Pink Floyd steht für Psychedelic Rock
Die 1965 gegründete Band Pink Floyd gilt als eine der innovativsten und experimentierfreudigsten Gruppen der Rockgeschichte. Einen ausgezeichneten Überblick gibt noch bis zum 10. Februar 2019 die soeben in Dortmund eröffnete sehenswerte »Pink Floyd Exhibition«. Ruprecht Frieling hat sie besucht.
London war Mitte der 1960er-Jahre das Mekka von Hippies, Beatniks und Musikenthusiasten. Teil dieser rebellischen Jugendkultur waren die Mitglieder der britischen Rockband Pink Floyd. Den Namen gab sich die Band zur Erinnerung an zwei schwarze Blues-Musiker aus den USA, Pink Anderson und Floyd Council.
Pink Floyd spielte in der All Saint Hall, im Roundhouse und in Notting Hill. Der berühmte psychedelische UFO-Club eröffnete im Dezember 1966 mit Pink Floyd als Hausband. Die seinerzeit noch legale Droge LSD beflügelte Sänger Syd Barrett, Bassist Roger Waters, Schlagzeuger Nick Mason und Keyboarder Richard Wright zu bahnbrechenden musikalischen Trips durch Raum und Zeit.
Pink Floyd – Liebling des Undergrounds
Schnell verbreitete sich der Bekanntheitsgrad der Band. Mit ihrem Debutalbum »The Piper at the Gates of Dawn«(Der Pfeifer an den Toren der Morgendämmerung) stiegen sie in die britischen Charts auf. Als Syd Barretts extremer Drogenkonsum ein Problem bei Auftritten wurde, stieß Gitarrist David Gilmour zur Band. Eine zweite Langspielplatte, »A Saucerful of Secrets« (Eine Untertasse voller Geheimnisse) entstand.
Die Musiker wurden zu Lieblingen des Undergrounds, bald erreichten sie Angebote, Filmmusiken zu machen. Es entstand Michelangelo Antonionis Spielfilm »Zabriskie Point« (1970), ein farbenprächtige Hommage an die Hippie-Bewegung. Mit Improvisationen, die locker zwanzig Minuten dauern konnten, schuf Pink Floyd einen rauschhaften Soundteppich, zu dem neben elektronischen Verstärkern und Verzerrern auch Röhrenglocken und das Binson-Echorec-Effektgerät eingesetzt wurden.
1969 landete die Band mit dem Doppel-Album »Ummagumma« einen Hit und verhalf damit auch der Langspielplatte zu ungeahnten Höhenflügen. War bislang die meist dreiminütige Single-Auskoppelung das gewesen, was die Plattenindustrie favorisierte, entstanden nun gänzlich andere Möglichkeiten, Musik zu präsentieren, in diesem Fall beispielsweise ein siebenminütiges Schlagzeug-Solo von Nick Mason. Es folgte »Atom Heart Mother«.
Die LP »Meddle« wurde auf einer Seite nur von einem einzigen, langen Song beansprucht: »Echoes«. Echolot und Möwenschreie klingen darin auf. Im Song »Seamus« darf der gleichnamige Hund von Steve Marriott (The Small Faces) mitjaulen, während die Band ihre bluesigen Tracks im Studio einspielte. Mit dem Vesuv als Kulisse und in einer menschenleeren Arena wurde dann »Live in Pompeii« als Film und Spoundtrack aufgezeichnet.
Unter den vielen Platten, die Pink Floyd produzierten, stach »The Dark Side oft he Moon« (1973 hervor. Es gilt als eines der drei meistverkauften Alben in der Geschichte der Tonträger und behandelt Themen wie Geld, Gewalt, Tod und Wahnsinn. Das legendäre Cover stammt von Storm Thorgerson. Es zeigt vor schwarzem Hintergrund die Brechung eines weißen Lichtstrahls an einem Prisma, der sich dadurch in die Spektralfarben auffächert. Die Band verbrachte Wochen damit, unkonventionelle Klänge aus Haushaltsgeräten aufzunehmen, um sie für Songs zu verwerten-.
Pink Floyd textet sozialkritisch
Ab 1974 machten Pink Floyd einen großen runden Bildschirm zu ihrem Markenzeichen. Aus improvisierten Lichtshows entwickelten sich konzeptionell erarbeitete Bildern, Bewegungen und Filmsequenzen. Bald wurde die runde Leinwand charakteristisch für die Auftritte der Band. Künstler wie Ian Elmes produzierten von surrealistischen und dadaistischen Künstlern inspirierte Animationen.
Pink Floyd war in ihren Texten eine sozialkritische Band. In »Animals« (Tiere) teilten sie die Menschen in drei Klassen ein und erinnerten damit an Orwells Buch »Animal Farm« (Farm der Tiere): Die Hunde (Dogs) sind die materiell interessierten Menschen, die für Profit über Leichen gehen. Schweine (Pigs) sind Moralapostel, die den Menschen jeden Tag predigen, wie sie sich richtig zu verhalten hätten und sich selbst nicht daran halten. Schafe (Sheep) schließlich sind die breite Masse, die sich von den Hunden ausnutzen lässt und keine eigene Meinung haben, Dinge nicht hinterfragt, sondern sich von anderen leiten lässt.
Das Cover des Albums zeigt ein Foto des Kohlekraftwerks Battersea Power Station mit einem mit Helium gefüllten fliegenden Stoffschwein zwischen den Schornsteinen. Dieses riss durch einen Windstoß los und schoss fast 6.000 Meter in die Höhe. Ein eigens für diesen Notfall engagierter Scharfschütze war nicht erschienen, die Polizeihubschrauber konnten die Geschwindigkeit nicht halten, der Londoner Flughafen Heathrow musste gesperrt werden.
1979 entstand das Doppel-Album »The Wall«, das mit 30 Millionen Stück zur meist verkauften Doppel-LP aller Zeiten wurde. Mit riesigen Marionetten und einem ungeheuren technischen Aufwand wurde die Show aufgeführt, nach dem Fall der Berliner Mauer auch am Potsdamer Platz in Berlin.
1985 führten Spannungen zwischen Waters und Gilmour zum Ausstieg von Roger Waters, der die Band daraufhin im Alleingang für aufgelöst erklärte. David Gilmour wollte zusammen mit Mason unter dem Namen Pink Floyd weitermachen und setzte sich vor Gericht schließlich durch. Jahre später räumte Waters ein, sein Versuch, Pink Floyd gegen den Willen der anderen Musiker aufzulösen, sei ein Fehler gewesen.
Pink Floyd Exhibition in Dortmund
»A Momentary Lapse of Reason« war das erste Album ohne Roger Waters. Aufgenommen auf Gilmours Hausboot auf der Themse eröffnet es mit Vogelgezwitscher und einem Ruderboot auf dem Fluss.
Im Dortmund Medienzentrum »U« lässt sich die fünf Jahrzehnte währende Geschichte der Rockband anschaulich in Sound, Text und Bild verfolgen. Unveröffentlichte Konzertaufnahmen, Originalinstrumente, Notizen und persönliche Erinnerungsstücke werden ausgestellt.
Der Besucher erhält einen Audio-Guide, der ihn rund drei Stunden lang durch die Bandgeschichte von Pink Floyd führt. Wer happige € 30,- Eintritt nicht scheut, sollte sich die Schau unbedingt ansehen. Die »Pink Floyd Exhibition« ist ein audiovisuelles Muss.
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Ausstellung: https://pinkfloydexhibition.de
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