Warum gedrucktes Wissen unersetzlich bleibt
Ein Plädoyer von Prinz Rupi
Ich löse meine Bibliothek auf. Die von mir zusammengetragenen Bücher bilden eine eigene Sammlung. Es ist eine Bibliothek des Spezialwissens oder um den Gegenstand meiner Leidenschaft zu klassifizieren: Ich sammele Lexika. Nun verkleinere ich mich und suche einen Abnehmer. Doch das ist schwierig. Denn Nachschlagewerke, die in meiner Jugend noch wie pures Gold gehandelt wurden, scheinen im Wikipedia-Zeitalter wertlos. Antiquare wenden sich bereits mit Händen und Füßen gegen den Ankauf der schweren Folianten.
Die Entwicklung und Bedeutung von Lexika
Lexika bündeln seit Jahrhunderten Wissen. Im »Bilder-Conversations-Lexikon für das deutsche Volk«, einem »Handbuch zur Verbreitung, gemeinnützige Erkenntnisse und zur Unterhaltung in vier Bänden« aus dem Jahre 1837 heißt es schwülstig: »Es war unsere Absicht, allen Klassen des gesamten deutschen Volkes, ein Werk dazu bieten, das, in Form und Ausdruck, das streng Wissenschaftliche vermeidend, sich über alle dem gewöhnlichen Leben angehörende Gegenstände gemein fasslich und mit vorzugsweise Berücksichtigung deutscher und praktischer Interessen aussprechen sollte.«
Damals wurden Begriffe gezeichnet, um sie dem Betrachter näherzubringen, der noch nicht gewohnt war, mit einem alphabetischen Schlagwortverzeichnis zu arbeiten. Daraus entwickelten sich die Bildwörterbücher, eine besondere Art von Lexikon, das Begriffe visuell darstellt, oft in Verbindung mit verwandten Begriffen oder Objekten wie das berühmte englische Visual Dictionary.
Der Stolz des Sammlers: Konversationslexika
Des Sammlers Stolz sind Konversationslexika. Das sind umfassende Nachschlagewerke, die Wissen aus verschiedenen Bereichen alphabetisch geordnet und allgemeinverständlich präsentieren. Ein berühmter Vertreter ist die Brockhaus-Enzyklopädie, die zwei Jahrhunderte als eines der renommiertesten Nachschlagewerke in deutscher Sprache mit 20 Halblederbänden mit Goldschnitt galt.
Nun gibt es aber im deutschsprachigen Raum kein einzelnes Nachschlagewerk mit Absolutheitsanspruch und Heiligenschein. Es gibt vielmehr dutzende verschiedene, meist geprägt durch die Herausgeber, und sie sind alle unterschiedlich. Sie unterscheiden sich – und das ist bei einem Lexikon das A und O – in Art und Umfang der Definitionen. Genau dieses Faszinosum weckt Interesse an diesen Sammelobjekten. Eine nähere Inaugenscheinnahme unterstreicht nämlich die marxistische These, wonach die herrschende Sprache immer die Sprache der Herrschenden ist.
Die Subjektivität der Lexika
Sprache ist eine komplexe Angelegenheit. Sie geht selbst in Bereichen, die dem Anwender als objektiv und unumstößlich gelten, mit tendenziösem Satzbau einher. Das beginnt bei Schlagworten, die mehr in den philosophisch-politischen Kontext fallen. Schlage ich im katholischen Herder aus dem Jahr 1960 beispielsweise den Begriff »Moral« nach, dann lese ich einen vollkommen anderen Text als im Brockhaus, in Meyers Konversationslexikon oder in Fischers Almanach aus demselben Jahr. Allein das Blättern in alten Lexika beschert Freude, man nehme nur Stichworte zu technischen Innovationen oder zu Verkehrsmitteln.
