Gleich zu Beginn von »Hand of God« wird Richter Pernell Harris laut betend nackt in einem Brunnen aufgegriffen. Er hört Stimmen und betet in Zungen. Sein Sohn hat versucht, sich mit einem Revolver das Licht auszublasen, nachdem er mit ansehen musste, wie seine Frau vergewaltigt wurde.
Harris, ein »Salomon der Neuzeit«, gerät in die Fänge eines Schauspielers, der eine Kirche namens »Hand of God« betreibt. Der korrupte Richter halluziniert und erkennt in seinen angeblich von Gott gesandten Visionen die Vergewaltiger seiner Schwiegertochter. Mit Hilfe eines Gewaltverbrechers richtet er die Täter und stellt dabei fest, dass es kriminelle Beweggründe gibt, die zum Selbstmord seines Sohnes führten.
Hintergrund der exklusiv von Amazon für seine Prime-Kunden gedrehten zehnteiligen Staffel ist die Diskussion, ob und wann man einem Komapatienten die Beatmungsmaschinen abstellen und ihn für tot erklären darf. Im Film wütet darüber eine hoch emotionaler Streit zwischen Harris (Contra) und seiner Schwiegertochter Jocelyn (Pro).
Die Serie lebt vom Charisma des von Ron Perlman (»Sons of Anarchy«) verkörperten, bisweilen wahnsinnig wirkenden Richters »Maximus« Harris ebenso wie von der starken Persönlichkeit seiner Frau Crystal (Dana Delany). Die Spielhandlung bewegt sich in der amerikanischen Oberschicht und gibt einen guten Einblick in den tiefen Sumpf von Machtmissbrauch, Korruption, Erpressung, Bestechung und Habgier.
Eigentlich gibt es keine große Sünde, die nicht im Namen Gottes begangen wird und dazu kontrastiert ganz wundervoll die Kirche »Hand of God«, der es mit allerlei Psychotricks und Ganzkörpereinsatz brillant gelingt, den Gläubigen das Geld aus der Tasche zu ziehen.
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