Ich bin zu meinem Leidwesen hyperaktiv und vergesslich. Darum lese ich mit Interesse bei Augustus Brown, dass Rattenföten, die im Mutterleib dem Einfluss von Marihuana ausgesetzt wurden, nach der Geburt hyperaktiv und vergesslich sind. Sollte sich meine Mutter vielleicht in der Schwangerschaft gelegentlich ein Pfeifchen gegönnt haben? Immerhin gab es zu jener Zeit noch die Orient-Tabakmarke »Senoussi«, die ursprünglich mit Haschisch versetzt war und deshalb im Volksmund »Genussi« genannt wurde. Mein Vater bevorzugte diese Zigaretten, vielleicht schnupperte auch Frau Mama daran?
Das Gen der Ziegen trage ich jedenfalls nicht in mir. Diese Vierbeiner können koffeinsüchtig werden, ich hingegen mag Tee. Hingegen hätte ich in wilden Jahren gern etwas mehr vom Hamster abbekommen. Der kann nämlich sehr leicht Gefallen an Alkohol finden und dabei eine Toleranz entwickeln, die gemessen am Körpergewicht, vierzigmal höher liegt als die des Menschen. Ein Homo sapiens, wenn denn danach diese Bezeichnung noch gelten sollte, könnte dementsprechend pro Tag eine Kiste Wein ohne erkennbare Wirkung trinken.
Diese Menge würde leider kaum reichen, um das Lebensende deutlich hinauszuzögern. Forscher haben zwar herausgefunden, dass ein wichtiger Bestandteil des Rotweins, das Resveratrol, das Leben spektakulär verlängern kann. So überlebte eine simbabwische Fischart 30 bis 60 Prozent länger, als man ihr hohe Mengen des Stoffes verabreichte. Um aber das gleiche Ergebnis zu erzielen, müsste ich 72 Flaschen Rotwein pro Tag trinken, und dabei hilft mir auch das Hamster-Gen nicht.
Zauberpilze und gegorene Äpfel
Spannend zum Stichwort Rausch finde ich das Interesse im Tierreich an halluzinogenen Zauberpilzen. Schakale und Rentiere sind versessen auf den Fliegenpilz, der bekanntlich eine starke psychedelische Droge enthält, die von sibirischen Schamanen verwendet wird. Das Verlangen der Rentiere nach diesen Pilzen ist so stark, dass sie sich am Urin von Menschen berauschen, die davon gegessen haben. Touristen, welche die Sibirische Tundra besuchen, sind deshalb gut beraten, nicht im Freien zu pinkeln, um sich nicht plötzlichen Angriffen pilzsüchtiger Rentiere auszusetzen.
In Schweden hingegen müssen Reisende sich vor den hart gesottenen Trinkern im Tierreich in Acht nehmen. Das sind die Elche, die gegorene Äpfeln lieben, deren Genuss sie in einen Zustand aggressiver Trunkenheit versetzt. 2005 belagerte eine Horde betrunkener Elche ein Seniorenheim in Malmö und hinderten die Hundertjährigen, aus dem Fenster zu steigen und zu verschwinden. Erst eine bewaffnete Polizeieinheit konnte die trunkenen Tiere vertreiben.
Elefanten in der Mongolei haben – den trinkfesten Mitgliedern des Russischen Staatszirkus sei Dank – eine besondere Technik, den bitterkalten Winter zu überleben. Sie bekommen täglich zwei Liter Wodka und sind darauf in der Lage, mit den dort üblichen Temperaturen von bis zu minus 28 Grad fertig zu werden.
Triebtäter im Handstand
Das Buch von Augustus Brown »Warum Pandas Handstand machen«, das mir der Zufall auf dem Flughafen von Izmir in die Hände spielte und meinen Flug vergnüglich gestaltete, enthält jedenfalls hunderte dieser kleinen Anekdoten und Merkwürdigkeiten.
Und natürlich wird auch die im Titel aufgeworfene Frage beantwortet: Pandas markieren Bäume mit Geruchsstoffen, um Weibchen anzulocken. Um zu zeigen, wie fit und viril sie sind, markieren sie im Handstand und damit so hoch wie möglich. Das könnte ich vielleicht einmal versuchen, wenn mich das Leben zu den sibirischen Schamanen führt und ich von deren Fliegenpilzen gekostet habe.
Augustus Brown Warum Pandas Handstand machen. Merkwürdigkeiten aus dem Reich der Tiere Ullstein 2009 ISBN 978-3-548-37240-2 [ssp id=1850772846]
Gerade entdeckt. Das ist etwas, was wenigstens mal zum Lachen bringt.
Wenn man schon zurzeit nichts zu lachen hat. Hyperaktiv und vergesslich bin ich auch.
Muss mal nachforschen warum. Lache mich fast krumm.
Stelle mir alles bildlich vor. Würde viel mehr lesen wollen, dann käme ich aus dem Rausch nicht mehr raus. LESERAUSCH oder andere Lüste? Das ist egal.
Ein Leserausch kann auch folgenreich sein, liebe Christine. Möglicherweise bekommt man einen Lachflash, fällt vor lauter Vergnügen vom Stuhl und bricht sich das Genick!
Ja, so wäre es mir wirklich fast ergangen. Saß vorm Mikrofon, habe Lustiges vorgelesen, alles klatschte, was mir sehr gefiel – unter mir, mein geflochtener Gummihocker gab bedenklich nach. Sah mich schon unten liegen. Hatte meine Lese-Brille verbummelt und suchte nach ihr. Es ging auch ohne und ich konnte mich im Vorleserausch nicht mehr bremsen.