Wie oft sollte ein Newsletter erscheinen?
Jedem Gemüsehändler wird heute von Marketing-Opas eingetrichtert, er brauche dringend einen eigenen Newsletter, wenn er morgen noch seinen Eckladen betreiben wolle. Aus der daraus folgenden Sintflut wächst die Insel aus Plastikmüll im Indischen Ozean, die sich inzwischen bis zum Spam-Gebirge erstreckt.
Diese Wüstenei betreten wir versehentlich oder gedankenverloren, um glitzernden Aktionsgutscheinen oder blitzenden »Gratis«-Aufklebern zu folgen und manchmal entnervt, manchmal auch ein wenig neugierig, »Ja!« zu sagen.
Ich gestehe, ich habe selbst einige dutzend Newsletter abonniert. Manche informieren mich über qualitativ hochwertige Reportagen, andere stellen Novitäten aus dem Bereich der Künstlichen Intelligenz vor. Häufig greift man bei einer Newsletter-Bestellung ins Leere. Dann bestelle ich sie ebenso schnell ab. Ob sie mich langweilen, entscheide ich blitzschnell nach Optik und Sprache. Bei einigen sehe ich schon am Logo, dass da nur Müll drinsteckt und verschiedene »Abbestellen«- Klicks, die ich in deren Richtung geschickt hatte, nichts fruchteten.
Mir bleibt damit die Frage des Nutzens (Entzünde im Empfänger das Licht der Erkenntnis) und der professionellen Darbietung in gemeißelter Sprache … da trudelt der neueste Newsletter von Tanja Neise ins Haus.
Mir gefällt die E-Mail spontan, weil sie so ehrlich beginnt: „Seit meiner letzten Mail ist viel Zeit vergangen, und deshalb dachte ich mir, ich schreibe euch mal wieder.«
Tanjas Einstieg ist wundervoll lapidar („ach, ich hätte auch Buchhaltung oder Ablage machen können, aber was soll´s, ich schreib euch mal wieder“) und gerade deshalb in höchstem Maße wirksam!
Ich glaube, diese Formulierung ist typisch weiblich. Männer würden eine derartige Einleitung plumper formulieren, sofern sie denn überhaupt aus ihrem Laufrad herauskommen.
Tanja Neise können auch jene Empfängerinnen nicht wirklich böse sein, die vielleicht schon zehn Wochen oder länger mit fiebrigen Augen auf wahre Worte aus ihrem Leben jiepern.
Tanja schreibt sporadisch. Lust und Laune scheinen bei ihrer Werbestrategie wichtiger zu sein als regelmäßiges Abarbeiten.
»Authentizität lautet das Zauberwort«, meint dazu Autorin Rike Moor. Die Autorin und Korrektorin aus Hemmingen in Niedersachen hat im Vorjahr einen Newsletter gestartet. Anfangs wollte sie ihn einmal pro Monat »raushauen, einfach um im Gedächtnis zu bleiben, der lieben Regelmäßigkeit wegen. Allerdings musste ich auch recht schnell feststellen, dass das vielleicht nicht ganz so das Wahre für mich ist und zwangsläufig dann auch nicht für meine Leser.«
Rike lässt den NL solange ruhen, »bis ich richtigen Content liefern kann, selbst wenn der NL nur noch unregelmäßig raus geht. Ich möchte meine Leser schließlich nicht mit einem umdekorierten Verkaufsschild bedienen.«
Spielt die Erscheinungsweise eine Rolle?
Da war ich bislang härter: Mein Newsletter kommt seit Jahren monatlich.
Die monatliche Erscheinungsweise habe ich mir als eiserne Regel auferlegt, denn es könnte mich doch jemand vermissen oder gar vergessen. Längst ist diese Regelmäßigkeit aber auch zu einem lästigen Zwang geworden. Sich jeden Monat irgendetwas vermeintlich Interessantes aus den Fingern saugen zu müssen, obwohl vielleicht nichts Weltbewegendes geschehen ist, kann mühsam sein.
Das Schlimmste daran ist allerdings: Der sensible Leser spürt das beim Lesen!