Sprache geht aber viel subtiler in die Tiefe. Sie ist parteiisch. Wird beispielsweise ein afrikanisches Land beschrieben, steht in einem Beitrag, dass sich Landesteil A gegen Teil B erfolgreich behauptet, während in einem anderen Lexikon eine komplett andere Sichtweise herrscht, wonach sich Landesteil B verzweifelt gegen Raubüberfälle und Angriffe aus Teil A wehrt. Wer den Konflikt klassisch hart will, der vergleicht Einträge in »Meyers Neues Lexikon« aus der ehemaligen DDR mit gleichaltrigen Einträgen aus einer westdeutschen Enzyklopädie mit Goldschnitt.
Lexika als Statussymbol
Lexika wurden im Haustürgeschäft und per Werbebrief verkauft. Der Kunde abonnierte ein Lexikon, von dem es maximal einen ersten Band gab. Jedes weitere Jahr erschien der nächste Band. Und da jedes dieser schweren Bücher zwischen 150 und tausend DM (mit echtem Goldschnitt) kostete, bedeutete das einen fetten Umsatz für ein Abo-Modell. Die Folianten waren zur Zeit ihrer Herausgabe unverschämt teuer und bekräftigen damit auch ihren Wert. Der hohe Preis der Bücher verlieh dem Werk zudem einen hohen inneren Wert. Und dieser Wert hieß Wissen.
Wissen ist die wichtigste Ware des Bildungsbürgertums. Ein Lexikon, das als Geistesinstitution Weltwissen zwischen Buchdeckeln sammelte, musste in jedem Haushalt stehen und die Bücherregale schmücken. Wer auch nur halbwegs auf Bildung stand, der stellte eine meterlange Bücherschlange, bei der die Titel exakt ausgerichtet waren, gut sichtbar in seine Heimburg. Heute sind sie wichtige Quellen für historische Forschung, da sie Einblicke in das Wissen und die Vorstellungen ihrer Zeit geben.
In jener fernen nahen Zeit schlummerte das Internet in den Visionen der Science-Fiction-Autoren. Nur was man schwarz auf weiß in Händen hielt, besaß Wert. Alles Wissen musste auf Papier stehen. Studenten büffelten tagelang in Universitätsbibliotheken. Die Erwachsenen blätterten daheim in ihren Lexika, wenn sie im Kreuzworträtsel nicht weiterkamen oder an einem Aufsatz arbeiteten.
Mir wurde zur Geburt von meinem Patenonkel der erste Band des »Großen Herder« geschenkt, wir waren katholisch. Jedes Jahr folgte ein weiterer Band, es war ein nachhaltiges Geschenk. Zu meinem 12. Geburtstag bekam ich Band 12 geschickt. Das Geschenk war vollendet.
Doch, Halt!
In all den Jahren tat sich allerlei, die gesellschaftliche und technische Entwicklung ging auf allen Ebenen mit Volldampf weiter. Der Herder Verlag war clever und gab gleich noch zwei Ergänzungsbände heraus. Ein Erwerb war zwingend. Schon begannen die Lokomotiven der konkurrierenden Verlage zu dampfen und es gab immer größere Produktversprechen, warum gerade Lexikon A die hellste Kerze am Bücherhimmel sei. Irgendwie schaffte es dann Brockhaus auf den ersten Platz der Herzen, Meyers und Bertelsmann beherrschten das Mittelfeld und für die Englischsprachigen war der einbändige Webster´s unersetzlich.
Schier unerschöpflich: Sammelgebiet Lexika
Mancher Sammler entwickelt einen Spleen. Darf ich Ihnen etwas anvertrauen? – Mir reichten die vielbändigen Lexika aus verschiedenen Epochen und Regimes unseres deutschsprachigen Sprachraums nicht aus. Ich begann, Speziallexika zu kaufen.
