Mit Konzentration die Magie der Worte entfalten
»Man muss es nur verstehen, seinen Geist auf einen einzigen Punkt zu konzentrieren und sich genügend zu vertiefen, um die Halluzination herbeizuführen und den Traum von der Wirklichkeit der Wirklichkeit selbst unterschieben zu können«, schreibt Joris K. Huysmans in seinem zum Klassiker avancierten Roman »Gegen den Strich«. Doch das ist leichter gesagt als getan.
Die Fähigkeit zur Konzentration ist eine der wesentlichen Eigenschaften, die einen erfolgreichen Künstler auszeichnen. Denn in Zeiten medialer Reizüberflutung werden wir ununterbrochen abgelenkt und zum Mäandern verführt. Wer unter diesen Bedingungen nur mühsam abschalten kann, bedient sich bewährter Hilfsmittel wie Atemtherapie oder Yoga. Es gibt aber auch andere autosuggestive Hilfsmittel, die wirken.
Konzentration: Kleine Hilfsmittel wirken Wunder
Nehmen Sie einen festen Gegenstand, beispielsweise einen kleinen Ball, einen Feldstein oder einen Kristall, in die Hand, und schauen diesen unverwandt an. Konzentrieren Sie Ihre gesamte Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand. Sobald Ihre Gedanken zu wandern beginnen, zwingen Sie sich, an das Objekt, das in Ihrer Hand ruht, zu denken. Hören Sie nur auf das, was dieses Objekt Ihnen »sagt«.
Schließen Sie die Augen, und hören Sie auf den Gegenstand in Ihrer Hand. Sobald Sie dies schaffen, versuchen Sie, auch den Gedanken an das, was Sie gerade in der Hand halten, auszublenden und an überhaupt nichts mehr zu denken. Mit der Zeit strömt eine angenehme Ausgeglichenheit in die Arena der Gedankenbilder. Sie werden bald ganz ruhig und sind aufnahmebereit für neue Bilder, die Ihre Innenwelt für Sie bereithält.
Mandala und Mantra helfen beim Konzentrieren
Hilfreich bei den regelmäßigen Übungen zur Verbesserung der eigenen Konzentrationsfähigkeit kann auch eine Photographie oder ein selbst gefertigtes Gemälde sein. Lehrer, die in asiatischen Meditationstechniken Meisterschaft entwickelt haben, bezeichnen derartige Bilder als »Mandala«.
Ein Talisman oder ein kunstvolles Kleinod leisten ebenfalls gute Dienste. Anwendbar sind alternierend auch ein Sinnspruch, ein Wort oder eine Lautkombination. Wir nennen das ein »Mantra«.
Übrigens kennen auch unsere abendländischen Philosophien und Religionen geeignete Meditationstechniken. Viele Mitmenschen finden beispielsweise im Gebet zu sich selbst. Gläubiges Beten erzeugt Kräfte, durch die positive Ergebnisse, innere Ruhe und geistige Entfaltung erzielt werden können.
Auch das »autogene Training« gehört zu den Methoden, Körper und Geist stärker zu beeinflussen. Es ist also keineswegs zwingend, sich exotischer Übungen östlicher Lehrer zu bedienen. Tatsächlich existieren viele verschiedene Methoden, sich zu konzentrieren. Ich kann hier nur Wege weisen und die Vielfalt der Möglichkeiten andeuten. Jeder muss selbst seine persönliche Technik der inneren Sammlung und Entspannung finden.
Ziel der Konzentration: Das »leere« Bewusstsein
Ziel jeder Anwendung ist ein möglichst »leeres« Bewusstsein. Erst in diesem Zustand wird Inspiration aus der unbewussten Welt möglich. Bilder tauchen aus dem Brunnen der Erinnerung, und die Phantome der Phantasie erwachen. Die Pforten des Unterbewusstseins öffnen sich weit und laden zu einer Reise ins Ich ein. Alles ist dann im geistigen Inneren zu künstlerischer Arbeit vorbereitet.
Wenn Sie es im Ansatz schaffen, sich vom gedanklichen Alltagsmüll zu befreien, dann nehmen Sie die Idee, die Sie schriftlich ausformen wollen, und konzentrieren sich ausschließlich darauf. Alle Gedanken, die von dieser Thematik wegführen, schmelzen bald wie Schnee in der Frühlingssonne und Sie können sich vollkommen frei an Ihr eigentliches Thema wagen.
Konzentration entfaltet die Magie der Worte
Erfolge werden bald konkret ablesbar sein: Blasse Ideen bekommen Farbe und beginnen zu strahlen. Maskenhafte Charaktere werden lebendig und fangen an zu erzählen. Die Magie der Worte entfaltet sich wie eine Blume am Morgen. Möglich wird dies durch den Prozess der Konzentration.
Konzentrationsübungen sind ein konkreter Schritt auf dem Weg zur Beherrschung der Kunst des Schreibens. Zugleich ist es ein Schritt, den gesamten Haushalt der Gedanken und Gefühle neu zu ordnen und tiefgreifend zu erschließen.
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