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Lebt am Steglitzer Damm 110 in Berlin eine kranke Seele? Ist es ein Reichsbürger, der um alte Grenzen kämpft?? Handelt es sich um einen Drogen-, Alkohol- oder Spielbank-Süchtigen, der jeden Cent aus der Ruine herauspressen muss??? – Wer an dem Gruselhaus Steglitzer Damm 110 vorbeifährt, mag sich diese Fragen stellen.
Auf jeden Fall fühlt er sich in die Nachkriegszeit versetzt: Fenster sind herausgebrochen, Scheiben zerschlagen, Öffnungen notdürftig mit Matratzen und Pappe verstopft. Hinter blinden Fensterscheiben lauern Videokameras, die jeden, der sich dem Gebäude nähert, scannen.
Handelt es sich vielleicht um eine vergessene Filmkulisse? – Schön wär´s: Das mit öffentlichen Mitteln erbaute Wohnhaus zählt zum Besitztum einer Berliner Miethais, der die Wohnungsnot in der Hauptstadt gnadenlos ausnutzt und sich daran bereichert.
Im Grundbuchamt Schöneberg ist unter Blatt-Nr. 5251, Flur 7, Flurstück 697/59 Hugo Habicht (Name geändert) als Eigentümer der Immobilie Steglitzer Damm 110 eingetragen. Habicht ist den zuständigen Behörden und der Polizei gut bekannt. Aktenordner mit endlosen Schriftsätzen beschäftigen die Obrigkeit seit Jahren.
Kaum eine Woche, ohne dass Polizei oder Behördenvertreter auf den Plan gerufen werden, um den übergewichtigen 67-jährigen in seinem irren Kleinkrieg gegen Mieter und Nachbarn zu bremsen. Dutzende Einsätze der Polizei wegen Körperverletzung, Lärm, Hausfriedensbruch, Freiheitsberaubung, abgedrehtem Wasser, abgestellter Heizung, Einsturzgefahr des Gebäudes und illegaler Videoüberwachung sind dokumentiert.
Mal reißt Habicht Fenster aus Wohnungen, mal wirft er gleich Möbel auf die Straße, um unliebsame Mieter zu entfernen. Der gewalttätige Tyrann, der sich gern »Totschläger« nennt, weil er nach eigener Aussage eine Frau erwürgt hat, fühlt sich dabei stets im Recht. Er versteht sich als »eine Art Wagenburgler« und hält sich wie extremistische Reichsbürger für unantastbar. Um Behörden, Polizei, Gericht und Gerichtsvollzieher zu entkommen, hat er sich vorsorglich polizeilich abgemeldet.
Der Vermieter als Menschenfeind
Auf Ebay sucht Habicht Unterstützer, um seine Vorstellung von »Wohnen im Wohngebiet extensiv auszulegen« und gegen »Bauamts-Bescheide und Strafzahlungen die ich in Berlin Steglitz leisten soll, Argumente und Lösungen zu finden«. Der störrische Hausbesitzer findet »Wohnen nur fur Doofe langweilig«. Er sägt und spaltet sein Holz selbst und nutzt gern nachts einen Kaminofen, der stinkt, als verkohle Plastik und nasses Holz.
Habicht ist Sammler und Bastler. Er werkelt an Treckern und schrottreifen PKW, die er neben einem schrottreifen Boot auf dem von seinem Vater geerbten verwahrlosten Grundstück aufgebahrt hat. Fertig wird nichts, ständig kommt neuer Müll hinzu. Eine Zwei-Pfosten-Hebebühne sowie ein wackeliger Seil-Bauaufzug sind seit Jahren permanent installiert, »um jederzeit Dinge auf dem Dach des Hauses lagern zu können«. Zwanghaft sammelt der Messie Abfälle, die er in Haus und Garten deponiert. Teile des Gebäudes sind seit Jahren eingerüstet, »um an alle Stellen des Hauses zu gelangen«. Mieter erschaudern, wenn sie plötzlich von außen angestarrt werden.
Der »Totschläger« ist erklärter Menschenfeind. Gern dreht er den Mietern Strom und Wasser ab. Eine Heizung sei »Luxus«, nur mit vereinter Hilfe von Mieterverein und Gerichten werden einzelne Heizstränge aufgedreht, wenn er mal wieder eine Attacke reitet.
In seiner Gier spart Habicht sogar Wasser und entleert Eimer mit stinkenden Fäkalien als »Dünger« an den Grundstücksgrenzen. Ratten sind seine liebsten Gäste und einzigen Gefährten. Gegenüber dem Gesundheitsamt behauptet er sein angebliches Recht, seine »Lieblingsratten« füttern zu dürfen. Habichts beste Freunde springen dann die Bewohner der Nachbarhäuser aus Mülltonnen an oder tanzen Ringelreihen im Sonnenlicht.
