Während das katholische Kirchenoberhaupt sich noch darauf vorbereitete, in den Himmel aufzusteigen, traf ihn der Finger Gottes an seiner empfindlichsten Stelle: Der Heilige Vater wurde abgesetzt und ist nicht länger Papst! Papst Rupi I. sorgt künftig für frischen Wind.
Wie Vatikan-Korrespondent Pater Pius Servilius direkt aus der Päpstlichen Nuntiatur erfuhr, stürzten vier apokalyptische Reiter den Stellvertreter Gottes auf Erden vom Thron. Sie bestellten im Eilverfahren einen würdigen Nachfolger: Papst Rupi I. Der neue Heilige Vater trat inzwischen sein neues Amt an.
In einer Exklusivbotschaft an alle Gläubigen schildert das neue Kirchenoberhaupt Papst Rupi I. seine ersten Eindrücke von seinem neuen Amtssitz.
Weihrauch, Wachs und wahre Wunder
Grußadresse von Papst Rupi I.
In Bananenrepubliken und Urwaldstaaten werden in Abwesenheit gern Oberhäupter gestürzt und neue Häuptlinge inthronisiert. Im kleinsten Staatswesen unserer Galaxie, dem Kirchenstaat, sind derartige Praktiken ebenso gut bekannt. So schickte mir der Himmel ein Zeichen in Gestalt von vier apokalyptischen Reitern. Ich folgte ihrem Ruf und begab mich unverzüglich mit einem Heiligen Helikopter nach Popetown, um mein neues Amt anzutreten.
Als Beweis für meinen spirituellen Hintergrund und meine hervorragende fachliche Eignung steckte ich einen skelettierten Kaninchenkopf der Hl. Agnes im Hobbit-Format ein, packte einen Fetisch der Inuit aus Walrosszahn hinzu und entstaubte ein katholisches Reisegefäß für Hostien, das ich günstig auf dem Flohmarkt fand. Die notwendige Arbeitskleidung hatte ich voraus schauend im Internet ersteigert: weiße Soutane, Schulterumhang und Scheitelkappe, ein Brustkreuz an goldener Schnur und ein Hut mit breitem Rand und goldener Borte.
Rote Lackschuhe trage ich in freudiger Erwartung seit Jahren. Sicherheitshalber steckte ich noch goldene Ringe an die Finger, das wirkt päpstlicher. Rollengerecht gewandet bestieg ich den Helikopter Deus I und war zwei Stunden später bereits am Flughafen meiner neuen Wirkungsstätte Rom.
Die Stadt am Tiber mit ihren dazwischen gewürfelten gewaltigen Trümmern aus der Ära der alten Römer streckt sich derzeit im Spätsommerwind. Brüllende Autos und fauchende Vespas fliegen im ständigen Blechkontakt durch die Straßen. Infernalisch tobt der Lärm. Staub, Dreck und Abgase flirren. Touristen irren zwischen Müllbergen und zerfetzten Plakatwänden umher. Für einen Papstneuling ist Rom spärlich ausgeschildert, doch die Kuppel des Petersdoms ist weithin sichtbar. Somit war der Weg zum Vatikan, meinem neuen Amtssitz, leicht zu finden.
Vor Ort rief ich mehrmals kräftig »Wir sind Papst!«, sprach in Zungen und segnete die Menge. Dann inspizierte ich das Fenster, von dem ich die Gläubigen künftig grüßen werde. Da brauste auch schon das Papamobil herbei, um meine wunden Füße zu schonen. Schweizergardisten in bunt gestreiften Pump- und Pluderhosen hüpften und sprangen als farbenprächtige Leibwächter um mich herum. Freudig sangen die Burschen »My baby, baby, balla, balla«, während sie ihrem frisch gebackenen Oberhaupt den Weg freiräumten. Die Jungs waren begeistert, sie haben endlich wieder eine sinnvolle Beschäftigung. Tröt, trööt, tröööt: Bahn frei für den neuen Papst!
