Wie kaum ein anderer hat Robert Lebeck den Fotojournalismus in Deutschland geprägt. Anlässlich seines 80. Geburtstages waren im Berliner Martin-Gropius-Bau klassische Reportagen und Portraitserien aus einem halben Jahrhundert im Rahmen einer großen Werkschau zu sehen. Ruprecht Frieling traf den Meisterfotografen dort zum Gespräch.
Robert Lebecks Karriere als Fotoreporter begann mit einer geschenkten Kamera. Der 23jährige startete seine Laufbahn mit einem Porträt des damaligen Bundeskanzlers Konrad Adenauer, der dem jungen Mann zufällig vor die Linse lief. Adenauer zu fotografieren kann nur nützlich sein, dachte der angehende Reporter und schaffte es mit einem Porträtfoto auf Anhieb auf die Titelseite einer Heidelberger Lokalzeitung. Der Lohn der Mühe betrug acht DM, seinerzeit der übliche Preis für eine Schwarzweißabbildung. Davon konnte ein Bildberichterstatter weder leben noch sterben.
Lebeck hatte Zeit seines Lebens den richtigen Riecher. Der Autodidakt erkannte, dass alles eine Frage der richtigen Adresse ist. Deshalb schickte er seine Fotos zu einer Illustrierten und hatte gleich wieder Erfolg. Doch diesmal betrug das Honorar 75 DM, und damit war klar, für wen der Fotoreporter künftig arbeiten wollte.
Seine Karriere verlief von nun an steil bergauf. Er wurde Frankfurter Büroleiter der Zeitschrift »Revue«, danach Fotoreporter bei »Kristall«. 1961 erschien sein Buch »Afrika im Jahre Null«, und Henri Nannen entdeckte ihn für den Stern. Er warb Lebeck ab und ließ ihn als ersten deutschen Reporter in New York arbeiten. Später stieß Lebeck zur Zentralredaktion in Hamburg und gab 1977 gemeinsam mit Klaus Happrecht ein kurzes Intermezzo als Chefredakteur von »Geo«.
Bis 1994 war Lebeck für den »Stern« tätig. Er veröffentlichte hunderte Bildreportagen und zahlreiche Bildbände. Dabei legte er besonders Augenmerk auf die Großen der Zeit, auf Staatsmänner und Künstler, denn der Geschäftsmann im Fotografen wusste, wie stark derartige Motive gefragt sind.
Die Berliner Werkschau gliedert die Exponate thematisch. In Räumen wie »Jazz« begegnet der Besucher Louis Armstrong, Ella Fitzgerald, Lionel Hampton, Duke Ellington, Oscar Peterson und anderen Jazzgrößen.
»Hurra wir leben noch« sind Fotos aus den Nachkriegsjahren überschrieben. Da feiert und tanzt man von Stuttgart bis St. Pauli in staubgrauen Trümmerstädten, da treffen Heimkehrer aus der Gefangenschaft mit Wattejacken, Holzkoffern und zerschlissenen Schuhen in Durchgangslagern ein, und da bauen Menschen aus Ruinen und Baracken neues Leben auf.
Es gibt einen Saal der »Köpfe der Politik«. Ein anderer Raum ist Künstlerportraits gewidmet. Vor allem Romy Schneider hatte es Lebeck angetan, der den Star als »der kamerafreundlichste Mensch, den ich jemals vor die Linse bekommen habe« bezeichnet.
Robert Lebeck starb am 14. Juni 2014 im Alter von 85 Jahren.
Danke für den Tipp, davon wusste ich noch gar nichts.
Habe ich doch geahnt, dass es dich interessieren würde. Kann die Werkschau nur empfehlen. (Ist ab Freitag geöffnet.)
Werde ich sicherlich vorbeischauen, interessiert mich sehr.
Ich hatte kurz überlegt, dich zur heutigen Pressevorbesichtigung mit zu schleppen, doch dann stolperte wieder einiges dazwischen
Schade. Beim nächsten Mal sag ruhig Bescheid.
Versprochen!
Die Fotos sind berühmt, und ich würde liebend gern die Ausstellung sehen – so wie ich liebend gern mal wieder nach Berlin möchte. Aber wie es so ist mit „Nachbarn“, denen man wohlgesonnen ist: man könnte sich ja jederzeit sehen und sieht sich deshalb letztendlich kaum.
