In der Welt der Wirtschaft, der Politik, des sozialen Lebens bis hin zu kleinen Vereinen und Gemeinschaften besteht oft der Glaube an die Unentbehrlichkeit bestimmter Personen. Diese Vorstellung, dass bestimmte Individuen unverzichtbar sind, ist jedoch trügerisch und kann zu einer verzerrten Wahrnehmung von Realität und Wertigkeit führen. Ein Blick in die Geschichte zeigt, wie relativ die Idee der Unersetzlichkeit tatsächlich ist.
Lehren aus der Geschichte
Nikola Tesla, einer der größten Erfinder aller Zeiten, starb verarmt und allein, trotz seiner bahnbrechenden Erfindungen in Elektrizität und Funktechnik. Sein Zeitgenosse Thomas Edison hingegen, ein geschickter Geschäftsmann und Marketingexperte, wird oft fälschlicherweise als der größere Innovator betrachtet. Obwohl Tesla zu Lebzeiten als unersetzlich galt, zeigt die Geschichte, dass die Welt weiterging und andere seine Arbeit fortsetzten.
Winston Churchill, britischer Premierminister während des Zweiten Weltkriegs, wurde dank seiner Führungsstärke zu einem Symbol der Unbeugsamkeit. Doch nach dem Krieg, als die Bedrohung vorüber war, wurde er abgewählt, was verdeutlicht, dass auch bedeutende Persönlichkeiten nur so lange unentbehrlich sind, wie sie den aktuellen Bedürfnissen der Gesellschaft entsprechen.
In der Wirtschaftswelt ist Steve Jobs ein oft zitiertes Beispiel für vermeintliche Unersetzlichkeit. Sein Tod im Jahr 2011 löste weltweite Trauer aus, doch Apple hat sich seitdem weiterentwickelt und ist heute erfolgreicher denn je. Dies zeigt, dass auch charismatische und visionäre Führungspersönlichkeiten letztlich ersetzbar sind.
Unentbehrlichkeit ist eine Fiktion
Die Geschichte beweist, dass die Vorstellung der Unentbehrlichkeit oft mehr dem persönlichen Ego als der Realität dient. Darum ist wichtig, Systeme und Strukturen zu schaffen, die unabhängig von einzelnen Personen Bestand haben. Wir alle können Beiträge leisten, aber der Fortbestand der Welt hängt nicht von Einzelnen ab. In der Demut dieser Erkenntnis liegt wahre Größe.
Als ich im Jahr 2002 den Verlag, der meinen Namen trug, schweren Herzens aus gesundheitlichen Gründen abgeben musste, prophezeiten viele das Ende des Unternehmens. Sie hielten mich für unersetzlich. Die meisten potenziellen Käufer bestanden sogar darauf, dass ich weiterhin als Gallionsfigur an Bord bleiben sollte. Ich war jedoch überzeugt, dass die Unternehmensstruktur und das von mir geschulte Personal ausreichen würden, um alles am Laufen zu halten. Und tatsächlich bewahrheitete sich dies: Der Frieling-Verlag besteht bis heute.
Persönliche und emotionale Beiträge
Jeder Mensch hinterlässt in seinen Lebensbereichen eine Lücke. Wenn ein wertvoller Mitarbeiter ein Unternehmen verlässt, wird oft jemand gefunden, der seine Rolle übernimmt, doch die Frage bleibt, ob er sie genauso gut ausfüllen kann. Unternehmen leben von Mitarbeitern, die kreativer, klüger und motivierter sind als andere. Diese Menschen sind in einem gewissen Sinne unentbehrlich, da niemand ihren Job genau so ausüben kann wie sie.
Die Relativität des menschlichen Wertes
Der Satz »Die Friedhöfe sind voll von Leuten, die sich für unentbehrlich hielten« reduziert das menschliche Leben auf seine funktionale Rolle in der Gesellschaft. Er vernachlässigt die persönlichen, emotionalen und sozialen Beiträge jedes Einzelnen. Jeder Mensch ist in seinem Wesen einzigartig, und während Positionen und Rollen ersetzt werden können, sind die persönlichen Eigenschaften, Erfahrungen und Perspektiven, die jemand einbringt, nicht replizierbar.
