Osnabrücker Friedenspanzer? – Das Thema KI-Kunst elektrisiert kreative Geister. Von allen Seiten werde ich gebeten, Einführungen in diese wundervolle neue Möglichkeit zu geben, sich in neuen Dimensionen zu entfalten. So geschah es auch bei meinem jüngsten Besuch in Osnabrück, wo ich den Dada-Artist Brunopolik besuchte, mit dem mich eine jahrzehntelange tiefe Freundschaft aus Bloggerzeiten verbindet. Er forderte mich heraus, einen »Friedenspanzer« mittels KI (künstlicher Intelligenz) zu entwickeln, also ein Paradoxon zu schaffen. Das war keine leichte Aufgabe! Nun berichtet der Osnabrücker Künstler von seinen Erfahrungen.
Der Osnabrücker Friedenspanzer
Von Brunopolik
Jedes Bild ist ein leeres Bild, titelte ich am 13. Juni 2022 auf meiner Website nach der virtuellen Begegnung mit dem in Osnabrück geborenen Christoph Faulhaber. Dieser Künstler schaffte es immerhin mit einem seiner Projekte auf die Terroristen-Liste des FBI. Mag es nun Zufall sein oder unergründliche Fügung durch Hashtags wie »Frieden« im Cyberspace, was inzwischen ins Metaversum explodierte oder ein Schwarze Loch, was KI, die künstliche Intelligenz auf wundersame beinahe abendländisch christliche Weise erschaffen half.
So erblickte der Friedenspanzer von Prinz Rupi in einem Seniorenwohnstift der Friedensstadt Osnabrück das Licht unserer so rätselhaften neuen Corona-Welt. Gleich machte der Friedenspanzer sich auf, mit seinem deformierten Rohr herumzuballern. Auch in der Ukraine treibt er sein hoffentlich positives Unwesen mit Siegern und Besiegten.
In den Weiten der virtuellen Geister schaffte er es, auf einer Frühlingsblumenwiese idyllisch zu verweilen, um sich seiner Herkunft zu besinnen: der Friedensstadt Osnabrück. Wurde doch in dieser alten Stadt vor 375 Jahren ein Frieden in Europas erstem religiös bestimmten dreißigjährigen Verbrecherkrieg (1618-1648) aus Ermüdung geschlossen. Zwei Drittel der damaligen Bevölkerung, das waren rund zehn Millionen Menschen, waren zuvor eliminiert worden.
Krieg ist Verbrechen. Alle Kriege sind es. Und Soldaten sind Mörder. Schon der kluge Geist Tucholsky wusste das. Doch bleiben wir bei Osnabrück, der Friedensstadt, die nicht nur den Friedenspanzer, sondern auch den einst verfemten Pazifisten Erich Maria Remarque ein Licht der Welt erblicken ließ. Sein Buch »Im Westen nichts Neues«, millionenfach in aller Welt gedruckt, schildert den grauenhaften Krieg.
Der Jude Felix Nussbaum, Sohn der Friedensstadt, malte sich mit Judenpass und wurde zum Symbol für den Holocaust, des industriellen Mordes von sechs Millionen Juden und Andersdenkenden in Gaskammern. Mit Osnabrück verbunden ist auch der Jurist Hans Calmeyer, dem mehr Juden ihr Leben verdanken als dem durch einen Hollywood-Film bekannt gewordenen Oskar Schindler. Oder Friedrich Vordemberge-Gildewart, dessen konstruktive Bilder, damals revolutionär, in vielen Museen der Welt hängen. Bilder, die von den Nazis als entartet verspottet und verdammt wurden.
In solch einer Stadt, mitten im christlichen Europa, entwickelte sich zukunftsraunend mittels künstlicher Intelligenz, kurz »KI« genannt, des Metaversums ein Friedenspanzer durch Bots. Es sind lernwillige Maschinen, die noch wenig wissen, aber schon mit ihresgleichen zu kommunizieren beginnen und ihrer Herkunft schuldig in die Weiten hinausstürmen werden mit »Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur!«
Ein Friedenspanzer – ähnlich den rätselhaften Bildern eine René Magritte, leere Bilder, die erst Sinn im Kopf des Betrachters erhalten. Milliarden grauer Hirnzellen schaffen das. Werden die Milliarden/Billionen/endlosen Bits, derer sich KI mit von Menschen programmierten Algorithmen bedient, sie einst ersetzen können? – Es sind Maschinen, die Zukunft gestalten und bestimmen werden, wie menschliches Leben dann zu sein hat. Das ist zu fragen, immer wieder dieselben Fragen, wie schon einst Samuel Beckett schrieb. Magritte und Beckett, Surrealist und Existenzialist.
Brunopolik, Dadaist und DadaNerd – was verbindet ihn mit diesen, seinen Vätern, oder gar mit dem Konzeptkünstler Marcel Duchamp? Neugier und Mut – beides existenzieller Beginn des menschlichen Seins gleich nach der Geburt als das Würmchen Mensch – nicht mehr, denn die (Ver)Formung zum Sozialwesen setzt erst ab dem dritten Lebensjahr ein, wie man weiß. Danach erst geht es in Richtungen wie Krieg – Frieden – Friedenspanzer.
Künstler müssen sich den Umbrüchen der Epochen stellen. Nicht mehr Handwerk und Können ist noch alleiniges Fundament von Kunst. Das übernimmt schrittweise Technik, die es perfekter und besser kann. Einst pflanzte Joseph Beuys 7.000 Eichen auf einer Kasseler Documenta als Kunst und malte sie nicht mehr wie einst Rembrandt und Tizian mit Pinseln und Pigmenten. Wird nun Prinz Rupis Friedenspanzer, aus dem Fundus des Metaversums gezaubert, in eine offene und noch dunkle Zukunft als neue Utopie gen Himmel wachsen? Der Mensch braucht Utopien – immer, zu allen Zeiten – und er braucht als Kulturmensch deshalb auch Kunst, aus der sie erwachsen kann.
Wie jedes Bild anfangs ein leeres Bild ist, kann auch eine Sprache, die außerhalb sprachlicher Logik wie Brunopoliks PolitikerInnen-Worte als Haikus daherkommt, in ihren Begriffen eine »Leere Sprache« sein. Und ein Friedenspanzer aus einer Friedensstadt ist ganz sicher in dieser Logik ein »Leerer Panzer«, wie die Friedensstadt Osnabrück konsequenterweise eine »Leere Stadt« ist. Es ist an uns, diese Leere zu gestalten.
Brunopolik, Osnabrück im September 2022
einer der klügsten Kommentare, die ich je gelesen, und möge der Panzer die Milliarden der frohlockenden Kriegsgewinner in duftige Blumengebinde verwandeln, die Gräber der Kriegsopfer zu schmücken.
Vielen Dank für Deine Worte, lieber Rudolf!
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