Schranzen und Mitglieder des päpstlichen Hofstaates eilten herbei: purpurne Palastkardinäle, pralle Prälaten, Geheime Kammerherren mit Schwert und Mantel, tänzelnde Zeremonienmeister, Ehrenkammerherren in violetter Uniform, nahezu unsichtbare Kapläne, mausgraue Beichtväter, Apostolische Prediger, kräftige Sänftenträger und der zackige Leiter der Vatikanpost verneigten sich vor mir als ihrem neuen Dienstherren und baten: »Mach uns den Papst!«. Ich ließ mich keinesfalls lumpen, und schon tanzten wir gemeinsam Rock’n’Roll.
Ich rollte in den Petersdom, ein lang gestrecktes Aufmarschfeld für 60.000 Parteigänger. Vor Michelangelos »Pieta« verdaute verzückt furzend ein Michelin-Männchen. Besucher fotografierten sich vor Kunstwerken und küssten den Klumpfuß einer Petrus-Statue, was Glück, Gesundheit oder eine gefährliche Masseninfektion bescheren soll. Die Besucher wirkten erschreckend ungläubig und beachteten kaum den Aufmarsch ihres neuen Oberhauptes. Ich griff in die Taschen meines Ornats und holte eine Handvoll Kamelle hervor. Als die Leckereien auf den Marmor prasselten, fielen Mutti, Vati und Kind vor Papst Rupi auf die Knie. Anerkennend segnete ich die kriechenden Gläubigen und grinste freundlich in ihre japanischen Digitalkameras.
Kritisch anmerken möchte ich, dass mir der Petersdom missfällt. Alles wirkt irgendwie steril und tödlich langweilig. Wer bereits in religiösem Rausch hierher kommt, erlebt vielleicht himmlische Visionen oder mystische Momente.
Dem monumentalen Tempel fehlt jedoch historischer Puder, die ein oder andere schaurige Figur oder mindestens ein Totenkopf mit geheimnisvoll blinkenden Augen. Sphärische Klänge, uriger Kerzenschimmer und sakrale Düfte nach Weihrauch, Wachs und Weihwasser werden dringend benötigt. Das wird grundlegend geändert. Gott, der Herr, hat in seiner unermesslichen Güte den Richtigen für diese Änderungen erwählt, und Papst Rupi I. wird ihn nicht enttäuschen.
Die Weltherrschaft des Katholizismus kann nur mit modernsten Methoden erzielt werden. Wahre Wunder werden benötigt. Es fehlen irre blickende Pilger, religiöse Eiferer mit goldenen Kreuzen, kriechende Büßer, nackte Nonnen, wilde Weiber, gefallene Engel, ekstatische Geissler, düstere Ketzer, feiste Prediger, fanatische Verkünder, blutige Kreuzritter, schleimige Ablasshändler, eherne Säulenheilige, wahnsinnige Wunderheiler notiere: muss dringend verbessert werden, es besteht erheblicher Handlungsbedarf!
Umgehend wird das Ambiente radikal aufgewertet. Dann geht die Post »bei Peter« richtig ab, und ich eröffne das schillernde »Petrusland«. Ich sehe schon blinkende Buden à la »Hau den Apostel«, Geisterbahnen, die durch Katakomben rasseln, Bungee-Jumping von der Kirchenkuppel, Degustationsstuben für Messwein und Hostien, Lotterien mit Reliquien und Kirchenschätzen, einen Erlebnispark mit Kreuzigungszentrum, Scheiterhaufen zum Probeliegen, Auferweckungsstuben und vor allem ein gewaltiges Medienzentrum. Dazu wird der Kirchenbann über den Spielfilm »Da Vinci Code« und seine literarische Vorlage »Sakrileg« sofort wieder aufgehoben und der Streifen nonstop gezeigt. Das spült frisches Geld in die Kassen des Vatikans und steigert die Stimmung der Massen.
Sieg des Glaubens. Triumph des guten Geschmacks! WIR sind Papst!
gegeben im Jahre des Herrn, Papst Rupi I.
Weißt Du warum der Papst nach Berlin fliegt? 😉
Der gibt der FDP die letzte Ölung….;-)
Hier war der Wusch der Vater des Gedanken.
Jedoch:
Prinz, bleib bei Deinen Leisten!