Abschließende Gedanken
In verschiedenen Kulturen und zu verschiedenen Zeiten werden Menschen unterschiedlich bewertet. Der Wert eines Menschen sollte nicht allein an seiner Ersetzbarkeit gemessen werden. Die Frage der Ersetzbarkeit ist stark kontextabhängig.
Ein kreativer Künstler oder ein liebevoller Familienangehöriger hat eine ganz andere Form der »Unentbehrlichkeit« als eine austauschbare Position in einer großen Organisation. Letztendlich ist die Unentbehrlichkeit ein Mythos, der oft mehr Schaden als Nutzen anrichtet, indem er uns blind macht für das Potenzial und die Beiträge anderer.
Also: Schauen wir in den Spiegel und prüfen uns selbst, ob wir tatsächlich unentbehrlich sind.
© Prinz Rupi 2024
Ach ja, ist mir völlig aus dem Herzen geschrieben. Ich verließ meine Firma als sie in einem deutlichen Aufwärtstrend war und jetzt nach 4 Jahren auch noch ist. Ich brauche mir nichts mehr zu beweisen, lebe gut, da der Rücken frei ist. Meine Funktion in einer recht übersichtlichen Organisation sehe ich mehr als Mediator statt eines „Fürsten“. In der untergeordneten Einheit gibt es nach meinem Wissen einige Anwärter, die diese Funktion mindestens genauso gut ausüben können. Noch macht es mir Spaß u d ich bitte auch die einzelnen Chapter um Feedbacks. Spätestens die nächste Wahl zeigt, ob ich gut arbeitete oder nicht. Und wenn nicht, dann soll der Bessere auf jeden Fall diese Funktion übernehmen. Es gibt noch so viel Interessantes und Reizvolles, als dass ich an meiner Funktion kleben bleiben müsste.
Übrigens finde ich das Zitat ausgezeichnet.
Dankeschön für deine offene Antwort, Frank!
Zur Unersetzlichkeit
Ist es nicht eher die Frage ob jemand Spuren hinterlassen hat oder nicht? Die Unersetzbarkeit ja, vielleicht eine allzu menschliche Schwäche!
Aber ob jemand Spuren hinterlassen hat oder nicht ist doch vielmehr die viel wichtigere Frage! Denn die menschliche Gemeinschaft hat immer voneinander profitierrt!!! Völkerübergreifend haben große und kleine Erfindungen die Menschheit befruchtet!
Wenn eine Erfindung da war, wurde sie von jemandem aufgegriffen und fortgeführt!
Der Grundgedanke, das der Mensch selbst wertgeschätzt wird für etwas was er in die Gemeinschaft getragen hat, dann ist er doch auch bereit dafür seine Erfahrung weiterzugeben und zu weiteren eigenen Leistungen!
Dieser Aspekt Wertschätzung und anschließende Weitergabe der Erfahrungen bringt alle voran!
Denn ist man in Egoismen verfallen und eng in seinem Denken kann das sehr schnell in Fruchtlosigkeit enden!
Sich eben nicht vermeintlich unersetzbar machen.
Die heutige Arbeitswelt ist bestes Beispiel dafür wenn nicht alle zusammenarbeiten funktioniert ein Betrieb nicht!! Also eine Weitergabe von Erlerntem und Erfahrung führt zum Erfolg und ist für die Gemeinschat unerläßlich!
Wer versucht sich vermeintlich unersetzbar zu machen über den fegt die Zeit hinweg!
Ähnlich wie in den Vereinen der Schlaraffia, es wird zuviel auf alten Prinzipien herumgeritten , um unersetzlich zu werden??
Nein einfach sich der Erneuerung zu stellen und loslassen können, die Welt dreht sich doch, ob nun Veränderung oder nicht, doch die Vereine gehen unter wenn sie weiterhinn zu starr bleiben und sich nicht modernisieren!!
Dann ist eine Ersetzbarkeit sehr schnell erreicht!
Vielen Dank für deine Meinung, liebe Gabriele!