spielte ein paar Takte Einfinger-Eulenblues.
Dies regte den Meister zu der vorliegenden Arbeit an. Er malte ein Schneeeulenpaar, das am Stutzflügel die Korken knallen lässt. Anstelle der Notenblätter steht übrigens ein kleines Kopfkissen, was immer damit auch angedeutet sein will. Die Figuren samt Instrument stehen auf einem aufgeschlagenen Buch. Damit spielen das Schreiben und der Verlag ins Bild.
Die seitlichen Vorhänge deuten auf das Bühnenhafte der Szene hin. Das fröhlich feiernde Paar agiert vor einer nachtblauen Sternenkuppel, die wiederum auf Karl Friedrich Schinkels faszinierendes Bühnenbild für den Auftritt der Königin der Nacht in Mozarts »Zauberflöte« anspielt.
Mit diesem Motiv grüße ich die Leser und Freunde meiner Blogs ganz herzlich. Ich wünsche Euch für das neue Jahr alles erdenklich Gute, Gesundheit, Glück in der Liebe, Erfolg in Familie und Beruf, Freude beim Umgang mit den schönen und fröhlichen Dingen, die unser Leben bestimmen, und weiterhin Spaß im realen wie im virtuellen Leben!
Es geht mitunter deftig zu, wenn der Ossi über den Wessi und bisweilen auch über sich selbst lacht, weiß der Verlag des schon in der verflossenen DDR höchst beliebten Satiremagazins »Eulenspiegel«. Geschäftstüchtig, und wahrscheinlich von einem Wessi gut beraten, legten die Verlagsobristen deshalb ein schmales Büchlein auf, das einige der durchaus derben Scherze sammelt. Das fragt dann beispielsweise: »Was ist der Unterschied zwischen dem Schlips eines Wessis und einem Kuhschwanz?« und antwortet frech: »Der Kuhschwanz bedeckt das Arschloch ganz«.
Über einen derartigen Witz können Ossis, wie der Rezensent aus eigenen Testreihen bestätigen kann, herzhaft lachen. Aber auch Wessis heben ihre Mundwinkel sichtbar, werden derartige Schoten zum Besten gegeben. »Es gibt drei Arten, eine Firma in den Bankrott zu wirtschaften: Durch Frauen das macht am meisten Spaß. Durch Sauferei das klappt hundertprozentig. Durch einen Westler als Geschäftsführer das geht am schnellsten«. Hier schwingen Erfahrungen mit den nach der Wende von West nach Ost schwärmenden Glücksrittern durch, die für zehntausende heute arbeitsloser Ostdeutscher bitter waren. Deshalb heißt auch der kürzeste Ossi-Witz: »Treffen sich zwei Ossis auf Arbeit
«.
Im Witz eines Volkes spiegelt sich sein Verhältnis zur Obrigkeit, zum Machtapparat und zu seiner Umwelt. Witze, über die der Osten lacht, zeigen, wie tief der Graben zwischen den Staatsvölkern der ehemaligen BRD und DDR immer noch ist. »Ossi und Wessi am Ostseestrand. Wessi: Sehen Sie mal, da vorn geht der Rettungsschwimmer, der mir heute Vormittag das Leben gerettet hat. Ich weiß, sagt der Ossi, er hat sich schon bei mir entschuldigt.«.
Wessis sind in den Scherzen, über die Ossis laut lachen, dumm, hohl, hinterhältig, geldgierig und im weitesten Sinne asozial. Dabei wird unterstellt, dass viele von ihnen gern die Mauer wieder hochziehen würden, um die Subvention des »Beitrittsgebietes« endlich beenden zu können. »Warum lächeln die Chinesen so hintergründig, wenn sie einem Westdeutschen begegnen? Weil die Chinesen ihre Mauer noch haben«.
Soll also die im Titel des Buches gestellte Frage »Wo gehts denn hier zum Aufschwung«, beantwortet werden, dann antwortet der gewitzte Ossi darauf: »Da entlang! Immer den Bach runter!«. Wer dieses Büchlein als Spiegel des Zeitgeistes liest, der sieht tatsächlich kohlrabenschwarz.
Wo gehts denn hier zum Aufschwung?
Ossi-Wessi-Witze
Eulenspiegel Verlag 2006
ISBN 978-3-359-01646-5
Weitere Leseempfehlungen von Wilhelm Ruprecht Frieling auf Literaturzeitschrift.de
Jan Bouman: Alle Jahre wieder Fröhliches Gefieder, 2000
Pastell auf Karton. 36 x 49 cm
© W. R. Frieling
Die Arbeit »Alle Jahre wieder Fröhliches Gefieder« des Niederländers Jan Bouman diente als Weihnachtskarte 2000/01 für den Frieling-Verlag. Es ging wieder darum, die Eule als Wappenvogel meines Unternehmens spielerisch einzusetzen. Schneeeulen versammeln sich deshalb zu einem illustren Kreis und verkünden die Weihnachtsbotschaft.
Die Damen des gefiederten Klangkörpers sind mit Perlenketten, die männlichen Eulen mit Smokingfliegen geschmückt. Einer der fröhlichen Sängerknaben kneift dem Betrachter ein Auge zu, damit diesem unmissverständlich deutlich wird, dass es um Spaß geht. Die versammelten Eulen sollten die Autoren des Verlages symbolisieren, deshalb singt ein jeder aus seinem eigenen Buch. Im Hintergrund wird ein geöffnetes Buch mit unbeschriebenen Seiten erkennbar, aus dem ein Feuerwerk empor schießt.
Um die Bildwirkung zu verstärken, hat der Künstler noch einen Rahmen gezeichnet, der das fröhliche Miteinander der Eulensänger unterstreicht.
Wie alle anderen Bouman-Motive wurde uns auch diese Postkarte (Auflage: 15.000) aus den Händen gerissen. Innerhalb kürzester Frist war sie ausverkauft. Wir erhielten begeisterte Zuschriften, und dem Maler wurde verdientes Lob gespendet. Lediglich eine ältere Dame meinte, der Künstler solle sich doch mal einen richtigen Chor ansehen. So jedenfalls stünde der nicht auf der Bühne, das Bild sei ergo »falsch«. Tja, so kann es dem Pinselheinrich gehen, wenn der Anspruch des hoch verehrten Publikums an den künstlerischen Realismus allzu hoch ist
Zwischen 1995 und 2004 schuf der niederländische Maler Jan Bouman eine Reihe von Aquarellen, die ich als Illustrationen für Kataloge und Informationen sowie als Grußkarten zum Jahreswechsel einsetzte. Dabei ging es immer um Eulen. Die Eule war Motiv des Verlages Frieling & Partner, den ich gegründet und zwanzig Jahre lang geführt hatte und so schien es mir sinnvoll, das Wappentier in jeder Spielart zu variieren. HIER geht es weiter →
Welche aufgeregte Vorfreude erfasste mich in meiner Kindheit, wenn wir in die große Stadt fuhren, um dort das Weihnachtsmärchen oder eine Familienoper in der Adventszeit zu besuchen! Meine Wangen glühten, und meine Augen strahlten in freudiger Erwartung ob der farbenprächtigen Inszenierung, die uns Kinder erwartete. Der Tradition, vor Weihnachten eine entsprechende Aufführung zu besuchen und mich mit den anwesenden Kindern daran zu erfreuen, bin ich treu geblieben, und so fuhr ich jüngst gen Dresden, um die Premiere einer Neuinszenierung von »Hänsel und Gretel« an der Semperoper zu erleben. HIER geht es weiter →