Was tun Menschen, die Bücher lieben? – Klar: Sie lesen. – Und dann? Sie rezensieren, bewerten, kritisieren, bloggen, vergeben Sternchen oder wettern gegen Bücher, Sternchen und/oder Autorinnen und Autoren. Im besten Fall. Die meisten machen nichts und halten die Klappe.
Die Buchkritik ist tot. Lang lebe die Buchkritik!
Von Maria Almana, Texthandwerkerin
Um es gleich zu sagen: Ich kann sprachliche Unklarheiten nicht ausstehen! Denn Sprache kann ein so wunderbares Werkzeug sein: um sich zu positionieren, zu streiten, zu träumen oder um „andere Realitäten“ zu entwerfen … Und für noch viel mehr. Ich glaube, darauf können sich alle einigen, die Bücher lieben.
Buchkritik, Literaturkritik, Buchrezensionen
An schlimmsten von diesen drei Worten ist der Begriff „Literaturkritik“. Denn der birgt mindestens zwei ganz dicke Stolperfallen: Erstens: Was ist Literatur? Und wie verstehen wir „Kritik“?
Damit klar wird, warum ich das alles so ärgerlich finde, nehmen wir mal noch die Menschen dazu, die hinter dem ja eher harmlos abstrakten Wort „Literaturkritik“ stehen: Wer ist Literaturkritiker – was tut dieser Mensch? Und wovon lebt er? Wofür wird eine Literaturkritikerin ausgezeichnet – und wie sieht sie ihren Beruf selbst?
Kritiker und Literatur
Inzwischen denken wir vermutlich alle – und sei es ganz weit im Hinterkopf – auch an Marcel Reich-Ranicki. Wenn wir den als Papst der Literaturkritik stellvertretend für alle anderen Menschen dieses Berufsstands nehmen, wird schnell klar:
- Ein Literaturkritiker hat(te) sehr viel Macht: Er konnte Autor/innen aufbauen, vernichten, nachhaltig verstören. Ist oft genug geschehen.
- Ein Literaturkritiker ist vermutlich der einzige Mensch, der weiß, was Literatur eigentlich ist. Krimis, Unterhaltung, Dystopien und noch sehr viel anderes, das Spaß macht, gehört definitiv nicht dazu. DER Literaturkritiker legt fest, was Literatur ist. Das tut er allerdings ganz subjektiv. Geht auch gar nicht anders. Denn jedes Buch, jedes Leseerlebnis – und folglich jede „Buchkritik“ – sind ziemlich subjektive Angelegenheiten.
- Und wo kommt „Literatur“ vor? Tja, überall dort, wo wir sie vermuten. Sprich: Inzwischen sowohl in den großen Klassik-Verlagen wie unter Self-Publishern. Da hat sich inzwischen also ganz gehörig was verschoben. Doch kaum jemand hat sich die Mühe gemacht, die Dinge neu zu benennen. So bleibt alles ziemlich missverständlich. Und wir reden ständig aneinander vorbei … Fakt ist: Unterhaltungsliteratur darf inzwischen auch zur Literatur gerechnet werden. Damit ist eine der dicksten Macht-Bastionen der alten „Literaturkritik“ gefallen: DEN Literaturkritiker gibt es nicht mehr. Und schon gleich gar nicht ist er oder sie noch Wächter über das, was „gute“ oder „schlechte – oder eben überhaupt erst mal – Literatur ist.
Was ist Kritik?
Auch hier liegt ein Sprengsatz: Ursprünglich war das nicht unbedingt so gedacht, dass „Ich kritisiere ein Buch“ automatisch auch bedeutet: „Ich mach dich fix und fertig, du miserabler Autor!“ Schön finde ich ja den ersten Satz im Wikipedia-Eintrag dazu: „Unter Kritik versteht man die Beurteilung eines Gegenstandes oder einer Handlung anhand von Maßstäben.“ Hach! Maßstäbe!!! Und wo kriege ich die für Literatur jetzt her? Ganz schwierige Frage … Ich habe niemanden gefunden, der sie wirklich allgemeingültig beantworten konnte. Denn
- Solche Maßstäbe müssen für jedes Buchgenre anders sein – und Buchgenres selbst sind derart im Umbruch, dass es schon allein aus diesem Grund schwierig wird.