Es existieren unzählige Speziallexika allein in deutscher Sprache. Ob »Internationales Freimaurer-Lexikon« von Eugen Lennhoff und Oskar Posner oder Max von Boehns Werk zur Modegeschichte »Menschen und Moden im neunzehnten Jahrhundert« habe ich derart viele Perlen entdeckt, dass mir heute noch das Wasser im Mund zusammenläuft, so faszinierend ist das weite Feld des gedruckten Wissens unserer Zeit. Sei es das »Lexikon der Ornamentik«, Wörterbücher der Logik, Lexika über Rassekatzen, Nachschlagewerke über Piraten, Seefahrer und Entdecker, über militärische Abzeichen, Muscheln, Schnecken, Tag. und Nachtfalter, kurz: Gesammeltes Weltwissen wurde in unglaublicher Vielfalt gedruckt.
Meine Bibliothek ist also spezialisiert und spiegelt kulturhistorische Aspekte unserer Wissensaneignung wider. Sie gehört eigentlich in den Bestand einer größeren Bibliothek, wo das gedruckte Wort noch Bedeutung genießt. Es sollte also ein Kinderspiel sein, eine derartige Sammlung geballten Wissens beispielsweise an eine Bibliothek abgeben zu können, dachte ich mir. Doch weit gefehlt.
Digitalisierung löste Erdrutsch aus
Vor kurzem war ich in Slowenien im Gebiet Gorenjska und habe gesehen, wie eine Bergscheibe ins Tal donnerte. Es muss völlig unbegreiflich für die Anwohner sein, wenn sich plötzlich ein gewaltiger Steinregen aus uralten Felsgebirgen löst und alles unter sich verschüttet. Genauso fühlen sich Sammler von Lexika, seitdem es das Internet gibt. Ihre Lexika wurden bergrutschartig von Google & Co begraben. Früher musste in ein Buch schauen, wer etwas wissen wollte. Das macht heute kaum jemand. Per Mausklick geht alles sehr viel schneller und aktueller und das Ergebnis toppt auch hinsichtlich der Medienvielfalt durch die Einbindung von Audio und Bewegtbild jedes konventionelle Papierlexikon.
Die Digitalisierung begrub die Lexika vergangenen Jahrhunderte unter einem Berg von Bits und Bytes, die sich ungeprüft überall festsetzen. Über Nacht erlitten die Freunde exklusiver Nachschlagewerke einen Totalverlust. Kein Schwein interessierte sich mehr für die Schatztruhen des alten Wissens. Der brutale Wertverlust wurde von einer Entzauberung des gedruckten Wortes begleitet. Es schien, als sei alles gedruckte Wissen längst digitalisiert und im großen Buchstabenhimmel verankert.
Dieses Fiasko veränderte das Verhältnis der Buchnutzer zum Sammelgegenstand. Die Regalmeter Lexika wurden aus dem Blickfeld geräumt, die Folianten stiegen in untergeordnete Bereiche und Kellerräume ab. Viele wurden zu Preisen verkauft, die im Promillebereich der ursprünglichen Investition lagen.
Die Wertschätzung des gedruckten Wissens
Was macht man also mit einer gedruckten Wissenssammlung? Ihr tatsächlicher Wert ist unermesslich und absolut kein Altpapier. Im Gegenteil. Es gibt unglaublich viel Wissen in diesen Büchern, von dem Datensammler nichts ahnen. Digitalisiert wird maximal zwanzig Jahre zurück. Viel von dem in antiquarischen Speziallexika veröffentlichten Wissen unserer Neuzeit findet sich nicht im Internet. Lediglich Ausnahmen, wie Grimms 33-bändiges Wörterbuch, das größte und umfassendste Sammelwerk zur deutschen Sprache mit dem Wortschatz des Neuhochdeutschen von der Mitte des 15. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, kann kostenfrei im Netz gefunden werden. Als 1961 der letzte gedruckte Band erschien, mussten mehrere tausend Mark hingeblättert werden, um dieses Arbeitsmittel sein eigen nennen zu dürfen.