Eines Tages…
Im Steidl-Verlag ist ein umfangreicher Katalog mit vielen Fotos erschienen, den es bestimmt auch bei amazon gibt:
Robert Lebeck. Fotoreporter
240 Seiten, Paperback, 12,- , ISBN 978-3-86521-873-5
Ist bei amazon nicht vorhanden, aber es gibt ja noch andere Anbieter. Ich werde stöbern. Danke für den Tipp!!
Das Buch erscheint offiziell erst am Freitag zum Beginn der Ausstellung. Vielleicht deshalb?
gut möglich, danke, ich lege es mir auf „Wiedervorlage“.
Das ist ein sehr schöner Beitrag. Dein Foto am Anfang hat auch viel Stimmung. Zwei Fotos sind berühmt, aber mein Liebling ist die „Eisenbahntür“.
poc
Da ist Lebeck mit Hitchcock durch Hamburg getigert. Es gibt aus der Serie stimmungsvolle Bilder aus dem Alten Elbtunnel. Hitchcock wirkt dabei wie ein unheimlicher Gewaltmensch.
So eindrucksvoll kann Schwarz-Weiss-Fotografie sein.
Du hast Recht. Ich habe gleich mal mein Lebeck-Porträt auf schwarzweiß umgesetzt.
derdammt…jetzt weissm ich , was ich hätte werden sollen , fotoreporter….
🙂
Gefällt mir so tatsächlich besser. What a difference some colours can make!
tolle bilder und guter tipp, vielen dank!
(und Romy hab ich tatsächlich noch nie so gesehen, tolles bild!)
Mir auch! Schwarzweiß steigert die Authentizität. Danke für die Anregung.
Hat Robert Lebeck nicht das Leben von Romy Schneider begleitet? Oder war das ein anderer. Die Fotos (auch deins) sind jedenfalls super.
Er hat sie lange begleitet und auch ein Fotobuch produziert, das leider vergriffen ist.
Ah, mein Langzeitgedächtnis funzt also noch. Und sogar dich erkenne ich wieder. :>>
Der Himmel meint es offensichtlich gut mit dir 😉
Scheint so! :>>
Verdammt! Ich wusste doch, ich hätte mich von einem Profi ablichten lassen sollen!
Ob ein Lebeck bereit ist, für zwei Weizen tätig zu werden?
Bei Fachbetrieben bin ich natürlich auch zu angemessener Entlohnung bereit!
Dann heuere den Meister doch an: http://www.lebeck.de
Wow, das ist erste Sahne!
Oh Mann, die würde ich sehr gerne sehen! Aber ich schaff ja nicht mal alle Sachen hier in der Stadt, da sollte ich den Ausstellungs-Tourismus gar nicht erst ins Auge fassen…
Besuch mal seine HP http://www.lebeck.de und schau dir die Fotos dort an. Das lohnt sich!
…..???
Kamera kaufen und loslegen!
ich hab doch schon ein paar tausend fotos……….
🙂
Lebeck war einer der größten.
Großartig. Wenn man solche Bilder sieht, würde man die eigene Kamera am liebsten verschrotten :).
Sieh es doch positiv: Lebeck ist einer derjenigen, der uns vor Augen führt, was sich mit dem Medium Fotografie alles machen lässt.
Wow! Das dritte Foto ist ja super! Jackie Kennedy und Lee Radziwill sind echte Schönen! Ich kann mir nicht auswählen welche die schönere ist..
Das Foto ist durch Zufall entstanden. Lebeck fuhr zufällig am späten Abend an der Kirche vorbei und sah zwei verhüllte Frauen, die hinein huschten. Er folgte ihnen
Tolle Bilder! Mit schwarzweißen Fotos kann man doch eine Geschichte erzählen 🙂 solche Bilder inspirieren und zeigen, das genau die einfachen Dinge so spannend sind 🙂 ich stelle heute meine Fotokamera auch auf sepia oder schwarzweiß ein und experimentiere bisschen drum rum 🙂
Fantastische Bilder, ich bin immer wieder begeistert.