Vincent van Gogh (1853-1890), einer der Begründer der modernen Malerei, war Zeit seines Lebens ein armes Schwein. Seine Bilder wurden erst achtzig Jahre nach seinem Ableben vom Kunsthandel entdeckt und erzielen seitdem Rekordpreise.
Da ihn der Pariser Kunstgeschmack weitgehend ignorierte, zog es van Gogh in seinen letzten Lebensjahren in Richtung Provence. Dort schnitt er sich nach einem Streit mit dem von ihm verehrten Maler Paul Gauguin in einem Anfall von Autoaggression einen Teil seines Ohres ab.
Auf Empfehlung seines Arztes ging van Gogh darauf in die Nervenheilanstalt »Saint-Paul-de-Mausole« von Saint-Rémy-de-Provence. Die malerische Kleinstadt liegt zwischen Arles und Avignon. Vincent richtete sich in seinem Krankenzimmer ein Atelier ein und malte unentwegt. Es entstanden, unterbrochen von kleineren Anfällen und gelegentlichem Aussetzen seiner Erinnerung, Bilder von Feldern in kräftigen gelben Farben, Olivenbäumen, Schwertlilien und Zypressen. Insgesamt schuf van Gogh rund 150 Bilder während seines Klinikaufenthaltes.
Das Krankenzimmer von van Gogh wird heute noch als musealer Schatz gezeigt, und es ist einer der Attraktionen der psychiatrischen Einrichtung »Saint-Paul-de-Mausole«, die zweihundert Frauen mit teilweise schweren Nervenleiden beherbergt. In der Tradition van Goghs steht das Bemühen der Klinik, ihre Patientinnen mit Hilfe von Kunsttherapien zu behandeln. Auf diesem Wege werden nach Bekunden der Klinikleitung deutliche Erfolge erzielt.
In einer klinikeigenen Galerie sind Kunstwerke der Insassinnen zu bewundern. Dort entdeckte ich die Skulptur »Couple dans fenêtre« der Patientin Catherine Meinhard. Es handelt sich dabei um eine dreidimensionale Plastik aus Pappmaché, die auf mich einen tiefen Eindruck machte und mir viel von den Sehnsüchten der Künstlerin erzählt.
eine aussergewöhnliche spur, die du da aufgenommen hast. ein bisschen ‚kunsttherapie‘ könnte manchen unserer psychiatrischen kliniken, wie diesem beitrag hier zu entnehmen ist, auch nichts schaden…
lg
Ist es nicht traurig, dass viele Künstler hungern müssen, um Jahre später mit ihren Werken Geld zu machen, von dem sie nichts mehr haben?
Finde ich gut, dass aus der Klinik, in dem van Gogh eine Zeit verbracht hat, eine Klinik geworden ist, in dem den Patienten mit Hilfe von Kunsttherapien versucht wird zu helfen.
Lieber Prinz,
oft ist es ja leider so, daß Kunst irgendwie immer im selben Bett mit der Politik schläft.
Schön das Du ein Beispiel bringst, daß Kunst auch ein Ausdruck eines Gemütszustandes und einer Empfindung sein kann.
Der Maler Gericault hatte 1821-24 ebenfalls in einer Irrenanstalt gemalt. Es sind äußerst interessante Portraitbilder dabei rausgekommen.
Ein Beispiel:
http://www.artchive.com/artchive/g/gericault/gericault_envy.jpg
Lg,
Pat
Ich kann nicht sagen, dass es mir gefällt. Aber ausdrucksstark ist es auf jeden Fall.
Ich werde zum Kunstblog-Fan. Smile!
warst du schon mal in arnheim ? die haben ein museum mit van goghs ohne ende.
sagenhafter maler der vincent
Interessant, dass die Nervenheilanstalt quasi auch Museum ist. Wie funktioniert das denn? Offensichtlich warst du ja dort.
Künstlerische Tätigkeit kann helfen, Spannungen zu lösen und abzubauen, um sich vielleicht schließlich auch selbst zu finden. Das Beispiel in Frankreich sollte Schule machen!