Ich wusste schon immer, das ihr zu noch Höherem geboren seid, eure Hailichkeit!
Völlig ergriffen möchte ich euch noch gleich einige weitere Vorschläge unterbreiten. Der Petersplatz zum Beispiel böte sich , da so etwas in ausreichender Menge in Rom ohnehin fehlt, als riesiger Bezahl-Parkplatz an. Damit würde sich der Freizeitpark im Nu finanzieren, ohne das ihr den Handwerkern gleich die gierigen Mäuler mit euren Schätzen stopfen müßtet.
Zudem liesse sich in die überbordende Zahl eurer Gemächer sicherlich der eine oder andere exklusive Beherbergungs-Betrieb integrieren, während die „Lustgärten“ sich zumindest zum Teil der Außen-Gastronomie öffnen könnten, wobei ja geraaade momentan die große Zeit der Oktoberfeste ist.
Mich DEMÜTIG verbeugend, habe selbst ich nur ein winziges Anliegen. Da meine derzeitige berufliche Situation mich dafür „prädestiniert“, böte es sich für meine zu euch aufsehende Wenigkeit doch an, eines der Etablissiments in eurem Namen und eurem Sinne zu leiten….
Keine Sorge, Leistenhandel ist meine starke Seite!
Was hältst Du von dem Amt des päpstlichen Mundschenks und Kellermeisters?
Macht 3 Ave Maria zum Schutz vor Leistenbruch!
Ego te absolvo!
Die Gardisten müßen ihre Hosen pumpen ? Ei der Daus, ich dachte wirklich, die könnten sich den Kauf leisten :))
Und der alte Ratzinger geistert derweil durch Berlin und muss den Euro retten!
Eurokrise auch in Popetown!
Papst und Merkel sprechen über Wirtschaftskrise: Vatikan bevorzugt Ganzkörperkondom statt Rettungsschirm.
Das können sich beide anziehen: Bei manchen Leuten ist es besser, wenn sie sich nicht fortpflanzen…
Es herrscht übrigens eine neue Gläubigkeit in Berlin. Zehntausende Autofahrer stecken im Stau und flehen zum Himmel: „Herr, lass diesen Papst schnell weiterziehen!“
Vielleicht hat der Herr ja ein Einsehen und schickt einen gezielten Blitz.
Na, mit all deinen Geschäftsideen wird sich das ja alsbald ändern, ich halte jede Wette, daß die nackten Nonnen den höchsten Umsatz erzeilen 😉
P.S. ich würde gern auf den Scheiterhaufen, da bleibe ich aber nur so lange drauf sitzen, bis das Fett rausgebrutzelt ist :))
Nix da, fürs Blitzen ist die Polizei zuständig ;D
Watt? Schon wieder ein neuer Papst aus Deutschland? Wo bleibt denn da die Quote? So langsam wäre da doch mal ein Neger dran! 😉
Sei unbesorgt! Die Schranzen werden mir sehr schnell einen Giftcocktail „Don Pedro“ kredenzen, um mich wieder los zu werden. Dann kommt eine schwatte Marionette dran
Die ist mit 6.000 Mann im Einsatz, um Hape Kerkeling, pardon: den Papst zu schützen.
Für den Scheiterhaufen liegen schon verschiedene Bewerbungen vor. Die Hl. Inquisition wird Massenhinrichtungen anordnen, dann kommst Du schneller dran!
Annuntio vobis gaudium magnum: habemus Rupam.
Die könnten ja vielleicht den finalen Rettungsschuss…:>>
Nun ja, Gifttod, das klingt erst einmal nicht so toll. Aber von so einem schönen Tod träumen viele Menschen. Und die prunkvolle Beerdigung danach könnte sich eh kein Normalsterblicher leisten – also alle Menschen, die nicht Papst oder Diktator sind.
Pax vobiscum, regina interfectorem. Benedico te verba Veneris.
mit klammheimlicher Freude?
Genau. Auf die Übertragung der Beisetzungsfete freue ich mich schon. Die verfolge ich dann von meinem Himmelsbett aus.