- Die Maßstäbe ändern sich im Lauf der Zeit. Extrem. Gab es früher mal so was wie den „moralischen Anspruch“ an „gute Literatur“, ist heute fast der einzige Maßstab die Zahl der verkauften Exemplare.
- Seit Journalist/innen nicht mehr von Buchrezensionen leben können, ist auch das literarische Genre „Buchkritik“ weggebrochen. Das setzte sich schon vor rund 200 Jahren eigene Maßstäbe – Vernetzung inbegriffen. Es gab immer auch schon Autor/innen, die sich unter anderem über die Rezensionen der Bücher von Kolleg/innen positioniert haben – Vernetzung inbegriffen. Mehr dazu hier: https://www.texthandwerkerin.de/buchkritik/
- „Journalistische Arbeit“ bedeutet in diesem Fall vor allem: Unabhängigkeit von kommerziellen Interessen. Und genau die ist derzeit selten zu finden.
- Es gibt aber immer auch „interne Maßstäbe“ sozusagen aus Sicht des Buchs: Hat mein Autor, meine Autorin mich gut, sinnvoll und logisch geschrieben, gestaltet? Und aus Sicht der Leserinnen und Leser: Erfüllt das Buch meine Erwartungen? Darauf gibt es wohl exakt so viele Antworten, wie es Leser/innen gibt.
Kritik ist subjektiv
Gute Buchrezensenten haben das immer schon gewusst. Und ihre ganz eigenen Maßstäbe daraus entwickelt. Einer der Berühmtesten war der Theaterkritiker Alfred Kerr. Der war manchmal ätzend lakonisch, sarkastisch. Aber er hatte ebenso seinen ganz eigenen Stil wie andere „Kritiker“ – die oft auch einfach nur einen diebischen Spaß daran hatten, jede ihrer Rezensionen zu einem eigenen Stück Literatur zu machen. Eitel? Ganz sicher! Und auch überhaupt nicht zielführend im Sinn von: „Wir wollen buchinteressierten Menschen brauchbare Hinweise geben.“ Nein, da war was ganz anderes im Spiel: Das Lesen der Kritik sollte unterhalten, anstiften, Spaß machen. Das geht aber nicht „ins Blaue“ rein … Da braucht jemand eine Haltung, muss sich positionieren. Und das wiederum geht nur, wenn man halbwegs klar definieren kann: Wer sind meine Leser/innen? Für die regionale Zeitung halbwegs machbar. Auf amazon eher nicht. Bitte mal im Hinterkopf behalten …
Also noch mal: Was ist Buchkritik?
Kritik soll – am besten anhand von eigenen, regionalen, Zielgruppen- oder an Buchgenres orientierten Maßstäben einordnen helfen. Das ist sogar eine der wenigen, wirklich wichtigen Aufgaben von Buchkritik: Orientierung zu bieten. Kaum etwas brauchen Leser/innen dringender.
Versteht man „Kritik“ also nicht automatisch als „Totalverriss“, kann man sagen: Buchkritik, Buchrezension und Buchbesprechung bedeuten mehr oder weniger das gleiche: Da setzt sich jemand mit einem Buch auseinander, erzählt mir: Was ist das für ein Buch? Wie ist es geschrieben? Wovon handelt es? Und – was ich wichtig finde: Schön wäre, dieser Jemand erläutert mir auch noch, welche Kriterien er bei seiner Einordnung zugrunde legt … Dann kann ich abgleichen: Korrespondiert das in etwa mit den Punkten, die auch mir beim Lesen eines Buches wichtig sind? Oder eher nicht?
Also: Ein Satz wie „Dieses Buch ist blöd“ ist KEINE Buchrezension. Denn die muss – in irgendeiner Form – begründen, warum das Buch blöd ist. Und weil so eine Begründung stark von ihrer Glaubwürdigkeit lebt, wäre es schön, ich wüsste, WER da schreibt.
Ebenso wichtig: Ein Sternchen ist bestenfalls eine Buchbewertung. Und dieses Wort ist NICHT gleichbedeutend mit Buchrezension.
Wer ist, was tut ein Literaturkritiker? Und wovon lebt er?
