Es geht mitunter deftig zu, wenn der Ossi über den Wessi und bisweilen auch über sich selbst lacht, weiß der Verlag des schon in der verflossenen DDR höchst beliebten Satiremagazins »Eulenspiegel«. Geschäftstüchtig, und wahrscheinlich von einem Wessi gut beraten, legten die Verlagsobristen deshalb ein schmales Büchlein auf, das einige der durchaus derben Scherze sammelt. Das fragt dann beispielsweise: »Was ist der Unterschied zwischen dem Schlips eines Wessis und einem Kuhschwanz?« und antwortet frech: »Der Kuhschwanz bedeckt das Arschloch ganz«.
Über einen derartigen Witz können Ossis, wie der Rezensent aus eigenen Testreihen bestätigen kann, herzhaft lachen. Aber auch Wessis heben ihre Mundwinkel sichtbar, werden derartige Schoten zum Besten gegeben. »Es gibt drei Arten, eine Firma in den Bankrott zu wirtschaften: Durch Frauen das macht am meisten Spaß. Durch Sauferei das klappt hundertprozentig. Durch einen Westler als Geschäftsführer das geht am schnellsten«. Hier schwingen Erfahrungen mit den nach der Wende von West nach Ost schwärmenden Glücksrittern durch, die für zehntausende heute arbeitsloser Ostdeutscher bitter waren. Deshalb heißt auch der kürzeste Ossi-Witz: »Treffen sich zwei Ossis auf Arbeit
«.
Im Witz eines Volkes spiegelt sich sein Verhältnis zur Obrigkeit, zum Machtapparat und zu seiner Umwelt. Witze, über die der Osten lacht, zeigen, wie tief der Graben zwischen den Staatsvölkern der ehemaligen BRD und DDR immer noch ist. »Ossi und Wessi am Ostseestrand. Wessi: Sehen Sie mal, da vorn geht der Rettungsschwimmer, der mir heute Vormittag das Leben gerettet hat. Ich weiß, sagt der Ossi, er hat sich schon bei mir entschuldigt.«.
Wessis sind in den Scherzen, über die Ossis laut lachen, dumm, hohl, hinterhältig, geldgierig und im weitesten Sinne asozial. Dabei wird unterstellt, dass viele von ihnen gern die Mauer wieder hochziehen würden, um die Subvention des »Beitrittsgebietes« endlich beenden zu können. »Warum lächeln die Chinesen so hintergründig, wenn sie einem Westdeutschen begegnen? Weil die Chinesen ihre Mauer noch haben«.
Soll also die im Titel des Buches gestellte Frage »Wo gehts denn hier zum Aufschwung«, beantwortet werden, dann antwortet der gewitzte Ossi darauf: »Da entlang! Immer den Bach runter!«. Wer dieses Büchlein als Spiegel des Zeitgeistes liest, der sieht tatsächlich kohlrabenschwarz.
Wo gehts denn hier zum Aufschwung?
Ossi-Wessi-Witze
Eulenspiegel Verlag 2006
ISBN 978-3-359-01646-5
Weitere Leseempfehlungen von Wilhelm Ruprecht Frieling auf Literaturzeitschrift.de
Dieser Beitrag schließt ja wunderbar an
meine „Schule der Arbeitslosen“ an.
Rabenschwarze Satire garniert mit
Ossi-Wessi-Witzen in diesen grauen
letzten Tagen des Jahres. So kommt
Freude auf!
L.G. B.
Deutschland einig Witze Land…
Grüsse von Ibizas Ostküste (Hier erzählt man sich gerne Mallorquiner Witze)
Olaf
Mallorquiner Witze wären bestimmt einen eigenen Eintrag wert. Gibt es darüber Literatur?
Solche Büchlein finden sich bei uns unter dem Tannenbaum
Dann kann im neuen Jahr nichts mehr schief gehen!
So sehen die Ossis die Wessis? Weshalb muss immer ich als Vorlage dienen *grübel*
ich glaube das kauf ich mir, danke für den Hinweis
Aus jeden Fall ist es ein Schmunzeln wert!
Man hat ja im Osten lange Zeit Grund für subversiven Witz gehabt, der ja immer eine sprachliche Ohnmachtsgeste ist. Jetzt, wo die alten Figuren weg sind, werden die Rollen mit Wessis neu besetzt, was nicht verwundert, denn Wessis haben die alte DDR ja für je eine symbolische Mark aufgekauft und ausgeplündert. Leider war ich nicht smart genug.
Das ging mir, ehrlich gesagt, ebenso. In Ahrenshoop wurden mir Künstlerhäuser am Meer für einen Pfennigbetrag angeboten, heute sind sie allerdings (im Unterschied zu den meisten Unternehmen) Millionen wert.
Es gibt ja Witze über alle möglichen Randgruppen: Ostfriesen, Schwaben, Berliner und auch die Bayern kommen nicht ungeschoren davon. Bei den Ost-West-Witzen schwingt allerdings eine gehörige Portion (verständlicher) Erbitterung mit. Bemerkenswert, 17 Jahre nach der „Wiedervereinigung“.