Das Netz schaut ungern zurück. Wikipedia ist viel zu beschäftigt mit Vorwärtsstapfen als sich darum zu kümmern, auch älteres Wissen zu digitalisieren. Das führt zur entscheidenden Frage: Wenn altes Wissen nicht digital erfasst wird, wer bewahrt es dann auf? Das Netz ist nicht derart umfangreich mit dem Weltwissen bestückt, wie es vielleicht demjenigen scheint, der sich sekundenschnell von ChatPGT einen Schulaufsatz verfassen lässt. Gibt es elektromagnetische Störfälle mit vielleicht nur tageweisem Ausfall, mag der lesehungrige User darüber hinwegsehen. Geht aber ein Konzern oder eine Regierung an die Netze und schaltet, wie es in einigen Ländern bereits Usus ist, einfach ein paar Kanäle stumm, dann sieht das ganz anders aus.
Gedruckte Lexika sind kulturelle Zeugnisse
In diesem Szenario zeigt sich die wahre Bedeutung und der Wert gedruckter Lexika. Die Abhängigkeit von digitalen Quellen birgt Gefahren, besonders wenn man die Kontrolle über diese Quellen verliert. Der Besitz gedruckter Wissensquellen bietet eine gewisse Sicherheit und Unabhängigkeit, die in unserer zunehmend digitalisierten Welt oft übersehen wird.
Ich erinnere mich an eine Diskussion mit einem alten Freund, der selbst eine beeindruckende Sammlung an historischen Lexika besitzt. Er betonte, wie wichtig es sei, solche Sammlungen zu bewahren, um zukünftigen Generationen den Zugang zu unverfälschtem und unzensiertem Wissen zu ermöglichen. Gedruckte Bücher sind physische Zeugnisse der Geschichte und Kultur, sie können nicht einfach verändert oder gelöscht werden. Sie sind Beweise vergangener Denkweisen, wissenschaftlicher Erkenntnisse und kultureller Entwicklungen.
In seiner Sammlung befinden sich einige wahre Schätze, die diesen Gedanken unterstreichen. Zum Beispiel besitzt er »Johann Heinrich Zedlers Universal-Lexicon«, das zwischen 1731 und 1754 in Leipzig erschienen ist. Dieses Werk umfasst 64 Bände und gilt als das umfangreichste deutschsprachige enzyklopädische Werk des 18. Jahrhunderts. Es bietet einen faszinierenden Einblick in das Wissen und die Weltanschauungen jener Zeit und zeigt, wie sich das Verständnis der Welt im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hat.
Doch nicht nur die großen, mehrbändigen Werke sind von unschätzbarem Wert. Auch spezialisierte Lexika, wie etwa das zehnbändige »Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens« von Eduard Hoffmann-Krayer und Hanns Bächtold-Stäubli, bieten einzigartige Einblicke in spezifische Bereiche des Wissens. Dieses Werk, das zwischen 1927 und 1942 erschien, dokumentiert in umfassender Weise Volksglauben und Bräuche des deutschen Sprachraums und ist ein unverzichtbares Nachschlagewerk für Ethnologen und Historiker.
Heutige Bedeutung gedruckter Lexika
Trotz der unbestreitbaren Vorteile digitaler Medien ist es wichtig, das Erbe gedruckter Lexika zu bewahren. Sie sind nicht nur Informationsquellen, sondern auch Kulturdenkmäler, die eine Verbindung zu unserer Vergangenheit herstellen. Ihre physische Präsenz und Beständigkeit bieten einen Gegenpol zur Flüchtigkeit digitaler Daten.
In einer Zeit, in der Informationen zunehmend digital und flüchtig werden, sollten wir uns daran erinnern, dass Bücher sowohl Wissen als auch Geschichte, Kultur und Identität bewahren. Sie sind Artefakte, die uns daran erinnern, woher wir kommen und wie sich unser Wissen im Laufe der Zeit entwickelt hat. Daher ist es wichtig, solche Sammlungen zu schützen und zu pflegen.
Die Digitalisierung beschert enorme Vorteile, doch sie darf nicht auf Kosten des gedruckten Wissens gehen. Bibliotheken und private Sammlungen müssen als Hüter dieses Wissens weiterhin unterstützt und wertgeschätzt werden. Es ist eine Verantwortung, die wir nicht leichtfertig aufgeben dürfen. Gedruckte Lexika sind ein Schatz, den es zu bewahren gilt – für uns und für kommende Generationen.
