Dunkel war’s, der Mond schien helle …
Mit der Zeile »Dunkel war’s, der Mond schien helle … « beginnt das populäre Scherzgedicht eines bislang unbekannten Verfassers, das vielen seit Kindheitstagen bekannt ist.
Dunkel war’s, der Mond schien helle,
schneebedeckt die grüne Flur,
als ein Wagen blitzesschnelle,
langsam um die Ecke fuhr.
Drinnen saßen stehend Leute,
schweigend ins Gespräch vertieft,
als ein totgeschoss’ner Hase
auf der Sandbank Schlittschuh lief.
Und ein blondgelockter Jüngling
mit kohlrabenschwarzem Haar
saß auf einer grünen Kiste,
die rot angestrichen war.
Neben ihm ’ne alte Schrulle,
zählte kaum erst sechzehn Jahr,
in der Hand ’ne Butterstulle,
die mit Schmalz bestrichen war.
Herkunft des Gedichts
Der Autor des paradoxen Gedichts ist unbekannt. Der Ursprung wird aber im sächsischen Volksmund des 19. Jahrhunderts vermutet. Diverse Zuschreibungen zu konkreten Autoren beruhen in der Regel auf Verwechslungen, Textähnlichkeiten oder der Herausgeberschaft von Gedichtsammlungen. Häufig werden Goethe, Lewis Carroll (der Verfasser von »Alice im Wunderland«) und Christian Morgenstern als mutmaßliche Autoren genannt, dies ist jedoch laut Wikipedia nicht belegbar.
Auf einen möglichen Bezug zu Goethe weist ein Zitat aus seinem Götz von Berlichingen im 5. Aufzug, 13. Auftritt:
„Adelheid (gegen das Fenster gekehrt). Dunkel ist’s nicht draußen. Der Mond scheint helle. […]“
Es ist jedoch unbekannt, ob das Scherzgedicht eine Parodie dieser Textstelle ist, ob eine zufällige Ähnlichkeit vorliegt oder ob das Gedicht bereits wesentlich früher im Volksmund kursierte als heute dokumentiert ist und Goethe selbst darauf anspielte.
In Fortschreibungen heißt es zum Goethe-Bezug dann auch gelegentlich:
Dies Gedicht von Wolfgang Goethe
schrieb Schiller in der Abendröte
als er auf dem Nachttopf saß
und die Morgenzeitung las.
Der Theaterkritiker Paul Lindau verwendete bereits 1875 in einer Theaterbesprechung die Zeile »Stockdunkel war’s, der Mond schien helle«, um Handlungswidersprüche zu kritisieren.
Möglicherweise handelt es sich um eine von Schülern verfasste Satire auf ellenlange, grottenschlechte Gedichte, die sie auswendig lernen mussten. Der Anfang erinnert an das 19-strophige Werk von Johann Friedrich Schlotterbeck von 1793:
In Myrtills verfallner Hütte
schimmerte die Lampe noch
Als in seiner Laufbahn Mitte
düster sich der Mond verkroch …
aus gepressten Herzens Fülle
ringsum herrschte tiefe Stille.
Wirkungsweise des Gedichts
Bei »Dunkel war´s …« handelt es sich um ein Scherzgedicht, das mit Paradoxien arbeitet, also mit teilweise unauflösbaren Widersprüchen (stehend – sitzend, blondgelockt mit schwarzem Haar usw.). Ein spezieller literaturwissenschaftlicher Begriff dafür existiert nicht. In der Absurdität der erzeugten Bilder liegt die Stärke des Textes.
Ich spreche in meinem Video die bekannteste Form und bebildere den Text mit Arbeiten aus meiner Werkstatt.
Ergänzung :
Droben auf dem Apfelbaume,
Der sehr süße Birnen trug,
Hing des Frühlings(Frielings) letzte Pflaume
Und an Nüssen noch genug.
MfG
Ludger
Und Herr Bischoff griff zum Pinsel
tauchte tief den alten Quast
malte trocken ein Gerinnsel
lachte sich dabei ’nen Ast.
… hab Tränen gelacht über
Kommentar von L. Bischoff
und Ruprecht FrielingsAntwort, einfach zu gut!!
Der Abend erwachte am Morgen,
als der Mond wie die Sonne schien.
Am Himmel tanzten die Fische,
leise lachend im Regen aus Sand.
Das zum Bild verarbeiten ist fast unmöglich. Aber du kannst es!