Ich habe den Eindruck, das manifestiert sich und überträgt sich auch auf die Folgegenerationen, die von der DDR selbst nichts mehr mit bekommen haben.
Zu offensichtlich sind die Ergebnisse der Ungleichgewichts zwischen West und Ost, und die enorm starke Identifikation mit einstigen Ostmarken hat Züge von Nationalismus (wenn man denn das in diesem Zusammenhang so nennen darf).
Ja, das stimmt wohl. Und nicht einmal die „ostdeutsche Pastorentochter“ bewirkt hier etwas.
Ich habe neulich übrigens „Rotkäppchen“-Sekt getrunken, so schlecht war der auch nicht.
Der gehört doch auch längst einem West-Konzern (Mumm)!
Was du wieder alles weißt!
Raubst mir meine letzten Illusionen…
Alle Ossi-Witze zu mir! 😉
Du hast noch Illusionen???
In welcher Gedankenkiste versteckst Du die denn?
Sehr wohl, Ossi!
Ich habe festgestellt, dass ich mit zunehmendem Alter immer kindlicher werde. Eine Art Peter-Pan-Syndrom, das ich gerne pflege.
Da haben wir was gemeinsam, allerdings hatte ich schon als Kind wenig Illusionen.
Vielleicht versuchst du es mit einem sprechenden Flaschenöffner, das Leben ändert sich schlagartig damit.
Zumindest der Getränkekonsum steigt
Nein, eben nicht! Man kann leere Flaschen verschließen und wieder öffnen, das Wunderwek spricht jedes Mal tadellos!
Aber das Teil hat keine Speicherkraft, da müssen wir noch etwas warten, bis er uns auch etwas vorliest.
Jetzt wo du es sagst…
Ich habe mich schon gewundert, dass unsere Konversationen bisher recht einseitig verliefen. Aber durchaus angenehm, es kommen keine Widerworte!
Das wird sich im Zuge der technischen Entwicklung rasch ändern!
Na dann mal her mit dem Schmöker, ich sehe schon lange schwarz (sind hier Herren von der GEZ anwesend?). Übrigens gibt es auch bei uns morgen Rotkäppchen Sekt, UND Spreewald Gürkchen!
und darauf eine Halloren-Kugel!
Und Othello Kekse, die mit extra viel Kakao drin!
Die leckere Bambina-Schokolade bitte nicht vergessen!
Moooooment !
Zitat:
»Es gibt drei Arten, eine Firma in den Bankrott zu wirtschaften: Durch Frauen das macht am meisten Spaß. Durch Sauferei das klappt hundertprozentig. Durch einen Westler als Geschäftsführer das geht am schnellsten«.
Einspruch Euer Ehren !
die vierte Art:
„lese meinen blog“
..dann brauchst du gar nicht erst anfangen …
eine Firma zu gründen!
Kreissaalgespräch:
„Es ist…eine….Mondgeburt“
Viel erfolg (kleingeschrieben) trotzdem weiterhin
Hochachtungsvoll !
*muhlach* 😉
PS: *kicha*…
und..Ost west….was für ein Gesprächsthema…
tztztz..sind ja schon fast amerikanische Zustände hier…
http://youtube.com/watch?v=5Gvh0LwqjnA&feature=related
*muh-nett-rüberlach…Howdy!!!* 😉
Hallo, Ihr „Keksperten“,
dieser Kommentar bringt das sprichwörtliche Fass zum überlaufen !
„Rotkäppchen“ hat „Mumm“ übernommen und wenn ich mich nicht irre auch die renomierte Marke Eckes. Das ist eines der wenigen Beispiele, dass es auch anders geht!
Ich bin stolz darauf dass wir wieder zusammen sind und wir sollten in Ost, West, Norden und Süden weiterhin gemeinsam lachen und gemeinsam arbeiten ! Wir haben ein wunderschönes Land !
Viele Grüße von einem EUROPÄER aus Dessau und Euch allen ein gesundes neues Jahr 2008 !!!!!!!
Volker Hecht
Dessau in Sachsen-Anhalt
Stimmt!
»1993 wurde Rotkäppchen über ein Management-Buy-Out an Mitglieder der Geschäftsführung privatisiert. Als Privatmann stieg auch der Spirituosenhersteller Harald Eckes ein. Er behält seine Anteile an Rotkäppchen, hat die Anteile an der Eckes Spirituosen & Wein GmbH aber abgegeben.
2002 kaufte das Freyburger Traditionsunternehmen den Wiesbadener Sekthersteller Mumm. Mit der Übernahme der Marken Mumm, Jules Mumm, MM Extra und Geldermann hat sich Rotkäppchen an die Spitze der deutschen Markenproduzenten katapultiert. Mit einem Absatzrekord von 111,5 Millionen Flaschen und einem Marktanteil von 34,2 Prozent avancierte Rotkäppchen-Mumm zum absatz- und umsatzstärksten Unternehmen der Branche.« (aus: Manager-Magazin)
Danke für den Hinweis!
Meines Wissens ist es genau andersherum…werther Prinz…
Genau, vielleicht liest Du mal die Kommentare direkt über Dir, bitte?