© Prinz Rupi 2024
Dem kann ich nur zustimmen. Ohne meine 8 vielbändigen Lexika um mich herum, das älteste von 1893, würde ich mich nackt fühlen, trotz Handy und zwei Computern auf meinem Arbeitstisch.
Dankeschön, Walter. Du bist eben auch noch einer vom »alten« Schlag 😉
Dank für diesen erhellenden, aber zugleich ernüchternden Beitrag! Diese vom Urgroßvater geerbte Prachtausgabe schmückt samt Jugenstil-Regal mein Wohnzimmer: „Meyers Großes Konversations-Lexikon“, 1903 ff., 6. Auflage, 24 Bde., mit „Kriegsnachtrag“ in 3 Teilen (bis 1920). Schon als Kind habe ich begeistert drin geblättert und tue dies auch heute noch immer mal wieder. Ich werde mich nicht davon trennen …
Mit dem »Kriegsnachtrag« hast du etwas Besonderes, lieber Ebel!
Hallo Rupi,
ich wußte garnicht, dass Du Lexika sammelst. Ich finde es auch ganz furchbar, das Bücher nicht mehr wertgeschätzt werden.
Ich habe von meiner Oma das Meyers Konversations Lexikon von 1870 ff geerbt. Das hat sie noch in den Fünfziger Jahren von Ost Berlin nach West Berlin über die Grenze geschmuggelt. Sie wollten die DDR verlassen und hatten in West Berlin schon eine Bleibe gefunden. An ihrer Seite war immer unser Altdeutscher Schäferhund. Da trauten sich die Grenzsoldaten nicht ran. Jeden Tag hat sie 1-2 Bände so über die Grenze geschafft. Es war ihr das wert.
Bei den digitalen Formatgen werden zuviele Änderungen pro Tag vorgenommen. Eine Bekannte von mir recherchiert öfter in der Bibel, Da hat sie tatsächlich im digitalen Format an die zehn Änderungen pro Tag. Was sollen da Änderungen?
Auf Bücher kann man sich noch verlassen – keine nachträglichen Änderungen.
Tolle Geschichte! Dankeschön 😉
Danke für diesen wunderbaren u. ausführlichen Artikel! Ich hänge u.a. sehr an meinen div. alten Atlanten, habe sogar noch meinen schmalen Harms Schulatlas aus den 1950-ern (von meiner Mutter mit transparentem Schutzumschlag versehen!), aber auch verschiedene Bildbände werde ich nicht aus der Hand geben… Mir ist sehr unangenehm aufgefallen, daß in unseren Stadtbibliotheken es immer mehr Bücher nur noch als ebook gibt, auf die ich verzichte! Erheiternd ist ja die Untertitelung bei deiner KI-Rehäugigen im Teeniealter mit ihrem – so sieht’s jedenfalls aus – Roman: „Auch der digitale Leser braucht das Wissen vergangener Jahrhunderte“….. Schönes WE!
Ganz ohne Humor sollte es auch bei ernsten Themen nicht gehen 😉
Lieber Ruprecht,
ein hochinteressanter Beitrag. Mein Vater hat auch Lexika gesammelt. Zur Volljährigkeit unserer Söhne hat er ihnen eine komplette Brockhaus Sammlung geschenkt, die heute in deren Regalen steht. Ich stimme zu, dass es schwer ist, sich von Büchern zu trennen und wenn man sich dazu durchgerungen hat, dann will sie keiner haben. Sehr schade. Danke noch einmal für Deinen Beitrag.
Lieber Wolfgang, wahrscheinlich ist es allen Generationen so ergangen, dass sie sich von Dingen, die ihnen wertvoll waren, trennen mussten. Durch die rapide technische Entwicklung ist unsere Generation allerdings überdurchschnittlich stark betroffen.
