Im Allgemeinen begrüße ich neue Blogfreunde nicht individuell. Freunde stellen sich in ihren Beiträgen und Kommentaren besser selbst vor.
Doch heute erlebt die Regel eine Ausnahme, denn ich habe soeben einen ganz besonderen Freund gewonnen, den ich hiermit stolz präsentiere. Er wurde auf den schönen Namen Wolfgang getauft und schuftet derzeit als Innenminister dieses, unseres blühenden Landes. Heißt bitte mit mir einen besonders angenehmen Blog-Buddy willkommen: Wolfgang Schäuble(Avatar links).
Im Auftrag des verstorbenen Ex-Ministerpräsidenten und NS-Marinestabsrichters Filbinger war ich am vergangenen Wochenende in Görlitz unterwegs. Görlitz ist Deutschlands östlichste Stadt. Mein Auftrag lautete, zu prüfen, ob die deutsche Ostgrenze bereits wieder in Richtung alte Heimat verschoben werden kann. Dazu besuchte ich die Görlitzer Landskronbrauerei, um den bierbegeisterten Sachsen den Puls zu fühlen. Außerdem spazierte ich ein wenig am Grenzgewässer Neiße entlang.
Während ich auf die polnische Seite herüber lugte und daran dachte, einen Ausflug ins Nachbarland zu wagen, fuhr mich ein entfesselter Rollstuhlfahrer über den Haufen. Das war Wolfgang Schäuble, der ein neuartiges Richtmikrophon testete, mit dem auf hundert Kilometer genau das Schnaufen einer Milchkuh aufgezeichnet werden kann. »Was ist Ambach, Wolle?«, fragte ich ihn in der Art, in der man mit diesem volksnahen Burschen umgeht. Er gab mir eine Cola aus. Zusätzlich orderte er Currywurst und Pommes rot/weiß. Das war ein gutes Zeichen für ein lockeres Gespräch.
»Terroristen, überall lauern Terroristen«, flüsterte mir der Minister zu. Erschrocken ließ ich die dampfende Wurst fallen und blickte mich um. »Hier etwa auch?« »SIE SIND ÜBERALL!«, stöhnte Schäuble und zog ein Buch hervor. »Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland« hieß seine Lektüre. Ich bin doch hier für die Sicherheit zuständig«, meinte er und warf die Broschüre in den Ketchup.
»Das Grundgesetz kenne ich, Wolferl«, beruhigte ich ihn. »Das ist doch das Regelwerk, in dem unsere individuellen Rechte und Freiheiten festgeschrieben sind. Das Gesetz soll den Bestand des freiheitlichen Staates bewahren. Wir sind schließlich kein Sicherheitsstaat wie Nordkorea oder andere Diktaturen.« Wolle war da entschieden anderer Meinung. Er erzählte mir vertraulich von einem neuen Internetgesetz. Danach wird das Netz der Netz künftig lückenlos überwacht, jede Bewegung wird aufgezeichnet, jeder private Eintrag abgescannt. Alles diene der Sicherheit, die Freiheit müsse zurücktreten.
»Prima Plan, Wolle«, klopfte ich ihm anerkennend auf die Schulter, »die Leute werden total begeistert sein. Du nimmst Dein Amt voll ernst«. Er strahlte und ließ einen bewaffneten Adjutanten zahlen. »Dann kannst Du doch eigentlich gleich mein Blog-Freund werden«, schlug ich ihm vor. »Wenn Du sowieso bald jede Zeile liest, dann fangen wir positiv damit an und ich gewinne Dich als Blogfreund!«
Der Datenwolf reagierte begeistert und schlug spontan ein. So kommt es, dass Wolfgang Schäuble mein neuer Blogbuddy wird. Das entschuldigt auch die derzeit enormen Ladezeiten in Blogsdorf, denn ein derartig prominenter Freund verursacht natürlich einen Massenaufmarsch, der schnell zu einem »Daten-Knut« (neudeutsch für: Datenstau wegen Prominenz) führen kann.
In den nächsten Tagen bekomme ich übrigens die Winkelemente mit der Parole »Ja zum Überwachungsstaat!«. Die Fähnchen können in jeder gewünschten Menge direkt beim BLOGSDORFER ANZEIGER oder beim Bundesinnenministerium angefordert werden. Wolle hat außerdem versprochen, jeden einzelnen Blog persönlich zu besuchen und individuell zu prüfen. Einen so aktiven Freund wünscht sich doch jeder von uns. Darauf gebe ich eine Runde Blogschokolade aus.