Petra Gust-Kazakos hat eine Idee aufgegriffen, die im englischsprachigen Sprachraum bereits seit einiger Zeit Furore macht: Sie veröffentlicht auf ihrem Blog Shelfies, das sind Selfies (Selbstporträts) buchaffiner Menschen, die sich und ihre Bücherregale (= shelf) vorstellen. Auf der Foto-Plattform Instagram, berichtet das Wall Street Journal, wurden bereits 50.000 dieser Shelfies veröffentlicht.
Gern habe ich mich an dieser tollen Aktion beteiligt und Einblicke in einen Teil meiner Sammlung gegeben. Hier geht es zu dem Beitrag: http://phileablog.wordpress.com/2014/05/13/shelfie-nr-26-von-wilhelm-ruprecht-frieling-alias-prinz-rupi/
Als leidenschaftlicher Leser genieße ich Literatur wie eine opulente Mahlzeit. Ich verspeise sie mit Hochgenuss und Lust, schmause, schlecke, schlürfe, schlinge. Bücher bestimmen seit einem halben Jahrhundert mein Leben. Heiß, hungrig und hoch gestimmt stürze ich mich auf jede Neuentdeckung, stopfe die Zeilen wie Salzstangen bündelweise in mich hinein. Ein starkes Manuskript schaltet mein Gedankenkino ein, es entwickelt Bildfolgen titanischer Tiefe.
Im behaglichsten Winkel meines Palastes nistet meine Bibliothek. Hier fühle ich mich heimisch. An diesem Ort kann ich einen selbstbestimmten Lebensstil pflegen: in einem Kokon sanfter Träume, in einem Schneckenhaus ungebundener Phantasie.
Bücher sind wie salziges Wasser. Je mehr man davon trinkt, desto durstiger wird man. Ein Bündel bedruckter, sortierter und zusammengeleimter Blätter mit Umschlag, aus kaum mehr und selten weniger Material besteht ein Buch. Es gibt Millionen davon und jedes Einzelne wird genauso bewegt, angepriesen und gehandelt wie Margarine, Malzbier oder Magenbitter.
Der Unterschied zu anderen Waren besteht in Inhalt, Sprache, Stil einer Veröffentlichung. Diese Komponenten formen aus dem profanen Alltagsartikel eine geheiligte Ware. Bücher werden selten weggeworfen oder zweckentfremdet. Sie werden selbst ungelesen aufbewahrt, gesammelt, in spezielles Mobiliar gestellt, verehrt, vererbt. Bücher besitzen Ewigkeitswert.