Lieber Rupi, Nostalgie hin oder her die neue Zeit nimmt darauf keine Rücksicht. Auch du willst in Schlaraffia neue Zeiten einführen und bist verwundert, dass Viele hier das Alte beibehalten wollen. Hier steht die Frage mit wehenden Fahnen untergehen, oder den eigentlichen Sinn opfern für ein Produkt, welches dem Ursprung nicht mehr gerecht wird. Und da sind wir beim Digitalen wo dauernd geändert wird.
Gruß Jürgen
Lieber Jürgen, ich gehöre immer noch zu denjenigen, die hoffen, wenigstens etwas Positives bewirken zu können in einer Welt, deren Werte insgesamt im Sturzflug fallen.
Für mich ist die Antwort ein wehmütiges „Leider“, denn wenn ich eines der geliebten Bücher aus dem Schrank nehme, öffne und versuche, mit Hilfe einer Lupe eine Eintragung zu enträtseln, verlässt mich schnell der Mut. Alles viel zu klein! Also zurück zum Computer oder meinem Kindle, die mich die Schrift angemessen vergrößern lassen. Dass ich weiterhin meine kurzen Textchen, Aphorismen und dergleichen veröffentliche, die ich dann selbst kaum lesen kann, zeigt, dass ich meinen Optimismus oder Humor auch mit meinem Alter noch nicht ganz verloren habe
Lieber Rudolf, ohne Frage schenkt das digitale Lesen allein durch das beliebige Vergrößern der Schrift denjenigen, deren Augenlicht nicht mehr den «analogen Anforderungen« standhält, enorme Vorteile.
Lieber Rupi,
besten Dank für deinen interessanten Beitrag, dem ich gerne zustimmen und auch zeigen möchte, dass es Bewegungen vom Digitalen weg gibt.
Bei uns am Einstein-Gymnasium in Rheda-Wiedenbrück stirbt das gute Buch (noch) nicht.
Seit Beginn dieses Schuljahres findet wöchentlich in den ILZ-Stunden (Individuelle-Lern-Zeit im Ganztag = von Lehrern betreute Hausaufgabenzeiten) 20 Minuten lang eine LeseZeit statt, in der die Schüler*innen ein Buch ihrer Wahl (durch die Deutsch-Lerhrer*innen geprüft) lesen. Bisher ein toller Erfolg: Es ist mucksmäuschenstill – und alle lesen! Und: die Schüler*innen – auch die Eltern – finden es gut. Leider mussten wir auch die Erkenntnis gewinnen: Es gibt Kinder, die zu Hause kein Buch haben. Denen stellen wir durch Fördergelder Bücher Ihrer Wahl zur Verfügung. Das Ganze gibt Mut zur Hoffnung.
Herzlichen Gruß!
Lieber Ildefons, das ist wirklich ein tolles Engagement!
Was mag wohl beim Erfinden des Buchdrucks an Reden gegangen sein? Was war in grauer Vorzeit mit den Gebäuden, in denen Schriftrollen als das Wissen der Welt aufbewahrt wurden und dann weg brannten? Ich hab ne Bibel aus den Frühjahren des 20. Jahrhunderts und aus den Spätjahren des gleichen Jahrhunderts und in beiden steht unterschiedliches drin. Was ist Wahrheit und was ist als wahr zu bewahren? Umbruchzeiten sind immer spannende Zeiten für deren Beobachter gewesen. Du erlebst so eine Umbruchzeit. Nur wirst du nicht erfahren, wie darüber in 500 Jahren geurteilt wird. Andererseits, was wissen wir heute schon über die Mayas und deren Lebensgeschichte …
Ja, das stimmt wohl: Wir erleben eine Umbruchzeit, in der grundlegende Werte, die viele Generationen über Jahrhunderte hinweg prägten, sang- und klanglos untergehen und verschwinden. Ein Aufbäumen gegen die Entwicklung scheint sinnlos. Also lies meinen Beitrag als wehmütiges Klagelied.
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