Monatlich versende ich meinen Newsletter vor allem aus einem methodischen Grund: Ich habe gelernt, dass sich die Marke des Absenders bei monatlicher Penetration tief und tiefer ins Unterbewusstsein einbrennt, so hart das auch klingen mag. Genau das möchte ich langfristig mit meiner Taktrate erzielen. Im Marketing-Deutsch wird das gern Branding genannt.
Kurzfristig gibt es vielleicht einen Artikel, auf dem man klicken kann oder ein Link zu einem Verkaufsangebot. Aber die wahre Intention liegt in der Tiefe.
Gelegentliche Werbesendungen haben es schwerer
Gelegentliche Werbesendungen haben es schwerer und müssen stärker darauf achten, sofort zu verkaufen. In diesen Fällen brennt sich der Markenname erst dann ein, wenn der Absender stilistisch und inhaltlich so stark auftritt, dass es bis zur nächsten Injektion ausreicht. Tja, und das muss dann wohl auch für Tanjas frohe Botschaft gelten, denn ich lese den Text interessiert …
Dabei gehe ich davon aus, dass sich die gesamte Persönlichkeit eines Autors und die Welt, in der er/sie lebt, aus einem mit Herzblut geschriebenen Text entfaltet und unglaubliche Einsichten ermöglicht. Diese These würde wie die berühmte Faust aufs Auge auf Tanja Neise passen, die herzlich und engagiert rüberkommt, positiv mit anderen Frauen kommuniziert, ganz offenbar ihre Sprache spricht und entsprechende Reaktionen auslöst. Für eine Autorin von Time Travel Romance mit vorwiegend weiblicher Leserschaft ist das wohl optimal.
Eine erste Erkenntnis zum Thema scheint mir besonders wichtig: Es ist zweifellos besser Treiber als Getriebener zu sein.
Denkanstöße:
• Wie gehst Du mit dem Thema um?
• In welchem Turnus veröffentlichst Du Deinen Newsletter?
• Welche Erfahrungen hast Du gesammelt?
Newsletter, manchmal gehen sie mir gehörig auf den sack. es ergibt sich, auch wenn man echt nur die abonniert, die einen oder mich wirklich interessieren, irgendwann eine reizüberflutung. viel zu viel, viel zu oft.
und dann ist oft das problem, dass man oder ich, den verdammten abstellbutton nicht findet. habe da oft das gefühl, wird extra so gemacht, dass man sich nur schwer austragen kann, damit man es nicht macht, obwohl es ja vorgeschrieben ist.
eigenen newsletter: hatte ich mal, ein lieber freund sagte mir vorher: nur wenn man auch neues zu berichten hat. tja und dann war das leicht bis schwer angeschlagene selbstwertgefühl der meinung: kannste vergessen, hast eh nix neues zu berichten, immer das gleiche. habe dann trotzdem angefangen, weil ich auch für einen kunden (männlich) einen newsletter schreiben mußte. war so typ bombast, alles größer weiter schneller, fand ich unangenehm.
habe dann für mich auch ehr so lapidar erzählt, allerdings nicht in richtung geschichten schreiben.
anyway, weil ich mit der DSGVO letztes jahr haderte, habe ich den newsletter eingestellt. obwohl ich auch wie du lieber rupi tapfer alle 30 tage meine fans oder nicht-fans beglücken wollte. nur die öffnungsrate war mehr als bescheiden.
und nun stelle ich fest, ich sollte vor mitternacht nicht kommentieren, well ich einfach zuviel schwafele. sorry.
also newsletter finde ich gut, wenn sie toll sind. deiner macht mir meistens spaß.
andere newsletter, die sich erdreisten zu oft zu erscheinen, finde ich nervig und auch die, die ständig schreien: kauf was, kauf was!
und ich will mich auch nicht im newsletter dann durchs halbe web klicken müssen.
tja und dann immer wieder die frage: was soll man denn im newsletter verbeiten.
btw. warum kann ich keine blogkommentare und antworten abonnieren?
so nun gute nacht.
love helen
Gute Frage, Helen. Wahrscheinlich kannst du die Kommentare und Antworten (noch) nicht abonnieren, weil ich zu doof bin, das erforderliche Kästchen einzurichten …
das zu doof überhöre ich mal.
niemand ist zu doof, evt. hat der programmierer es so eingerichtet, dass es zu umständlich ist, und du hast es ja nun geschafft
du rockst
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