In den 1990-er Jahren habe ich selbst als freie Journalistin mein Geld unter anderem mit dem Schreiben von Buchrezensionen verdient. Dafür bin ich BEZAHLT worden – nicht besser und nicht schlechter als für alle anderen journalistischen Beiträge. Ich habe sogar ein „Anzeigenblättchen“ dadurch aufgewertet, dass ich ihm eine regelmäßige „Buchrubrik“ verpasst habe. Da stand selbstverständlich mein Name drüber – und nach kurzer Zeit kannte ich fast alle regionalen Autor/innen, denn manche davon verfolgten mich regelrecht: „Können Sie nicht auch mal MEIN Buch …?“ – Ja, so was ist oft lästig. Aber legitim. Und ich wäre nie auf die Idee gekommen, da mit gar keinem oder unter falschem Namen zu schreiben.
Nur zur Erinnerung für Jüngere: Berühmtere Kollegen als ich konnten damals sogar allein vom Schreiben regelmäßiger Buchkritiken leben. Das macht mich jetzt noch neidisch … Und heute? Das literarische Online-Magazin des S. Fischer Verlag stellte vor ein paar Jahren die – oft wiederholte – Gretchenfrage, ob jetzt wirklich das Ende der Literaturkritik gekommen sei … Nett und noch immer zutreffend finde ich dabei folgende Feststellung: „Das Berufsbild des Kritikers gestaltet sich nach eigenem Bekunden heute als vielseitige Tätigkeit: Mit Lesen und Schreiben verbringt er nur einen kleinen Teil seiner Zeit. Er pflegt Kontakte zu Verlegern, Autoren, anderen Kritikern, Lesern; er moderiert Lesungen und tritt bei Veranstaltungen auf; er ist als Juror für einen oder mehrere der etwa 10.000 Literaturpreise und -stipendien des Landes tätig; vielleicht lehrt er obendrein auch noch in einem der zahlreichen Studiengänge, die neben der Literaturwissenschaft längst auch dem literarischen Leben gewidmet sind. Er sitzt den ganzen Tag im Zug.“ So stellt der Journalist und Kritiker Hubert Winkels seinen Arbeitsalltag vor und konstatierte: „Der Kritikerberuf ist längst ein performativer geworden.“
Schon vor gut 20 Jahren habe ich selbst erlebt, wie der Platz bei Tages- und anderen Zeitungen für Literatur halbiert wurde, das hat sich seitdem regelmäßig wiederholt. Und trifft sich auch mit den Zahlen, die Thierry Chervel für den perlentaucher-2014 ermittelt hat – große Debatten und neue Ideen für (online-)Literaturkritik inklusive … Nachzulesen hier.
Fakt ist: Niemand kann heute mehr allein von Buchbesprechungen leben. Stattdessen wird von uns erwartet, dass wir es kostenlos, aus Liebe zu Büchern, Literatur und Autor/innen tun. Damit sind die nächsten Missverständnisse vorprogrammiert:
Buchrezensionen – bezahlt, unbezahlt, online oder nur per „Sternchen“?
Erst noch mal zu einer „echten Literaturkritikerin“. Einer ausgezeichneten sogar: Marie Schmidt schreibt seit 2018 für die Süddeutsche Zeitung. Und wurde vor kurzem auf der Leipziger Buchmesse mit dem Alfred-Kerr-Preis ausgezeichnet. Erst mal: Toll, dass es so einen Preis überhaupt (noch) gibt! Er richtet sich ausdrücklich an Buchkritiker/innen und ist mit 5.000 Euro Preisgeld verbunden. Die Frau hat Glück: Sie ist festangestellte Literaturredakteurin. Doch selbst sie sieht die Gefahren. In ihrer Dankesrede sagte sie unter anderem: „Man muss sich ja auch eingestehen, dass unter den bestehenden ökonomischen Bedingungen, die vor allem die Bedingungen dieses unausgestandenen Medienwandels sind, die Zwischenstellung der Kritikerin nicht unprätentiöser wird. Zumal wenn sich Posten heute allenthalben auflösen. Wenn Literaturwissenschaftler zu Bildungsmanagern, Zeitungsredakteure zu Layoutern werden und Radioleute gleich das Fernsehen mitmachen, wenn sowieso alle Sender und Empfänger zugleich sind und außerdem Vermarkter ihrer selbst.“
Vornehm ausgedrückt! „Nicht unprätentiöser …“ Ja: Es geht (auch) um Geld. Und immer noch um Macht. Für Autorinnen oder Autoren manchmal sogar um das berufliche Überleben.