Die ständige Galerie in dem Krankenhaus ist übrigens sehenswert. Viele Werke machen betroffen. Ich hätte noch weitere erworben, zumal das Geld den Patienten und nicht irgendwelchen Zwischenhändler zukommt. Aber meine Urlaubskasse war erschöpft
»Das Schwein und die Künstler haben das gemeinsam,
dass man sie erst nach dem Tode schätzt«
Max Reger, Komponist
Danke für den Bildhinweis.
Auch bei den Dichtern brach immer wieder mal der Wahnsinn durch (denken wir an Hölderlin oder Nietzsche) und spiegelt sich in ihren Werken.
Das Werk hat mich stark angesprochen. Leider kommt in der zweidimensionalen Abbildung die Tiefenwirkung nicht zum Ausdruck. Für mich sind es zwei gefangene Kreaturen, die blind nach draussen schauen. Das war es wohl, was mich innerlich berührte.
Zu viel der Ehre, Herr Kunsthändler!
Das Zitat werd ich mal versuchen, als Bildzitat zu verarbeiten
Es steckt (leider) sehr viel Wahrheit drin
Die Klinik unterhält als Teil ihres Konzepts eine Kunstgalerie, die öffentlich zugänglich ist und die Werke der Patientinnen zum Verkauf ausstellt. Im Rahmen der Ausstellung kann auch das van-Gogh-Zimmer besichtigt werden. Ausserdem gibt es einen herrlichen Park. Im Rahmen einer Provence-Rundfahrt iost der Ort einen Abstecher wert!
Danke für den Hinweis!
Kunsthändler?
Naja, eher brotloser Nebenerwerb mit Hobbycharacter.
Kommt aber besser als Google-Adsense.
Schönes Wochenende!
tapatapatu
Das dreidimensionale Bild gefällt mir unwahrscheinlich gut!
Hab ich dir schon einmal den Link vom Museum Gugging gezeigt? Leider war ich da noch immer nicht. Das ist wirklich nachlässig LillY!
Ich mach mir jetzt aber eine Liste. 🙂
Bilder helfen Worte finden.
Lilly, genau an dieses Museum musste ich eben denken,
wir haben uns darüber ja schon mal unterhalten.
Ich weiß, wir haben uns darüber schon einmal ausführlichst unterhalten. Weiß jetzt aber nicht, ob ich das dem Prinz nicht auch schon verlinkte.
Das weiß ich auch nicht mehr so genau,
ich glaube aber, dass es woanders war.
Setz den Link dazu, lieber doppelt als gar nicht,
ist schließlich ein sehr interessantes Thema.
Gruß von Pointy
Eben doppelt! Beim Prinzchen rieselt ja auch schon der Kalk. Wer weiß ob er sich das alles dermerkt? :))
Auch Prinzen werden älter… und vergesslich
Leise rieselt der Kalk
die Blog User werden alle alt…
Gut gemacht von den Leuten dort! Fahre bestimmt mal hin, sollte ich in der Nähe sein und ich mich dann noch dran erinnern.
Mehr Beiträge dieser Art, s.v.p.!
*kleinesSchwarzesabnzieh* ;D
Ich weiß nicht, ob mir das Bild gefällt, aber es drückt für mich un heimlich viel Verzweiflung aus.
Das Widget von diesem Blog habe ich mir mal fürs Rollinest geklaut(also wenn es dir Recht ist). Wird es denn auch immer aktualisiert, wenn du was neues schreibst?
Siehst Du: das Hobby haben wir gemeinsam.
Es soll unterhalten und zum Gespräch anregen, damit ist viel gewonnen.
Wenn ich mal gerade meinen virtuellen Sargdeckel nach harter Gartenarbeit kurz aufklappen und wie das Kasperle aus der Kiste springen darf: nein, liebe Lilly, das Museum und den Link kenne ich noch nicht.
Bilder oder Objekte (wie in diesem Fall) müssen mir nicht immer »gefallen«, wenn ich sie kaufe. Sie müssen mich innerlich berühren, und das ist in diesem Fall unbedingt der Fall gewesen, wobei die hoffnungslose Sehnsucht der Künstlerin/Patientin mich spontan erschüttert hat.
Das Widget ist in diesem Fall ein »Blidget«, um es korrekt auf Internetisch zu sagen. Das wird automatisch mit dem jeweils neuesten Bild gefüllt und hält jeweils die letzten zehn Einträge. Es ist ein tolles Tool, um ein kleines Inhaltsverzeichnis zu erstellen. Ich nutze es inzwischen in all meinen Blogs.
