Verzögerungen bei BoD
Länger als vier Wochen warte ich auf die Lieferung meiner BoD-Publikation »Das Grenzerbuch«. Zwischenzeitlich erreichte mich ein Entschuldigungsschreiben für die Verzögerung. Beim Dienstleister BoD herrscht derzeit ein so großer Auftragsstau, dass die Herstellung bestehender Bestellungen länger dauern kann. Man bedauert dies sehr. Diese Situation ärgert mich, denn BoD gibt ein Leistungsversprechen von einer Lieferung in wenigen Werktagen ab, das nicht ansatzweise gehalten wird. Ist die heute viel zitierte »Compliance« das Problem?
Effizienz bei KDP/Amazon
Beim ebenfalls bedarfsorientiert produzierenden Wettbewerber KDP/Amazon hingegen funktionieren Handling, Herstellung und Lieferung innerhalb weniger Werktage. Hier gelten sofortiges Reagieren und Liefern. Es ist mir schon passiert, dass ich das fertige KDP-Buch am nächsten Tag auf dem Tisch hatte. Woran liegt das?
Das Geheimnis der Leistung von Amazon
Das Geheimnis dieser Leistung, so dachte ich bis vor kurzem, liegt in der überlegenen Personalpolitik des weltweit agierenden Konzerns, der sich auf eine lange, höchst diversifizierte Reise vorbereitet hat.
Frühere Erfahrungen und Beobachtungen
Vor vielen Jahren hatte ich bereits über dieses Thema geschrieben. Mein Bericht aus der inneren Welt von Amazon (mit heimlichen Fotos, Fotografieren war zu jener Zeit strengstens verboten) ist inzwischen zwar schon acht Jahre alt, beschreibt aber immer noch, wie raffiniert das System Amazon damals schon funktionierte. Hier ist mein Bericht auf Ruprecht Frieling.de.
Rotationsprinzip bei Führungskräften
Bei Amazon wechseln Führungskräfte alle fünf Jahre komplett den Aufgabenbereich. Eine erstaunliche Sache für den Konzern und eine persönliche Herausforderung für die Mitarbeiter, sich immer wieder neu beweisen zu müssen. Damals fiel mir auf, dass der Amazon-Druckereichef überhaupt keine Fachkenntnis von der schwarzen Kunst hatte. Er kannte nicht einmal die verschiedenen Papiersorten. Das machte mich fassungslos, denn für mich war diese Personalpolitik ein Rätsel.
Beispiel eines Druckzentrumsleiters
Der Chef des Druckzentrums war zuvor fünf Jahre lang in einer anderen Funktion in den USA für Amazon tätig und hatte dort erfolgreich Projekte umgesetzt. Daher vertraute man ihm das nächste Großprojekt an, und er wusste schon im Voraus, dass er fünf Jahre später wieder an einen anderen Ort versetzt werden würde. Was für eine weitsichtige, grandiose Personalpolitik, dachte ich: irritierend wie beeindruckend.
Parallelen zur Deutschen Bahn
In einem Gespräch mit meinem Verlegerfreund Wolfram Alster wies dieser mich darauf hin, dass die Deutsche Bahn eine ähnliche Regelung praktiziert: Nach 3, 5 oder 7 Jahren müssen die entsprechenden Entscheidungsträger ihren Platz räumen und bekommen ein vollkommen anderes Tätigkeitsfeld zugewiesen.
Hintergründe der Rotationsregelung
Der eigentliche Hintergrund dieser Regelung sei jedoch viel weniger sozial und nett, als ich in meiner naiven Begeisterung dachte. Es gehe tatsächlich darum, Korruption zu vermeiden! Damit sich die einzelnen Manager nicht allzu eng mit anderen Mitarbeitern anfreunden können, werden sie nach festem Zeitplan in andere Bereiche versetzt. So soll gegenseitige Vorteilsnahme zum Schaden des Unternehmens vermieden werden.
Compliance und ihre Auswirkungen
Es geht dabei um den sogenannten »Compliance«-Verhaltenskodex, den Mitarbeiter einzuhalten haben. Dieser Kodex beinhaltet bis ins kleinste Detail festgelegte Regeln, die die Nichteinhaltung von Gesetzen, Richtlinien und unternehmensinternen Vorgaben streng verfolgen und mit empfindlichen Strafen ahnden. Dies hat Auswirkungen auf das Sozialverhalten jedes einzelnen Mitarbeiters, der beliebig gelenkt werden kann.
Bedrohung durch erzwungene Konformität
Inzwischen bin ich zu der Überzeugung gelangt: Die durch »Compliance« erzwungene Konformität ist eine der größten Bedrohungen unserer Einzigartigkeit und Spiritualität. Sie führt zu einer Normierung und Einschränkung jeder Persönlichkeit und ist letztlich schädlich.
