Bodo Henke ähnelt einem pfiffigen Faun, der fröhlich pfeifend im Sonnenlicht auf einem Holzklotz hockt, beobachtet, mit den Augen lacht und keiner hübschen Nymphe widerstehen kann. Später setzt er sich dann an seinen Arbeitsplatz im Dachboden seines Hauses, greift zu Schnitzmesser, Stechbeitel und Hammer und formt aus Holz, dem Material, das ihm die Natur schenkt, Abbilder des schönen Geschlechts.
Der weibliche Körper ist Thema von Bodo Henke
Beim ersten Blick mag der Betrachter der Arbeiten von Bodo Henke noch darüber hinwegsehen. Doch spätestens beim zweiten Blick fällt es einem wie Schuppen von den Augen: Der Künstler stellt ganz überwiegend Frauen da, und diese Frauen sind meist nackt. Das mag einen kurzen Augenblick irritieren. Dann überwiegt die Faszination. Denn diese Nacktheit ist sinnlich und erotisch.
Es sind Gestalten, die stellvertretend stehen für die Mutter, die Geliebte, das junge Mädchen, die alte Frau, das Ewig-Weibliche. »Meine Frauen sind meine Partnerinnen«, sagt der Künstler über seine Werke, »sie sind emanzipiert, sie denken selbstständig, sie handeln selbstständig. Sie widerspiegeln auch meine Gefühlswelt, sie sind stolz, traurig, enttäuscht, stark, selbstbewusst, fragend, wissend.«
Bodo Henke startete als Kunstlehrer
Der 1937 geborene Bodo Henke begann nach Abitur und Studium als Lehrer für Deutsch und Kunsterziehung, eine Tätigkeit, die er auch nach der Wende am von-Saldern-Gymnasium in Brandenburg ausfüllte.
Seit 1980 beschäftigt er sich neben der Malerei intensiv mit der Plastik und entdeckte dabei Holz als das ihm gemäße Material. Hunderte Skulpturen entstanden, die belegen, dass er es meisterhaft versteht, durch Sägen, Hauen, Schnitzen und Schleifen aus einem Holzklotz dreidimensionale Figuren zu entwickeln. Bisweilen wirken seine Holzskulpturen grob geschnitten, doch bei näherer Betrachtung, beim Drehen und Wenden der Plastik, eröffnen sich dem Betrachter Gestik und Mimik der in sich ruhenden Figuren.
Bodo Henke: Kunst ohne politische Mission
Eine große Karriere war Bodo Henke in der DDR nicht beschieden. Er arbeitete nie explizit politisch, er verkündet keine Botschaft und ist auch kein Sachwalter irgendeiner Ideologie.
Dennoch spürt man in der Begegnung mit dem Bildhauer den »gelernten« DDR-Bürger in seiner unverkrampft-positiven Haltung zum menschlichen Körper und zur Erotik. Dabei kam ihm die religionsfreie Ausbildung im sozialistischen Deutschland zugute und eine innere Abscheu vor der vom klerikalen Mumpitz verklebten Sexualfeindlichkeit.
Umlernen nach der »Wende«
Nach der »Wende« musste Bodo Henke erst lernen, mit den hochgezogenen Augenbrauen der prüden Kunstbetrachter aus dem Westen umzugehen, die seine Werke mitunter anstößig fanden. Wen wundert es, wenn er bald dazu überging, explizite Darstellungen der männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane in die hinteren Winkel seiner Ausstellungen zu verbannen.
Umso größer ist seine geradezu faustische Freude, wenn Besucher ihn explizit auf diese Arbeiten ansprechen und sich dafür begeistern. Arbeiten, die weder obszön noch pornographisch sind, die enthüllen ohne zu entkleiden.
Eine Freundin war gestern bei ihm. Bodo ist jedes Jahr einen Monat auf Hiddensee. Sehr beeindruckende Persönlichkeit