Am 07. und 08. November 2014 fand in den großzügigen Räumen des Otto-Versand das 8. Barcamp Hamburg statt. Während Fortbildungskonferenzen zum Internet oft exklusive Seminare zu enormen Eintrittspreisen mit zweifelhaftem Ergebnis sind, besteht die Barcamp-Bewegung darauf, Wissen kostenlos zu vermitteln. Entsprechende Un-Konferenzen finden rund um den Globus statt und erfreuen sich wachsender Beliebtheit, zumal sie ohne vorher festgelegte Tagesordnung oder thematische Einengung ablaufen und jeder Teilnehmer eingeladen ist, aus seinem Wissensgebiet vorzutragen.
Geschichte der Barcamp-Bewegung
Tim O’Reilly, ein Softwareentwickler im Bereich freier Software und Inhaber des weltweit tätigen O’Reilly Verlages, veranstaltet seit 2003 jedes Jahr ein so genanntes Foo-Camp (Foo = Friends of O’Reilly). Zu dieser Veranstaltung wird ein exklusiver Kreis von Internetdenkern und Erfindern zu einem Wochenend-Brainstorming eingeladen.
Aus dieser Veranstaltung heraus entstand die Idee, eine ähnliche, allerdings allseits offene Veranstaltung ins Leben zu rufen. Die erste Veranstaltung fand in den Räumen von SocialText in Palo Alto im August 2005 statt. Kalifornien war einmal mehr die Geburtsstätte einer Idee.
Von diesem Tag an trat die Barcamp-Bewegung einen unglaublichen Siegeszug um die Welt an. Innerhalb kürzester Zeit verbreitete sich die Idee. 2006 fanden bereits 87 Camps auf nahezu allen Kontinenten statt. Im deutschsprachigen Raum fanden bislang Barcamps in Berlin, Zürich, Wien, Köln, Nürnberg und vielen anderen Städten statt. Das Format traf offenbar einen Nerv.
Organisation und Ablauf
Barcamps werden von Enthusiasten für Enthusiasten organisiert, die in einer offenen Umgebung lernen und Wissen weitergeben möchten. Schon durch die Menge an Informationen, die zu bewältigen sind, finden intensive Diskussionen, Präsentationen und Interaktion der Teilnehmer untereinander statt.
Es gibt keine Planung im Vorfeld, keine Einladungen und keine festen Redner. Die Konferenz beginnt mit einer kurzen Einführungsrunde, bei der jeder kurz sein Thema vorstellt. Per Handzeichen wird die Zahl der Interessenten an dem entsprechenden Vortrag ermittelt und ein passender Raum zugewiesen.
Barcamps sozialisieren Wissen
Der Gedanke der Barcamps gründet auch auf dem Prinzip des Internet-Lexikons Wikipedia, das von allen für alle zusammengestellt und fortgeschrieben wird. Es geht dabei im Grundsatz darum, Wissen zu sozialisieren und der Allgemeinheit kostenfrei zur Verfügung zu stellen.
Ähnlich »kommunistische« Tendenzen sind derzeit im Wissenschaftsbereich zu beobachten, und auch die Diskussion um die vollständige Novellierung des Urheberrechts ist von dem Gedanken geprägt, die Kulturgüter der Menschheit den Händen weniger Vermögender zu entreißen. Die notwendige technische Voraussetzung für diesen Sozialisierungsgedanken bietet das Internet. Es wird insofern nachvollziehbar, dass eine wachsende Gruppe von Lobbyisten die Legislative drängt, das Internet zu kontrollieren und unter fadenscheinigen Gründen einzuschränken.
Die Barcamp-Bewegung ist damit ein Instrument für die uneingeschränkte Kollektivierung des Wissens. Sie ist eine Kampagne für freien Wissensfluss und ein Beispiel für das Funktionieren eines hierarchiefreien Miteinanders.
Barcamp Hamburg
Das Hamburger Barcamp darf als die größte und exklusivste Veranstaltung dieser Art betrachtet werden. Dies liegt an den komfortablen Möglichkeiten, die der Hamburger Otto-Versand als Gastgeber den Teilnehmern einräumt. Das Unternehmen verfügt über ein eigenes Tagungscenter mit ausreichend großen Räumlichkeiten und bietet eine Vollverpflegung über die eigene Küche an, die sich sehen lassen kann.
Wie schon in früheren Jahren bot Ruprecht Frieling in diesem Jahr zwei Sessions zum Thema digitales Publizieren an, die interessiert angenommen wurden. Jörg von Pluto hat die Auftritte dankenswerterweise per Handy-Cam mitgeschnitten, damit auch Nicht-Teilnehmer partizipieren können.
Session 1 (07.11.2014)
Session 2 (08.11.2014)