Ergänzung: Habe es gerade in Deinem Blog angeschaut. Funktioniert ausgezeichnet. Danke für die Unterstützung, das ist toll von Dir!
Leider konnte ich die Künstlerin/Patientin nicht persönlich kennen lernen und zu ihrem Bild befragen. Da halten die Ärzte die Hand drauf, und das ist wahrscheinlich das Beste.
Gebe mir Mühe!
Ich habe von Kunst wirklich nicht viel Ahnung, aber dieses Bild würde mich mich auf die Dauer sich auch traurig machen.
Ich habe das eigentlich nur bei mir aufgenommen, weil mir dieser Blog gefällt. Ich hoffe, ich habe den richtigen Code genommen und das nächste Bild ist dann auch drin. Ich denke aber, es funktioniert genauso wie die Dinger, die ich von meinem Reader da stehen habe.
Ärztliche Schweigepflicht.
In der Medizin wird seit einigen Jahren als begleitende Therapie unter anderem auch die Maltherapie eingesetzt.
Beim Malen kann sich der Patient wieder als Gestalter, als Macher und damit als selbständig und aktiv erleben.
Psychische Kräfte werden dadurch mobilisiert, die auch körperliche Ressourcen freisetzen und so die Regeneration fördern.
Tiefstapeln verboten! Ich habe genau so wenig Ahnung von Kunst wie Du und verhalte mich einfach wie ein neugieriges Kind, das den professoralen Unsinn auslässt.
Ausserdem hast Du viel mehr Ahnung von HTML und Feed-Readern als ich. Das Blidget läuft bei Dir sauber, es zieht seine Infos von dem Widget-Server und wird automatisch aktualisiert. Funktioniert ähnlich wie bei Deinen Google-Readern.
Demnächst gibt es wieder ein fröhlicheres Bild!
Die genannte Klinik sieht sich ganz dem Erbe van Goghs verpflichtet, der durch seine intensive Malarbeit auch sein Leiden lindern und sich beruhigen konnte.
Ich habe weit über hundert Arbeiten von Patientinnen gesehen, darunter waren Arbeiten, die voll unter die Haut gingen. Da die Patienten direkt vom Erlös profitieren und dafür Materialien und Farben kaufen können, födert der Erwerb direkt den Genesungsprozess. Das finde ich gut.
Wenn wir mal ein Bild (oder sagt man Gemälde?)kaufen, dann gehe ich eigentlich danach, ob die Farben mir gefallen und ob ich es gerne angucke. Nicht lachen jetzt, ich träume nun mal gerne, wenn ich mir Bilder angucke.
Ich hab nicht wirklich Ahnung von HTML ich wurschtel da nur rum, un wenn es mir gefällt dann lasse ich es. Da können schon mal Stunden bei drauf gehen. :))
Ich freue mich schon auf das nächste Bild.
Van Gogh ist einer meiner Lieblingsmaler, auch wenn ich nichts davon verstehe, die Bilder sind einfach herrlich.
Hier ein Song zum Thema, für mich auch einfach schön:
http://www.youtube.com/watch?v=E5-kMXwkmPk
P.S.: Aber nicht, dass du dir jetzt ein Ohr abschneidest um besser malen zu können!
Im wahrsten Sinne des Wortes ein Wahnsinnssong!
P.S. Ich fürchte, selbst eine solche Operation würde wenig verbessern
Ich als Kunstkenner
hätte es doch beinahe anders interpretiert.
Na ja, viel gibt es ja nicht zu verbessern, aber du könntest es in die Klatschspalten schaffen…
Ohne Ohr kann ich das Klatschen nicht hören!
Wundervoll!
Der ist besser als die Geschichte vom Käufer im Erotik-Markt, der die drei bunten Dildos an der Wand haben will, worauf die Verkäuferin meint, zwei könnte sie ihm verkaufen, aber der Feuerlöscher würde noch anderweitig benötigt.
Tja an manchen Stücken hängen die Verkäuferinnen einfach, die geben sie nicht her.
Da spricht der wahre Kenner.
Du wirst zum Ehren-Feuerwehrmann der Königlichen Museen ernannt.
