Inmitten schwirrender Engel, barocker Putten, pinkelnder Möpse, krächzender Hühner und farbenprächtiger Kleinstlandschaften thront mit einer schwarzen Katze Dietlind Preiss. In jahrzehntelanger Feinarbeit schuf die gebürtige Ostpreußin, die es auf der Flucht mit den Eltern nach Hannover verschlug, einen eigenen Kosmos von Kunst, Kitsch und Kram. Hier entstanden hunderte Unikate, die Kunstliebhaber in aller Welt fanden.
Dietlind Preiss begann mit Lampen
Bauen und Basteln faszinierte Dietlind Preiss von jungen Jahren an. Die studierte Englisch- und Geschichtslehrerin und spätere Kinderpsychotherapeutin begann in ihrer Freizeit, sich mit dem Sammeln und Verarbeiten von Trödel und Elektroschrott zu beschäftigen.
Als engagierte Umweltschützerin und Mitgründerin der Hannoveraner »Grünen« widmete sie sich vorrangig dem Thema Energieverbrauch. Besonders die Erfindung von Energiesparlampen weckte ihr Interesse, und sie baute individuelle Lampen mit geringen Betriebskosten. Mit diesen Lampen wiederum staffierte sie ein Café aus, das sie eröffnete. Diese Leuchtkörper kontrastierten mit überbordendem Schmuck zur nüchternen Sparsamkeit. Schnell stellte sich jedoch heraus, dass die Gäste wesentlich größeres Interesse an ihren Lampen statt am Verzehr von Kaffee und Kuchen zeigten und diese auch kauften.
So kam ihr die Erleuchtung, sich ausschließlich auf die Schöpfung sogenannter Lichtgestalten zu stürzen. Dietlind Preiss begann, klitzekleine LED-Spots in ihre Kunstwerke zu verbauen, die wiederum Solarzellen befeuern, deren Kraft ausreicht, Miniaturmotoren anzutreiben. Dabei griff sie nicht nur auf vorhandene Teile und Elemente zurück, sondern modellierte, brannte und bemalte eigene Skulpturen.
Fabelwesen für ein Bestiarium, kleine Alltagsszenen mit meist schrägen Bezügen, Arbeiten, die sich mit Weltreligionen, Glaube, Unglaube, Götter und Dämonen befassen, erblickten das Licht der Welt. Es entstand eine Wunderkammer des skurrilen Geschmacks, ein Tempel der Freude am Spiel mit Licht, Formen und Farbe.
Dietlind Preiss und der pinkelnde Hund
Dietlind Preiss, Jahrgang 1940, schuf in ihrem Leben hunderte einzigartige Kunstwerke, die in aller Welt gezeigt wurden und Sammlerherzen begeisterten. Die Stadt Hannover widmete ihrem Bestiarium 2013 im Kestner-Museum eine eigene Ausstellung. Dabei kam es fast zu einem Skandal, denn der Ausstellungsleiter wählte einen pinkelnden Mops als Motiv für das großformatige Plakat. Die Abbildung dieses Exponates erzürnte eine freudlose Landtagsabgeordnete, die meinte, die öffentliche Moral der niedersächsischen Landeshauptstadt sei bedroht. Die Aussteller reagierten mit viel Humor und bildeten auf einem weiteren Plakat nochmals den Hund ab. Diesmal jedoch von hinten, so dass jeder sehen konnte, warum der farbenfrohe Kerl ein Bein hob, denn seine goldene Fontäne war entsprechend illuminiert.
Nachtrag
Die am 21. Oktober 1940 in Sensburg im damaligen Ostpreußen geborene Künstlerin Dietlind Preiss verstarb am 20. Juni 2021 in Hannover im Alter von 80 Jahren.
Kitsch oder Kunst – Tanz auf der Messerscheide
Wunderbar!
Mit soviel Kreativität und einem Augenzwinkern gestaltet!
Ich bin hingerissen! Kitschige Kunst oder kreativer Kitsch? Egal. Was für eine fesselnd bunte, phantastische Welt.
Ich bewundere die Frau und ihre fantastischen witzigen Werke schon lange Jahre! Möge sie noch lange weiter gesund und kreativ bleiben! Das wünsche ich ihr von Herzen!
Am besten gefällt mir SUSANNA IM BADE
Der ewig getriebene, kreisende Penis, der Susanna lästig ist, wie eine Fliege.