In dem Fall könnte der Notwehrparagraf sogar Sinn machen…
Die Frage ist nur, was für ein verschrobener Säulenheiliger danach ans Ruder kommt. Vielleicht sollten wir das Merkel vorschlagen?
Dazu müsste man es wohl erst zwangskatholizieren…
Ich hoffe da für Dich auf ein Einzelzimmer. Denn mittlerweile haben sich über die Jahrhunderte ja zahlreiche Päpste ins Himmelbett verabschiedet. Und vermutlich niemand möchte nachts plötzlich den kleinen Zeh von Papst Pius im Nasenloch verspüren.
P.S.: Grüß mir den Jesus! Diesen langhaarigen Hippie finde ich echt cool. Der sollte doch mal wieder ein Revival starten und es Pizza regnen lassen oder so (ich nehme eine Prosciutto).
Ja wunderbar, endlich kann ich mal rasen was das Auto hergibt, ich fahre sofort los 😉
Es würde mich mit Freude und Wohlbefinden erfüllen…
🙂
Das macht Mütterchen mit links. Schließlich ist sie in der „C“DU da kann man auch mal konvertieren, wenn es denn „der Sache“ dient.
Ist jetzt nicht mal ’ne Frau dran? Wie wär’s mit Uta Ranke-Heinemann?
Wie wär´s mit Dir??? 🙂
Auch wieder wahr. Und die Vatikaner könnte sie mit alten FDJ-Uniformen ausrüsten.
Der Papst bekommt den Karl-Marx-Orden in Purpur!
Da hat der alte Mann auch noch eine Freude, eine echte win-win-Situation!
Der Gute gönnt sich doch sonst nüscht. Ist doch auch kein Leben – ständig von einem Altar zum nächsten wanken und fromme Sprüche ablesen
Dann kämen die Ordensoberin von Mutter Teresas Orden und die Päpstin beide aus Reken. Ich weiß nicht, ob die heimischen Schnapsbrennereien so viel Sprit liefern könnten, der dann da benötigt würde. 😉
Darüber würde ich mir keine Sorgen machen – Hauptsache Schnaps!
Tja, nach dieser Entwicklung der Dinge, könnte ich mir fast vorstellen dem Verein wieder beizutreten…
Vatikaner: das klingt wie der neueste Band der Phantasieserie von Markus Heitz: Die Vatikaner 1.Teil
ich warte noch auf den Buuus- und Betttag. Oder hattest du den für dich reklamiert?
@Micha Sind diese Vatikaner Außerirdische oder sind es Leute aus dem Herzen Roms???
Super! Du wirst Chefin des päpstlichen Gestüts und im Übrigen: Die Kirchensteuer wird abgeschafft. Der Vatikan hat im Laufe der Jahrhundert derart viele Kostbarkeiten gerafft, dass es bequem für ein paar hundert Jahre reicht.
Feiertage und Kirchensteuern werden abgeschafft. Wir müssen Siechenland und die anderen Länder retten.
Etwas Fantasy-haftes haben sie ja…
Klingt nach gutem Wetter!
Das mit der Steuer ist eine gute Idee.
Obschon ich damals eher ausgetreten bin, als der Pabst die Ehe von Caroline v. Monaco wegen Nichtvollzug auflöste…
Ich müsste dann ein paar Pferdchen mitbringen, aber das macht ja sicher nichts.
Frisches Blut für das Gestüt!
Gott sei Dank sind wir nicht mehr Papst!
Warum? Mehr hier:
http://www.freidenker-galerie.de/acrylbilder-lustige-zitate-…
Schöne Grüsse aus Schabing
Rainer
Frohes Neues, Erhabener,
du bist jetzt also der neue Papst. Na ja und ist das neue Amt nicht ein wenig stressig. Ist es gut bezahlt? Und wohin geht die erste Reise nach Rom oder auf die Malediven?
Schöne Satire, gut geschrieben.
Schöner Gruß
Stefan Lamboury
Lieber Stefan, ich setze dich gern als Kurienkardinal ein, dann machst du die interessanten Auslandsreisen. Ich lasse mich im Papamobil derweil durch Rom schaukeln und schmause eine leckere Pizza.