Ki für Einsteiger: Der Tanz ums goldene Kalb
Den professionellen Umgang mit KI (künstliche Intelligenz) lernt, wer hart am Ball bleibt sowie eine plastische Vorstellung vom Wesen der Evolution entwickelt, wem Freizeit, Urlaub und Wochenende wie Ballast erscheinen und wer sich weder von Zeit noch Geld fremd bestimmen lässt. Unter dieser Maxime komme ich zügig voran mit der Erstellung neuer KI-Kunstwerke und spüre deutlich eine Verbesserung meiner Werke.
Aktuell versuche ich, tiefer in die Algorithmik eindringen, um Muster entdecken zu können. Dazu setze ich meine spielerische Forschungsreise durch die Möglichkeiten der Bildherstellung fort.
Und das lief in diesem Fall so: In einer Mail schenkt mir mein Telefonanbieter ein Jahresabo von Disney+. Den Kanal wollte ich immer schon mal erkunden, und da das Gratis-Abonnement nach einem Jahr automatisch endet, zögere ich nicht lange und stürze mich in den Kanal von Walt Disney.
Nach Eingabe von ein paar alten und neuen Passwörtern, Adressen, Spambestellungen und einer umfangreichen Unterwerfungserklärung komme ich innerhalb weniger Minuten mit der Anmeldung klar. All diese hunderte Namen, Passwörter, Zahlen und Kombinationen halte ich vorausschauend in Griffnähe und schaue blitzschnell nach, weil meine Erinnerung ein Sieb ist. Dann bin ich im Programm drin und nehme in der ersten Reihe Platz.
Beim Durchblättern der Ankündigungen staune ich: Von Marvel über Pixar bis Discovery hat das Medienimperium an der US-Westküste ein hübsches Familienunterhaltungsprogramm mit Anspruch zusammengezimmert.
Ich entdecke eine Zeichentrickserie mit Dagobert Duck und meine Synapsen schütten Botenstoffe des Wiedererkennens und der Freude aus. Onkel Dagobert! Der dort abgebildete Herr hat entfernte Ähnlichkeit mit dem gleichnamigen Idol meiner Kindheit, ich schalte also den Sender ein und treffe sofort auf den armen und den reichen Erpel.
Es ist das gleiche schlichte Erzählmuster, welches schon den Heften eigen war. Donald ist der ewige Pechvogel. Dagobert badet in seinem glitzernden See voller Goldmünzen. Schon sind 15 Minuten um, und nichts ist passiert. Ich schalte ab.
Thema: Der Tanz um das goldene Kalb
In dem Augenblick schießt mir, vermutlich von Dagoberts Reichtum angeregt, ein Bild in den Sinn, eine uralte Grafik, die eine Szene abbildet, die seitdem unser aller Leben bestimmt: der Tanz um das goldene Kalb.
Nun will ich sofort sehen, was die künstliche Intelligenz mit einem derartig biblischen Thema anfangen kann. Schon die ersten Entwürfe sind interessant.
Auf einem werden goldene Sonnenstrahlen brutal auf kleine Erdenwürmer geschossen.
Ein anderer Entwurf zeigt ekstatisch um einen Platz tanzende Rinder.
Der dritte Entwurf bringt Menschen ins Spiel, die auf Kälber starren.
Beim vierten Vorschlag tanzen schließlich Mensch und Kalb miteinander auf Augenhöhe.
Das alles ist zwar weit entfernt von dem schlichten Bild, das ich im Kopf habe. Aber auf eine derartig abgedrehte Sichtweise wäre ich bei aller Hingabe zum Surrealismus nicht gekommen. Und diese Idee vom miteinander Tanzen elektrisiert mich, und schon geht die Arbeit munter los.
Die Bildvorschläge werden hin- und zurückverwandelt. Varianten, Vergrößerungen, Remastering und alle Möglichkeiten, die sich aktuell bei dem von mir genutzten Bot Midjourney bieten, werden im Sekundentakt bearbeitet. Über allem schwebt der Prompt, jene pointierte Formulierung, die von der Maschine wie vom Kunstschaffenden gleich interpretiert wird
Auf diese Weise komme ich dem Bild, das vor meinem geistigen Auge steht, näher. Die KI macht aber nicht nur neue Vorschläge für den Tanz um das angebetete Symbol des Mammons. Die KI erweitert mit ihren Vorschlägen meinen Horizont: Nun geht es nicht nur um den Tanz um das goldene Kalb, sondern auch um den Tanz mit dem Symboltier. Ein Tanz, wie wir ihn tagtäglich im Kleinen wie im Großen erleben.
Dank der KI bin ich also gedanklich einen Schritt weitergekommen als ohne Unterstützung des Elektronenhirns. Stehen sich im dialektischen Sinne Mensch und Maschine als These und Antithese gegenüber, dann stellt die KI die Synthese dar, die damit eine höhere Abstraktionsebene erschafft.
Ich bin überzeugt: KI bietet bereits auf dem jetzigen frühen Stand der Entwicklung eine Assoziationshilfe bei der Entwicklung von Bild und Text. Der bewusste Einsatz von KI hilft, die eigene Kreativität zu vervielfachen.
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