Nun ist das hier schon so lange her, und ich hab es erst jetzt beim Stöbern entdeck! Vor Jahren habe ich mal die Sprüche und Gedichte meiner Mutter gesammelt, mit Kommentaren versehen und zusammengeheftet an die Verwandschaft verteilt. Dabei war auch ihre noch viel längere Version dieses Gedichtet, die ich Euch hier gern zur Verfügung stelle. Die beiden letzten Strophen stammen von mir.
Finster war’s, der Mond schien helle…..
Finster war’s, der Mond schien helle,
schneebedeckt die grünen Flur
als ein Auto blitzeschnelle,
langsam um die Ecke fuhr.
Drinnen saßen stehend Leute,
schweigend ins Gespräch vertieft,
als ein totgeschossener Hase,
auf der Sandbank Schlittschuh lief.
Und der Wagen fuhr im Trabe,
rückwärts einen Berg hinauf.
Droben zog ein alter Rabe
grade eine Turmuhr auf.
Oben auf dem Apfelbaume,
der sehr süße Birnen trug,
hing des Frühlings letzte Pflaume,
und an Nüssen noch genug.
Rings herum herrscht tiefes Schweigen
Und mit fürchterlichem Krach
spielen in des Grases Zweigen
zwei Kamele lautlos Schach
Und auf einer grünen Banke,
die rot angestrichen war,
saß ein blondgelockter Jüngling
mit kohlrabenschwarzem Haar.
Neben ihm ne‘ alte Schrulle,
zählte kaum erst 17 Jahr,
in der Hand ne‘ Butterstulle,
die mit Schmalz bestrichen war.
Von der regennassen Straße
wirbelte der Staub empor.
Und der Junge bei der Hitze
mächtig an den Ohren fror.
Beide Hände in den Taschen.
hielt er sich die Augen zu.
Denn er konnte nicht ertragen,
wie nach Veilchen roch die Kuh.
Hinter ihnen Meeresrauschen
von dem kleinen stillen Bach,
und mit lautem Schrei die Alte
flüsternd zu dem Jüngling sprach:
„Holder Engel, süßer Bengel,
vielgeliebtes Trampeltier.
Augen hast du wie Sardellen,
alle Ochsen gleichen Dir.“
Und zwei Fische liefen munter
durch das blaue Kornfeld hin.
Endlich ging die Sonne unter
und ein grauer Tag erschien.
Diese traurige Geschichte
war so lustig wie noch nie,
drum, so furchtbar ich auch dichte,
bleibe bei mir, oh Marie!
Dies Gedicht von Friedrich Schiller,
welches Wolfgang Goethe schrieb,
ist seit hundert Jahr’n verschollen,
gut, dass es erhalten blieb.
Es entstand, als Dichter Goethe
liegend auf dem Nachttopf saß,
abends in der Morgenröte
und die Mittagszeitung las.
Gab dann dieses Spottgedichte
einem einsamen Schlaraff,
der wohl dacht, er könne fechsen,
dabei war er nur ein Aff!
An der Rostra tat er`s lesen,
einem Waldorfschüler gleich,
spannend war allein sein Umhang –
und sein Nam’ war Ulenreych
LULU
Dankeschön für diese herrliche Version!
Wunderbares Spottgedicht, davon könnt es mehr geben!
Aber zu dem Thema stirbt das Buch,(?) N e i n niemals!
Ich war in einer Buchbesprechung, in der der Redner die Situation umdrehte, er war der Meinung:
„ Vielleicht gab es erst das Digitale Buch, die Menschen hatten diese Handgeräte vor der Nase,
und lasen ganz modern irgendwelche Hyrogylphen auf diesen Geräten!“
Doch die Entwicklung ging immer mehr zu dem nicht Digitalen Wort sondern zum handgeschriebenen
Wort auf fliegenden Blättern! Dann bis in die heutige Zeit zum in papiergefasstes Buch!
Also das Buch wird nicht sterben.
Sicher könnte man diskutieren über Lexika, ich selbst habe eins von 1853, ich lese zu gern darin.Sicher würd ich mir nicht ein neues anschaffen, aber das alte Wissen ist durchaus noch relevant! Wer weiß was ein Rattenkönig ist? Findet man nicht in den Neuen, schon gar nicht so ausführlich. Es ist auch teilweise amüsant darin zu lesen!
Also keine Sorge an alle begeisterten Leser, die mit einem Buch vor der Nase durch die Straßen läuft! Das geschriebene Wort geht nicht verloren!
Gabriele