Bekomm ich Schulterstücke?
Sehr wohl! Plus Helm und Hackebeil.
Endlich eine Auszeichnung. Mein Leben hat einen Sinn.
Du sollst ja nicht gleich beide Ohren absäbeln…
Du kannst den Besuchern das Kunstwerk »Feuermeldeknopf Eins« präsentieren und sogar vorführen! Vor allem Kinder werden Deine besten Freunde sein.
Verstehe.
Dann soll ich wohl das mit dem Hörgerät nehmen?
Gut wenn man dann die Verkäuferin im Sexshop überzeugen konnte den roten Dildo rauszurücken. Meine kommenden Aufgaben stehen fest, Sir!
Walte er Seines Amtes!
P.S: Jeden Tag eine gute Tag, das tut gut!
Muss ja nicht sein. Wahlweise kannst du auch an ein Zelt pinkeln oder einen Passanten verprügeln… 🙂
Überredet!
Du mimst den Fotografen, und ich jage Dich über den Kurfürstendamm.
Ja, wir machen ein Happening! 😀
Dieser Van Gogh hängt bei
mir gerahmt in der Bude. (DIN-A1 😉
…..…..
Es ist ungeheuer entspannend,
das Bild länger zu betrachten.. ;-))
PS: Hab doch glatt die “ “ bei Van Gogh vergessen. 😉
(Ich weiß, dass es DaVinci ist. 😉
Ich bewundere Leute, die so etwas können. Auch wenn es natürlich nicht jedem gefällt, aber die Möglichkeit, seine Fantasien und Gefühle so ausdrücken zu können, finde ich schön.
Pass nur auf, dass Dir Leonardo da Vinci nicht noch aus dem Grabe droht
Künstlerische Arbeit kann in Therapien helfen, sich selbst und seinen Standort zu finden.
Eine Ausstellung in Düsseldorf („Im Rausch der Kunst – Dubuffet und Art Brut“) hat mich dazu gebracht, mich etwas näher mit dem Thema Kunst in/als Therapie zu beschäftigen. Sowas von interessant und beeindruckend …
Danke!
Die Ausstellung hätte ich auch gern gesehen!
Weiter komme ich im Moment nicht…. 😉
Mir gefällt das Bild sehr gut und finde es ferner fantastisch, dass die Patienten u.a. so therapiert werden. Es ist beruhigend zu wissen, dass man sie dort nicht nur mit Betäubungsmitteln vollstopft. Wie man sehen kann, tut die künstlerische Entfaltung den Patienten sehr gut. Das Bild berührt mich nicht nur, ich mag auch den Stil und die Umsetzung.
Das Bild von Caramellino ist jedoch ebenfalls sehr genial. Ich habe eben Tränen gelacht. Stammt das Bild direkt von dir oder wer hat das Copyright dazu?
Was die arme Mona nicht schon alles ertragen musste *lach* Naja, da ist der Joint ja eher noch ne harmlose und entspannte Variante 😉 DaVinci würde sich vielleicht auch freuen, dass sein Bild die Phantasie der Menschen so beflügelt 😉 Mich würde seine Reaktion wirklich mal interessieren 😉
Nochmals Applaus für diesen Kunstblog 🙂 Danke Prinz 🙂
Viel interessanter ist doch das Bild von van Goghs Schlafzimmer in Arles http://www.wooop.de/app?service=external/Painting&sp=l2873 , da es zeigt, wie der Künstler lebte. An den Wänden hängen drei Portraits (darunter ein Selbstportrait) und ein Spiegel. Die Farben sind, typisch für Gogh, sehr dick und grob aufgetragen, mit dicken schwarzen Trennlinien dazwischen. Obwohl der Maler meinte, es solle ein Bild sein, auf dem das Auge Ruhe findet, springt der Blick immer wieder zwischen den starken Kontrasten hin und her. Das Bild sollte der Gegensatz zu Van Goghs „Nachtcafé“ http://www.kunstbilder-galerie.de/app?service=external/Painting&sp=l788353 sein, welches einen scharfen Kontrast zwischen Rot und Grün hat.
Danke für die Ergänzung. In dem Beitrag geht es mir um Saint-Rémy-de-Provence und weniger um van Goghs Schlafzimmer-Bilder.