Naht von den Behörden Rettung?
Wirklich niemand kann den Berliner Behörden in dieser Angelegenheit Untätigkeit vorwerfen. NEIN! Es bedurfte lediglich einiger Dutzend Anrufe und Briefe, bis der Amtsschimmel wieherte. Bauamt, Wohnungsamt, Gesundheitsamt und Sozialpsychiatrischer Dienst befassen sich seit zehn Jahren mit dem Fall. Es gab sogar Verwarnungen, Auflagen und Bußgeldbescheide.
Das änderte allerdings nichts an der für alle Be- und Anwohner unerträglichen Situation. Statt nun endlich resolut durchzugreifen, kuschten die Mitarbeiter des zuständigen Bezirksamtes und schoben mögliche Zwangsmaßnahmen auf die lange Bank. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt schickte immerhin nach mehreren Monaten einen Mitarbeiter, der Habicht eine Baulärmbroschüre und einen Baustaubleitfaden überreichte. So etwas macht bei Habicht mächtig Eindruck …
Ende 2018 schaltete sich auf Druck der Mieter und Anwohner CDU-Bezirksbürgermeisterin Cerstin Richter-Kotowski ein. Sie trommelte ihre zuständigen Mitarbeiter zusammen. »Es wurde beschlossen, dass die noch anhängigen Verwaltungsverfahren zügig abgeschlossen werden«, teilte sie Anfang Januar 2019 auf Anfrage mit. Ein Jahr später konnte die Verwaltung allerdings immer noch keinen sichtbaren Erfolg vermelden. Auch ein weiteres Jahr später regte sich trotz schriftlicher Erinnerungen und Anfragen kein Finger. Die Betroffenen lachen deshalb nur noch über Politik und Verwaltung.
Wuchermieten für Drecklöcher
Mieter wechseln im Haus Steglitzer Damm 110 trotz der aktuellen Wohnungsnot häufig. Das hat mit den Wuchermieten und den unbeschreiblichen Zuständen im Haus zu tun. Als »Wohngemeinschaft« getarnt, pfercht Habicht Menschen, die sonst kein Dach über dem Kopf mehr finden, auf engstem Raum zusammen. Laut Inserat kostet ein neun Quadratmeter großes Dreckloch € 370,00.
Für läppische € 470,00 Kaltmiete offeriert Habicht 16 Quadratmeter, ein schmuddeliges Zimmer mit 22,5 Quadratmetern darf bereits ab € 510,00 angemietet werden. Das letztgenannte Kabinett ist allerdings nur deshalb so preiswert, weil »bereits ein männlicher Mitbewohner in der Wohnung lebt«.
»Privatzimmer« bietet der von »Mietnomanden« gebeutelte Menschenfreund Habicht für schlappe € 445,00: »23 qm gefliest mit Murks-Möblierung, Kaminofen (allerdings noch nicht angemeldet)«. Habicht weiß genau: Möblierte Zimmer unterliegen keiner Mietpreisbindung. Mieten, zusätzliche Nebenkosten und Kautionen kassiert er bevorzugt bar.
Sein Geld verwendet er dazu, Schrottgrundstücke in Mecklenburg-Vorpommern zu kaufen. Und damit der arme Hausbesitzer selbst eine Bleibe im Steglitzer Damm 110 hat, ergänzt er kleingedruckt seine Wohnungsangebote: »Vermieter ist in jedem Falle auch Teil der WG«.
Schrott horten, Müll kaufen, Mieter ärgern
Miethai Habicht ist ein Mann von hoher Kultur und pflegt entsprechende Hobbies. Die erläutert der Feingeist in einer Lonely-Heart-Anzeige: »Schnäppchenhäuser horten, Kaufen und nichts verkaufen, Arbeit nach Hause holen, Bauwägen bewohnen, Trecker sammeln, Mieter ärgern.«
Da sich keine halbwegs normale Frau in seinen Saustall wagt, terrorisiert Habicht seine Umgebung ungebremst weiter. Seine neueste Idee besteht darin, die Grundstücksgrenzen einseitig zu verändern. Dazu begann er jüngst, Zäune einzureißen, bis ihn alarmierte Beamte des zuständigen Polizeiabschnittes 45 mit deutlichen Ansagen stoppten.
