Im Dezember 2016 eröffnete Susanne Höhne im Leipziger Stadtteil Plagwitz eine Galerie mit dem ungewöhnlichen Namen »Beuteltier-Art«. Inzwischen hat sich das Ladenlokal zu einem Geheimtipp für diejenigen etabliert, die Originalkunst zu kleinem Preis kaufen wollen.
Aller Anfang ist schwer für jemand, der seine vier Wände gern mit Kunst beleben möchte, die nicht von der Stange stammt und nüchternen IKEA-Charme ausstrahlt. Doch in den meisten Fällen scheitert dies am fehlenden Zugang zum Kunstmarkt und an den dort geforderten Preisen. Susanne Höhne beispielsweise traute sich lange Zeit nicht in Galerien, die mit ihrem Publikum gern eine abgehobene, eigene Welt schaffen, um sich das Flair des Besonderen zu verleihen. Sie fühlte sich dort meistens unwohl, fehl am Platz, fand manche Kunstwerke zwar faszinierend, jedoch unerschwinglich.
Nach dem Abitur konnte sich die Leipzigerin nicht vorstellen, eines Tages von Kunst leben zu können. Sie studierte Druck- und Verpackungstechnik und fand als frisch gebackene Ingenieurin schnell Arbeit. Zehn Jahre lang erlebte sie Höhen und Tiefen der Branche in einer Firma, die sie als Projektleiterin eingestellt hatte. Dann kriselte das Unternehmen, sie verlor ihre Stelle und machte sich erstmals bewusst, in welchem Hamsterrad sie ein Jahrzehnt als Angestellte gelaufen war.
Folge deinem Stern!
»Das war der ideale Moment, mein eigenes Ding zu machen«, erzählt die junge Frau. Die zu ihren Füßen auf dunkelrotem Teppichboden ruhende Dackeldame Vara wedelt dazu mit dem Schwanz, als wolle sie bestätigen, dass auch ihr Hundeleben eine neue Richtung gebraucht hätte. Doch um den Stern zu entdecken, dem man folgen will, muss man tief in sich hineinhorchen, und dann fällt es einem wie Schuppen von den Augen, und alles wird klar. Susanne gewann diese Klarheit bei einem Kurzbesuch in Amsterdam. Dort besuchte sie Kreativmärkte und »The Public House of Art«. Diese ungewöhnliche Konzeptgalerie begeisterte sie spontan, weil sie hochwertige Kunstwerke zu erschwinglichen Preise anbietet.
Der Funken wurde zum Steppenbrand, aus einer Idee wurde ein Plan. Susanne wälzte Bücher, beobachtete Kunstprojekte, quälte sich mit Ämtern und Behörden, fand geeignete Künstler und Lieferanten und machte sich mit allen Aspekten der Selbstständigkeit vertraut. Im Ergebnis mietete sie im Leipziger Westen in der Könneritzstraße 24 ein geräumiges Ladenlokal. Die Räumlichkeiten wurden in eine gemütliche eingerichtete Galerie verwandelt, die ohne Schwellenangst betreten werden kann. Der Stadtteil Plagwitz ist im Moment angesagt. Diese Gegend ist jung, kreativ, bunt. Jede Woche sprießen hier neue Läden und Lokale aus dem Boden, wo sich Studenten, Künstler und Start-up-Unternehmen tummeln.
Ein Känguru steht Pate
Bei der Namensfindung ließ sich die frisch gebackene Galeristin von ihrer Lieblingslektüre, den kultigen »Känguru-Chroniken« des Bloggers Marc-Uwe Kling inspirieren. Klings vorlautes, unzähmbares und bisweilen anarchistisch auftretendes Känguru sollte als Symbol dienen, die Galerie wurde »Beuteltier-Art« getauft. »Meine Galerie ist ebenso klein und frech und hält sich nicht an die Regeln des konventionellen Kunstmarkte wie das Känguru«, erklärt Susanne Höhne.
»Mein Ziel ist, möglichst viele Menschen für Kunst zu begeistern und ein Publikum zu erreichen, das sich sonst nicht in Galerien traut. Der eine meint, er habe zu wenig Ahnung von Kunst, weiß vielleicht nicht, mit Bildern umzugehen oder sich dazu zu äußern. Viele Leute verstehen auch kaum, warum manche Kunstwerke erschwinglich und andere extrem teuer sind.«
Galeriekonzept geht auf
Im Dezember 2016 war es dann endlich soweit. Susanne Höhne eröffnete ihren Kunstpalast und zog von Anfang an viel Aufmerksamkeit auf sich. Das Konzept, Originalkunst zu moderaten Preisen anzubieten und nicht den Aspekt einer möglichen Wertsteigerung in den Vordergrund zu stellen, ging auf.
Eine Ausstellung folgte auf die andere, inzwischen hat es die Galeristin sogar gewagt, sich auf einer Kunstmesse zu präsentieren. Neue Künstler melden sich bei ihr, es gibt Lesungen und Gespräche, aus den roten Zahlen des ersten Jahres wurden schwarze Zahlen, und inzwischen steht das kleine Unternehmen auf sicheren finanziellen Beinen. Dabei weiß sie genau, dass neben dem großen Spaß, den der Betrieb einer Galerie beschert, die harte Arbeit steht, Kunst auch zu verkaufen.
Win-win-Situation
Es sieht derzeit ganz danach aus, als könne Susanne Höhne bald von ihrem Traum leben und gleichzeitig Menschen, die sich für Kunst interessieren, den Zugang erleichtern. Kunstinteressierte verlieren Berührungsängste, Künstler erhalten Wertschätzung für ihre Arbeit und können zu angemessenen Preisen verkaufen.
Eine Konstellation, die für alle Beteiligten Vorteile bietet.
Ruprecht Frieling
Wau, danke für diesen Artikel. Ich bin hin und weg! Der finanzielle Durchbruch ist leider noch nicht sicher erreicht, doch für dieses Jahr gibt es viele neuen Ideen und Projekte. Ich freue mich über jeden Menschen, den ich mit meiner Galerie für Kunst begeistern kann.
Liebe Susanne,
es braucht mehr Menschen wie dich, die ihrer Intuition folgen und alles daran setzen, einen Traum zu verwirklichen.
Du bist auf dem richtigen Weg, ich glaube an dich und dein Konzept.
Hare Krishna Rupi!!!
Hat mir gefallen leider habe ich keine Adresse gefunden. In Passau gibt es ein Dackel-Museum.
Bis bald
Ambujata
Lieber Josef,
die Adresse der Beuteltier-Art Galerie lautet: Könneritzstraße 24, 04229 Leipzig
Danke für den Hinweis auf das Dackelmuseum 😉