Bereits in jungen Jahren versuchte sich Richard Wagner, Spross einer vielköpfigen Theaterfamilie, als Dichter und Komponist. In jungen Jahren entstanden Schauergeschichten, die er wohl auch vertonte, dann aber wieder in den Papierkorb warf. Auch »Die Hochzeit«, seine allererste Oper, hat seinen eigenen Kriterien nicht standhalten können und ist unauffindbar. So gilt »Die Feen«, eine romantische Oper in drei Akten, die Wagner am 1. Januar 1834 vollendete, als früheste Oper des Komponisten.
Zwar wurden »Die Feen« erst fünf Jahre nach dem Tod ihres Schöpfers am 23. Juni 1888 erstmals aufgeführt, danach erfreute sich das Stück jedoch erstaunlicher Beliebtheit. Heutzutage wird der musikalisch spannungslose Dreiakter selten vollständig dargeboten, zu wenig ist von der späteren Meisterschaft des Tondichters zu hören. Bekannter hingegen dürfte die zwölfminütige Ouvertüre sein, die dem ersten Akt vorangestellt ist und einen kleinen Vorgeschmack auf das spätere Wagner-Schimmern der Streicher gibt.
An der Wiener Staatsoper wurde 2012 Wagners Jugendwerk nun eingedampft, um sie Kindern vorstellen zu können. Diese hauseigene Fassung liegt jetzt als DVD vor. Die ursprüngliche Geschichte wurde dabei ebenso wie das Personal der Oper verschlankt, um die bei Wagner noch durchaus verwickelte Story von wahnsinnigen Zauberwesen, achtjährigen Frageverboten, Täuschungen, Meineiden und Ungeheuern der Unterwelt in eine auch für jüngste Opernbesucher verständliche Handlung zu bringen: Prinz Arindal erschießt auf der Jagd im Zauberwald ein Reh, das sich als die Fee Ada entpuppt. Die beiden verlieben sich ineinander und wollen nie wieder auseinandergehen.
Wie es bei solchen Absichtserklärungen kaum anders sein kann, wird der Königssohn zum Dienst am Hof gerufen: Sein Vater verstarb, das Reich wird von Feinden bedroht, und seine Anwesenheit ist dringend erforderlich. Der Feenkönig gestattet Arindal, den Zauberwald zu verlassen. Sollte er jedoch nicht innerhalb eines Jahres zurückkehren, werde seine geliebte Ada in Stein verwandelt werden.
Es lässt sich absehen, dass Staatsgeschäfte, Freunde und Verwandte den frisch gebackenen König in Beschlag nehmen. Die Frist verstreicht. Als Arindal endlich zu seiner Traumfrau zurückkehrt, findet er sie versteinert vor. Nun hilft nur noch die Macht der Liebe, die sich in der Oper durch die Kraft des Gesangs ausdrückt, um den Fluch zu lösen. Arindal (Gergely Németi) singt eine kraftvolle Arie, Ada (Daniella Fally) wird wieder erweckt, die beiden leben glücklich bis ans Ende ihrer Tage.
In dieser unverfänglich-schönen Fassung lässt sich Wagners Erstling auch Kindern »verkaufen«, und das gelingt gut, wie die vorliegende DVD beweist. Gleichzeitig wurde das Orchester geschrumpft auf Klarinette, Horn, Schlagwerk, Harfe, Streicher und Klavier.
Neben den gern für Kinder aufbereiteten Opern wie Mozarts »Zauberflöte«, Prokofjews »Liebe zu den drei Orangen«, Humperdincks »Hänsel und Gretel« und Offenbachs »Hoffmännchen« gesellt sich nun also auch Richard Wagners Opus. Humperdinck ausgenommen spielen interessanterweise alle Stücke in Phantasie- und Märchenwelten. Hier passen »Die Feen« optimal hinein. Eine sehens- und hörenswerte Aufnahme, die auch jüngsten Musikfreunden großen Genuss schenkt.