Nachtrag 21.06.2024
BoD erstaunt mich mit der Übersendung eines mit Schokoladen, Lakritz und Tee wohl gefüllten »Hamburger Büdel«, um sich für »die außergewöhnlihe lange Lieferzeit und das fehlerhafte Exemplar« zu entschuldigen. Dankeschön!
Wenn Mitarbeiter nach 3, 5 oder 7 Jahre in einen anderen Bereich wechseln, und dazu an einen anderen Ort, dürfte das eine goße Belastung sein. Wenn man an neuen Orten keine Bekannte hat, keine Wurzeln bilden kann. Es ist so die bekannte Gesichtslosigkeit, die Glattheit, das „kein Sozialgerüst bilden können.“ Es dürfte Schwächen erzeugen, auch bei den Kindern, den Frauen. Keine Ausleger haben am Lebensboot. Der Sozialpsychologie ist das bekannt.
Ist nur meine Meinung. Das zweite Mal in Berlin hatte ich eine gute Zeit. Doch der Stress, die Eile auf den Straßen, die Gesichtslosigkeit, ich vermeinte so eine Art Großstadtneurose zu bemerken. Ich machte eine seltene Entdeckung damals, die andauert, und war froh, geund wieder raus zu kommen.
Die Entdeckung allerdings ist grandios. Nun verfasste ich ein paar Bücher darüber, und dieses sichtbare stille, hereinschauende Jesus-Antlitz fotografierte ich mehrere tausende male ab. Diese Abfotografierungen brachte ich auch in die Bücher. Ich war damals in Berlin auf einem HdK-Nebenzweig, der verhassten Werbung. Ich hasste das total. Doch dieser höhere Bote, der stille Jesus, ist wie ein höherer Kommunikatior: Viele können das stille Antlitz auch sehen … er wirbt für sich im Sichtbaren, nur dezent sichtbar, nur das stille Antlitz, dass es ihn gibt …
Es bewerkstelligt dies nicht als Er-scheinung, sondern als Durch-scheinung.
Google kennt meine Bücher, unter andreas j kampe bücher
Und damit Grüße, Prinz Rupi, vom Bodensee
Lieber Rupi,
mir fehlt jetzt noch die Abrundung des Artikels: Ist das wirklich der Grund, warum amazon so fix ist und es bei BoD so lange dauert? Und wenn das so ist: Welche Konsequenzen ziehst Du daraus?
Beste Grüße aus derselben Stadt 🙂
Michael
Aus meiner Sicht ist die Personalpolitik der springende Punkt. BoD machte schon in der ehemaligen Druckerei in Norderstedt, die ich besichtigt habe, einen chaotischen Eindruck. Es fehlt – das berichten auch freie Hersteller des Unternehmens – an allen Ecken an qualifiziertem Personal und an optimierten Wegen. Das schnelle Wachstum – auch in allen Ländern – bereitet BoD offensichtliche Probleme, die sich in in langen Herstellungszeiten und Verarbeitungsproblemen (besonders deutlich im Bereich der Hardcover) niederschlagen. Das Produktversprechen, innerhalb weniger Tage zu liefern, wird jedenfalls nicht ansatzweise eingehalten. Ich habe hier mehrere Fälle, in denen erst nach fünf, sechs Wochen geliefert wurde. Bei Amazon fällt dazu noch auf, dass BoD-Titel von Dienstleistern angeboten werden, die zusätzliche Versandkosten erheben. Offensichtlich werden diese den Direktbestellern vorgezogen, denn eine Lieferung erfolgt etwas schneller.
Erstaunlich ist, dass BoD auf dieses Problem nicht reagiert. Das Problem ist doch seit Jahren bekannt und zumal für SPler,wie ich einer bin, geschäftsschädigend. Und dass man dir einen Büdel schickt und tausend anderen Betroffenen nicht, wirft auch kein gutes Licht in die Arena. Denn Du bist nicht irgendwer, du hast Reichweite. Irgendwer eher nicht. Warum erinnert mich das an den Begriff Triage? Es ist traurig, in welchen Zeiten wir leben. Lass ihn dir trotzdem schmecken.
Wer sich wehrt und an die Öffentlchkeit geht, wird mit einem Lolli beglückt. An den Verhältnissen ändert das natürlich nichts.
habe 3 Bücher bei Amazon. Wollte das 4. woanders unterbringen.BoD zum Beispiel die mich schnell enttäuschten. Keine oder falsche Infos. Eher uninteressiert. Dann checkte ich einen nach dem anderen und landete wieder bei Amazon. Professionell.Schnell. Und hat nun einmal die größte Papier und online Leserschaft in der Welt. Amazon macht Spass wenn man es einmal begreift. Viele Möglichkeiten.