Selfpublishing im Turbomodus: Wie KI den Markt überschwemmt
2025 steht eine Buchrevolution bevor, denn die Branche steht vor einer epochalen Veränderung: Microsoft und TikTok, zwei Giganten der Technologie- und Social-Media-Welt, rufen eigene Buchverlage ins Leben. Gleichzeitig strömen unzählige von Künstlicher Intelligenz (KI) generierte Titel über Selfpublishing-Plattformen auf den Markt. Diese Entwicklungen werden nicht nur die Art und Weise, wie Bücher entstehen und vertrieben werden, ändern, sondern auch tiefgreifende Auswirkungen auf Autoren und das Urheberrecht haben. Vor allem die Sichtbarkeit der Bücher »echter« Autoren wird dadurch massiv eingeschränkt.
Buchrevolution 2025: Microsoft und TikTok als neue Verleger
Microsoft hat mit 8080 Books ein Imprint gegründet, das sich auf Technologie, Wissenschaft und Wirtschaft spezialisiert. Der Name lehnt sich an den Intel-Prozessor 8080 an. Ziel der Unternehmung ist, den Publikationsprozess zu beschleunigen. Bereits das erste von Sam Schillace, dem Chief Technology Officer des Konzerns, verfasste Buch No Prize for Pessimism zeigt jedoch, dass der Fokus eher auf schneller Vermarktung als auf literarischem Anspruch liegt.
Gleichzeitig hat TikTok’s Mutterkonzern ByteDance mit 8th Note Press ein Imprint in Zusammenarbeit mit dem Verlag Zando gestartet, das insbesondere auf die junge Generation abzielt. Ab Februar 2025 sollen Printbücher in den populären Genres Romance, zeitgenössische Literatur und Young Adult den Markt fluten. Durch die Integration in das bestehende TikTok-Ökosystem können Bücher nahtlos von Influencern beworben und verkauft werden.
Die Rolle von KI im Selfpublishing
Mittels KI-Tools wie Sudowrite können Autoren heute ganze Geschichten oder Essays generieren lassen. Plattformen wie Spines bieten sogar komplette Pakete, die von der Manuskriptbearbeitung bis zur Covergestaltung reichen. Mehr als 1.500 Autoren bedienen sich angeblich bereits dieses Angebots. Innerhalb weniger Wochen gelangen deren Werke auf den Markt – ein Tempo, bei dem traditionelle Verlage ebenso wie selbst schreibende Autoren kaum mithalten können. Dies führt im Ergebnis zu einer Flut an qualitativ minderwertiger Literatur, die oft aus lieblos zusammengetragenen Texten besteht. Diese bedrohen in erster Linie Arbeiten derjenigen Autoren und Selfpublisher, die ihre Bücher noch selbst schreiben und verdrängen sie aus den virtuellen Schaufenstern.
Risiken und Herausforderungen
Die Automatisierung durch KI wirft zahlreiche Fragen auf. Was passiert mit klassischen Berufen wie Lektoren, Übersetzern oder Grafikern, wenn KI diese Aufgaben übernimmt? Die Überproduktion von Texten könnte nicht nur den Markt überschwemmen, sondern auch den Wert individueller kreativer Arbeit mindern. Gleichzeitig bestehen Risiken durch fehlerhafte oder sogar gefährliche Inhalte, wie sie etwa in KI-generierten Ratgebern vorkommen.
Ein zweischneidiges Schwert
Obwohl die Technologisierung der Buchproduktion viele Vorteile wie Schnelligkeit und Effizienz bietet, dürfte sich der Leser schnell der Grenzen dieser Entwicklung bewusst werden. Handwerklich erstellte Werke könnten an Wert gewinnen, da Leser verstärkt auf Authentizität und Qualität setzen. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob sich die Branche zu einem Ort der kreativen Vielfalt oder einer industriellen Textfabrik entwickelt.
Die Integration von KI und Technologie in die Buchwelt ist eine Revolution, deren langfristige Folgen noch nicht absehbar sind. Fest steht jedoch: Der Buchmarkt anno 2025 wird nie wieder der alte sein.
© Prinz Rupi
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ZU DEN RATGEBERN VON PRINZ RUPI
…Flut an qualitativ minderwertiger Literatur, die oft aus lieblos zusammengetragenen Texten besteht… dieser Passage kann ich zustimmen, aber warum wird hier Selfpublishing und minderwertige KI Produktion in einem Atemzug genannt?
Ganz einfach: Weil das Selfpublishing seit Monaten von KI-generierten Büchern überflutet und damit diskreditiert wird. Allein im Ratgeberbereich sind inzwischen zwei von drei Neuerscheinungen komplett KI-generiert. Den Anteil bei Romance und Young Adult kann ich nicht schätzen.
Ich zitiere: »Dies führt im Ergebnis zu einer Flut an qualitativ minderwertiger Literatur, die oft aus lieblos zusammengetragenen Texten besteht.«
Eine traurige, weil wohl richtige Prognose! Die Bücher sind lieblos deshalb, weil eine KI nicht mit Liebe schreiben kann.
Einen guten Rutsch und alles Gute im neuen Jahr, lieber Rupi!
Danke Dir, mein treuer Wort(sup)port(er)!