Und hier ist nun eine weitere dieser lästigen Unklarheiten. Diesmal allerdings nicht allein auf sprachlicher Ebene. Diesmal ist es härter. Es geht um Strukturen, Macht und Geld. Wie weit der kommerzielle Handel mit Sternchen und Bewertungen geht, hat Stephanie Vonwiller in einem tollen Beitrag hier recherchiert.
Haben Buchkritiker „Macht“?
Wie ich oben versucht habe darzustellen, hatte ein „Literaturpapst“ sehr viel Macht. Und auch wenn wir davon ausgehen, dass es DIE Literaturkritik inzwischen wirklich nicht mehr gibt, hat sich die MACHT doch erhalten. Und das ist umso schlimmer, als manche Bestandteile, auf denen diese Macht mal beruht hat, inzwischen komplett weggebrochen sind: Geld, Platz in den (gedruckten) Medien und Interesse im Sinne von: „Lasst uns über Bücher reden!“
Simpel gesagt, gilt: DER Buchkritiker ist tot. Jetzt haben wir alle die Macht. Aber niemand bietet uns Orientierung, wie wir damit umgehen könnten. Das kann dann schon mal in unkontrolliertes „Hauen und Stechen“ abdriften. Oder in eine Haltung von: „Mir doch egal“ Bücher interessieren mich sowieso (nicht) mehr!“
Ich persönlich finde es ja völlig in Ordnung, den früher eher starren „Literaturkanon“ durch ganz subjektive literarische Vorlieben zu ersetzen. Das schafft neue Blicke, lässt Überraschendes zu – und Literatur sollte überraschen. Finde ich.
Von Löchern, Freiheit und Chancen
Nicht in Ordnung aber ist, dass wir das inzwischen – mal mehr, mal weniger professionell – aus reiner Liebe zur Sache tun (um mal nur das Positivste zu unterstellen …) Die Folgen:
- Werden wir dadurch extrem ausbeutbar. Was hat eigentlich jemand davon, kostenlos Hunderte von Buchkritiken zu schreiben? Ich bewundere diese Menschen. Einerseits. Andrerseits erschreckt es mich. Vor allem, seitdem ich wieder selbstständig bin: Was geschieht hier mit dem Wert einer Arbeit – und diese Arbeit hat einen Wert!
- Die Idealisten unter den „Buchkritikern von heute“ sind meist Bloggerinnen und Blogger. Und wenn die beginnen, sich selbst Sichtbarkeit über ihre Blogs aufzubauen, lässt sich sagen: Ja, das bildet neue Werte. Da wird – vor allem, wenn die besprochenen Bücher klug ausgewählt werden – auch ein eigener Status aufgebaut, eine Position, eine Haltung, eine Meinung. Das finde ich ungeheuer wertvoll. Für die, die es tun. Und für alle, die es lesen. Eben, weil damit ein „Wert“ verbunden ist, agieren die meisten Bloggerinnen und Blogger auch unter dem eigenen Namen – oder zumindest mit einem wiedererkennbaren, kontaktierbaren Pseudonym. Interessant finde ich auch: Inzwischen haben mehrere (Mini-)Umfragen belegt, dass Buchblogger gar keine Rezensionsexemplare von Verlagen haben wollen: Ihre Unabhängigkeit ist ihnen wichtig, bei kostenlosen „Buch-Geschenken“ befürchten nicht wenige, dass sie damit unter Druck geraten könnten. Wir reden hier also wirklich von Idealismus, von „echter Liebe“ zu Büchern! Und trotzdem werden Buchbloggerinnen selten ernst genommen, gern belächelt, fast immer in Opposition zu „echten Buchkritikern“ gesehen. Meinem Empfinden nach ist das ziemlich ungerecht – denn bei diesem „Urteil“ geht es viel weniger um (inhaltliche) Qualität als vielmehr um die reine Form – also um das „Medium Blog“. (Ich bin übrigens nicht die einzige Journalistin, die auch bloggt … Nicht wenige Blogger/innen haben das „Handwerkszeug“ des Schreibens also durchaus gelernt. Und viele sind – wie ich – auch einfach froh über die Freiheiten des nicht kommerziell beeinflussten Schreibens …)
Und dann ist da noch die in ihrer Sichtbarkeit so löchrig gewordene Buchkritik „alter Zeiten“ … Wenn in Printmedien Bücher besprochen werden, sind sie zu 100% von dem entsprechenden Anzeigenvolumen der großen Buchverlage flankiert. Ich habe mal durchgezählt: Die halbjährliche Literaturbeilage einer Frauenzeitschrift bildete exakt, eins zu eins, Anzeigenschaltung von Verlagen und besprochene Bücher der jeweiligen Verlage ab. So viel zu journalistischen Werten … Bücher aus kleineren Verlagen oder gar von Selfpublishern haben da nullkommagarkeine Chance. In diese – von Zeitungs- wie Buchverlagen gleichermaßen geschaffene – Lücke ist nun vor allem amazon gegrätscht. Da wurden mittlerweile eigene Werte geschaffen. Manche nennen das noch immer „Buchkritik. Oder Buchrezension. Halte ich für falsch, mindestens für sehr missverständlich. Besser wäre, einfach nur von „Bewertungen“ zu sprechen.