»Berlin tut gut« hieß es jahrelang in der offiziellen Werbung der deutschen Hauptstadt. Gut tut Berlin vor allem Miethaien und Gesetzesbrechern. Der ekelerregende Fall des Hugo Habicht beweist es anschaulich.
Nachtrag 29.01.2020
Das für den Miethai gewählten Pseudonyms erfolgte zufällig und hat nichts mit dem Charakter der gleichnamigen Zeichentrickfigur zu tun.
Die Comic-Figur Hugo Habicht (engl. Emil Eagle) ist ein Erfinder, der sein Können für kriminelle Zwecke missbraucht. Außerdem ist er ein häufiger Gegenspieler Daniel Düsentriebs. Außer diesem zählt er noch Micky Maus, Supergoof und Dagobert Duck zu seinen Feinden und ist damit sowohl in Maus- als auch in Duck-Comics vertreten.
Hugo Habicht hat sich schon mit vielen anderen Entenhausener Kriminellen zusammengetan, etwa mit Kater Karlo, den Panzerknackern, dem Gefährlichen Gregor und Zwerg Zwetschge. (Quelle Duckipedia)
Nachtrag 16.09.2023
Seit sich Hugo Habicht teilweise mehrmals im Monat vor Berliner Gerichten äußern darf, gehen ihm die Geldmittel aus. Anwälte arbeiten nur gegen Vorkasse für ihn, deshalb verteidigt er sich lieber selbst. Inzwischen sucht er eine Hausverwaltung »mit angegliedertem Entmietungsservice«, die ihm seine wehrhaften Mieter vom Hals schafft (siehe Screenshot) und animiert dabei offen zu Straftaten.
Nachtrag 27.11.2024
Die Bau- und Wohnungsaufsicht des Bezirksamts Steglitz-Zehlendorf hat am 27. November 2024 das gesamte Gebäude wegen akuter Einsturzgefahr gesperrt. Alle Mieter mussten das Haus verlassen, und die Wohnungen wurden verplombt. Ersatzwohnraum wurde den betroffenen Mietern seitens der Behörde nicht angeboten.
Für die Bewohner des Gebäudes stellt diese Maßnahme eine existenzielle Krise dar. Es bleibt die Frage, ob die zuständigen Behörden nicht früher hätten eingreifen können, um durch rechtzeitige Maßnahmen den Verfall des Gebäudes zu verhindern und die Sicherheit der Mieter zu gewährleisten. In der Vorweihnachtszeit Menschen ohne Vorwarnung auf die Straße zu setzen, wirkt nicht nur unverantwortlich, sondern auch zutiefst unsolidarisch.
Reichlich verstörend. Bei einer möblierten Wohnung hat man allerdings durchaus Handhabe gg den Vermieter. Der muss nämlich nachweisen, wann und mit welchen Kosten die Möblierung angeschafft worden ist. Da mit der Abnutzung auch der Wert der Möblierung sinkt, muss sich dies auch auf die Mietkosten auswirken. D. h. je nach Qualität der Ausstattung darf eine möblierte Wohnung nur zu einem bestimmten Anteil über dem Mietspiegel liegen.
Hatte mich da vorm halben Jahr mal – oberflächlich – eingelesen.
Mike, so wie du dich sachkundig gemacht hast, so kannst du dich auch wehren. In dem beschriebenen Mietshaus leben aber nur die Schwächsten. Die kennen weder ihre Rechte, noch würden sie die einfordern.
Konkretes Beispiel: Habicht verwickelt einen jüngeren Mieter, dessen Statur und Gesicht einem Junkie ähneln könnten, in eine Schlägerei. Unerwartet schlägt der angegriffene Mieter jedoch zurück und wehrt sich. Habicht flieht in seinen vor dem Haus stehenden Mercedes, riegelt ab und ruft die Polizei. Als die kommt, beschuldigt er den Jungen, ihn angegriffen und verletzt zu haben. Die Polizisten sehen das bibbernde »Opfer« im PKW sitzen, folgt seinem Fingerzeig und stürzen sich ohne Recherche auf den jungen Mann, der schon aufgrund seiner Erscheinung als Täter passt.
Und nun? – Die beiden sind wieder dicke Kumpels.
Was eine Story. Das Haus steht inzwischen zum Verkauf (bei immoscout zu finden). Ein Makler teilte mir mit, dass die Vorstellungen des Verkäufers dabei völlig überhöht seien. Mal schauen wie es weitergeht
Ich kenne eine Hausverwaltung, die diesem Mann helfen würde, nicht. Und kann auschließen, einer solchen als Mitarbeiter anzugehören. Pfui Deibel.