Klassik mit Schmiss: Mambo von Leonard Bernstein (1918-1990) aus dem Musical West Side Story
Wird ein erst 27 Jahre junger Dirigent von der Großen der Szene wie Sir Simon Rattle, Claudio Abbado und Daniel Barenboim in den höchsten Tönen gelobt und zur Mitarbeit gebeten, dann scheint ein Stern am Klassikhimmel aufzugehen. Und wer Gustavo Dudamel live erlebt, der spürt das ungeheure Temperament, das dieser venezoelanische Musiker versprüht.
In einem Konzert in der Berliner Philharmonie erbrachte Dudamel soeben erneut den Beweis, dass klassische Musik Spaß machen kann und deutliche Spuren im Zuhörer hinterlässt. Seine fast 200 Musiker, das Simón Bolívar Orchestra of Venezuela, spielen mit derartig erkennbar großer Freude und Hingabe, dass der Zuhörer gebannt den Atem anhält.
Dabei sind es durchaus schwierige Stücke, die der blutjunge Maestro in Berlin präsentierte: Strawinskys Skandalstück, die Ballettmusik »Le sacre du printemps«, wird in Dudamels Händen zu einem Feuerwerk, das im Tempo einer heran brausenden Elefantenherde in den Himmel steigt. Schon vom ersten Ton des extrem hohen Fagottsolos an erschließt der Dirigent dem Zuhörer die zum Bereich der Moderne zählende Musik.
Auch bei Tschaikowskys Symphonie Nr. 5 e-moll hält er sein riesenhaftes Orchester präzis in Zaum. Dabei steht die Spielfreude jedem einzelnen Mitwirkenden im Gesicht geschrieben. Endgültig explodiert die musikalische Leidenschaft aber bei den Zugaben, und dazu zählt Leonard Bernsteins Mambo aus »West Side Story«. Außer Rand und Band (und dennoch präzis bis in i-Tüpfelchen) wirbeln die Streicher ihre Instrumente durch die Luft, hüpfen die Bläser auf und nieder, jonglieren die Schlagwerker mit den Stöcken, bis schließlich alle von den Stühlen springen, sich spielend um die eigenen Achsen drehen und lachend umher laufen.
Die »Deutsche Grammophon«, bei der Dudamel unter Vertrag steht, hat jetzt eine neue CD unter dem Titel »Fiesta« vorgelegt, bei der das Schwergewicht auf lateinamerikanischen Stücken liegt. Für Dudamel ist der Schritt zwischen Beethoven und den Komponisten seiner Heimat kaum größer als ein Tanzschritt. »Ich begann schon zu tanzen, als ich noch ganz klein war«, berichtet der 27jährige, »Tanzen gehört einfach zu unserer Kultur es liegt uns im Blut.«
Wer sich die Schönheit lateinamerikanischer Klassik erschließen möchte, ist mit der CD gut beraten. Die Aufnahme ist wie eine Party, wie eine Fiesta, und sie sprüht vor Energie und Bewegung.
Gustavo Dudamel »Fiesta«
Simón Bolívar Orchestra of Venezuela
Werke von Bernstein, Carreño, Castellanos, Estévez, Ginastera, Márquez, Revueltas, Romero
Deutsche Grammophon 2008
Danza final (Malambo) von Alberto Ginastera (19161983) findet sich ebenfalls auf der CD
Ach, den habe ich doch in der Waldbühne erleben dürfen. War schön, um es unprofessionell auszudrücken.
Hat er da die Philharmoniker gescheucht?
Ja, der Klassiker in der Waldbühne.
Ja Mylord, das ist wirklich ein Fest!
Diese rhythmusbetonte Musik des Kontinents, nichts klingt hier lau, alles prall voll mit Freude. Wundervoll die archaischen Tänze der Mayas die er von Silvestre Revueltas wiederaufleben lässt …
Und der entfesselte Mambo von Bernstein, ist ja wohl der absolute Kracher!
Tanzend in den Feierabend,
Mylady
Wir erlebten Dudamel und sein Orchester vor einem Jahr in Lübeck. Dort spielte er mit seinen Musikern unter anderem Mahlers 5. Es war ein Erlebnis der Sonderklasse. Die Leistung seiner jungen Musiker, die zu einem großen Teil aus den Armenvierteln der Städte kommen und mit und durch Musik eine staatlich geförderte Sozialisierung erfahren, ist außerordentlich. Jedes Jahr kommen Spitzen-Dirigenten wie Abado, Rattle und Mehta nach Venezuela, um mit dem Orchester zu arbeiten. In der Musik steckt ein starkes Potenzial zur Förderung der humanen Kräfte der Menschheit. Südamerika und Dudamel sollten uns Vorbild sein. Hier ein ausführlicher Bericht des SPIEGELs über dieses Konzert.
Und welche Zigarre empfehlen Mylady zu dieser Musik?
Erstaunlich offen für den SPIEGEL: »Das junge Eliteorchester des viel gelobten venezuelanischen Musikschulen-Modells gehört inzwischen zu den größten und interessantesten Klangkörpern weltweit.«
Für Euch Mylord,
die Vegas Robaina *Famosos*
und für mich die Bock y Ca. *Perla*
Ich wünsche uns einen genussvollen Abend!
Mylady
„klassik mit schiss“ habe ich zuerst gelesen… 😳
Immer diese SchnellleserInnen 😉
Programmhinweis: ‚La Traviata‘ live am 30.Sept. im Hauptbahnhof Zürich und im Schweizer Fernsehen.
http://www.sf.tv/sf1/latraviata/index.php
Das Video:
http://www.youtube.com/watch?v=4jTf_LzIfYg
poc