Früher blieb uns kaum was anderes übrig als einfach nur zu konsumieren: Ich abonniere diese Zeitung, höre oder sehe jene Kultursendung, Ende meiner Freiheit(en). Heute sind diese Gelegenheiten seltener geworden., Aber: Wir können und sollten uns durchaus aktiv einmischen, zum Beispiel auch mal offensichtlich schlechten, blödsinnigen, neiderfüllten „Rezensionen“ ganz bewusst was entgegensetzen. Sollten wir tun – wenigstens ab und zu!
Fazit
Die „alte Buchkritik“ ist tot. Aber die Macht, Autor/innen zu pushen, zu verletzen, schlecht zu machen, wirtschaftlich zu schädigen … die gibt es fast mehr denn je. Ich persönlich bin wirklich froh, dass die Machtfülle eines Marcel Reich-Ranicki 2013 mehr oder weniger mit dem Mann selbst gestorben ist. Der Papst ist tot, im Moment haben wir – das bücherlesende und -liebende Volk – mindestens einen Teil seiner Macht, vor allem als Buchblogger. Und auf amazon. Das bringt natürlich auch Verantwortung mit sich. Dazu gehört für mich:
- Macht euch bewusst, dass alles, was ihr über Bücher schreibt, immer subjektiv ist. Das war noch nie anders, nicht bei Alfred Kerr, nicht bei Marcel Reich-Ranicki. Darum sagt jede Buchkritik auch etwas über EUCH selbst aus …
- Ihr positioniert euch damit, also dürft ihr auch mal kurz darüber nachdenken: Wie schreibe ich meine Buchrezension am besten? Anregungen gibt Ruprecht Frieling hier. Ich hier.
- Es gibt einen Unterschied zwischen Buchbewertung und Buchrezension. Sternchen sind keine Rezensionen, allenfalls Wertungen. Darum lautet der beste Rat für alle Autor/innen, die „irgendwie bewertet“ wurden – schlimmstenfalls auch noch anonym: Punchingball rausholen, draufhauen, aber nicht in Dialog mit dieser „Bewertung“ gehen. Denn wer nicht argumentiert – und das täte eine echte Rezension – liefert einfach keine Grundlage für ein Gespräch.
- Mein wichtigster Apell ist: Wer über ein Buch schreibt, startet einen Dialog. Der Empfänger ist – als Autor/in – namentlich bekannt. Faire Absender hinterlassen ebenfalls einen Namen. Dann erst können wir anfangen, über Inhalte zu reden.
- Die Zeiten der halbwegs fairen Bezahlung für Buchrezensionen kommen wohl kaum wieder. Darum plädiere ich dafür, sich statt Geld eigene Werte zu schaffen. Etwa die Freiheit, die viele Buchblogger/innen so schätzen. Oder die eigene Positionierung über (Buchmarkt-)Nischen, Themen, Genres, Zielgruppen … Das macht auch die Einordnung der besprochenen Bücher leichter. Und ist immer noch einer der besten Gründe, überhaupt Buchbesprechungen zu schreiben: Wir helfen dabei, in der Flut der Neuerscheinungen Bücher zu sortieren. Das darf gern subjektiv sein.
Maria, ich kann deinen Unmut nachvollziehen. Ich finde es selber absolut beschämend, wie in der heutigen Zeit Rezessionen und Buchkritiken gefaked werden. Ich als Verbraucher, wünsche mir konstruktive Kritiken, ehrliche Bewertungen, um mir die Kaufentscheidung zu Erleichtern. Danke für den informativen Beitrag.
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