Prinz Rupi interpretiert »Der Hase im Rausch«
Das Gedicht »Der Hase im Rausch« ist ein Klassiker. Es handelt sich dabei um eine in Versform gefasste Fabel aus der Feder Sergej Michalkows aus dem Jahre 1945. Ins Deutsche übersetzt wurde das Gedicht erstmals 1955. Die hier verwendete Übersetzung stammt von Bruno Tutenberg.
Bekannt wurde »Der Hase im Rausch« in der Interpretation des DDR-Schauspielers Eberhard Esche, der es live vortrug und in der Reihe Lyrik – Jazz – Prosa auf einer Schallplatte verewigte, die bald Kultstatus erlangte. Bei der Schallplatte handelte es sich um einen Mitschnitt einer Veranstaltung des Verlages Volk und Welt / Kultur und Fortschritt Berlin am 31. Oktober 1965 in der Berliner Kongreßhalle am Alexanderplatz.
Esche benannte 2006 seine Autobiographie nach dem Gedicht.
Eberhard Esche interpretiert »Der Hase im Rausch«
Das Gedicht nimmt die Anpassung des Menschen in der Öffentlichkeit und seine gleichzeitige Aufmüpfigkeit im Privaten aufs Korn und diente in übertragenem Sinne als vorsichtige Kritik an den Verhältnissen der DDR.
Der »Hase im Rausch« wurde von der DEFA zu einem Puppentrickfilm verwendet. Unter der Regie von Werner Krauße entstand eine Animationsfilm, der erstmals am
Sergej Wladimirowitsch Michalkow (1913-2009) war ein in der Sowjetunion bekannter Verfasser mehrer Kinderbücher, zahlreicher Gedichte und Texte. Er schrieb die Texte der Hymen der Sowjetunion und der Russischen Föderation.
Der Hase im Rausch
von Sergej Michalkow
Der Igel hatte einst zu seinem Wiegenfeste
Den Hasen auch im Kreise seiner Gäste,
Und er bewirtete sie alle auf das Beste.
Vielleicht ist auch sein Namenstag gewesen,
denn die Bewirtung was besonders auserlesen.
Und gradezu in Strömen floß der Wein,
Die Nachbarn gossen ihn sich gegenseitig ein.
So kam es denn, daß Meister Lampe
Bald zu schielen anfing – er verlor den Halt.
Er konnte nur mit Mühe sich erheben
Und sprach die Absicht aus,
Sich heimwärts zu begeben.
Der Igel war ein sehr besorgter Wirt
und fürchtete, daß sich sein Gast verirrt.
„Wo willst du hin mit einem solchen Affen?
Du wirst den Weg nach Hause
nicht mehr schaffen.
Und ganz allein im Wald
dem Tod entgegen gehen.
Denn einen Löwen, wild,
hat jüngst man dort gesehen.“
Dem Hasen schwoll der Kamm,
Er brüllt in seinem Tran:
„Was kann der Löwe mir?
Bin ich sein Untertan?
Es könnte schließlich sein, dass ich ihn selbst verschlinge.
Den Löwen her, ich ford’re ihn vor die Klinge!
Ihr werdet sehn wie ich den Schelm vertreibe,
Die sieben Häute, Stück für Stück,
zieh ich ihm ab von seinem Leibe
Und schicke ihn dann nackt
Nach Afrika zurück!“
Und so verließ der Hase also bald
Das fröhlich laute Fest,
Und er begann im Wald
Von einem Stamm zum anderen zu schwanken
Und brüllt dabei die kühnlichsten Gedanken
Laut in die dunkle Nacht hinaus:
„Den Löwen werde ich zerzausen,
Wir sahn in dem Wald
schon ganz andre Tiere hausen
Und machten ihnen doch
Den blutigen Garaus!“
Infolge des geräuschvollen Gezeters
Und des Gebrülls des trunk’nen Schwerenöters,
Der sich mit Mühe durch das Dickicht schlug,
Fuhr unser Löwe auf mit einem derben Fluch
Und packt den Hasen grob am Kragen:
„Du Strohkopf, willst es also wagen,
Mich zu belästigen mit dem Gebrüll? –
Doch warte mal, halt still!
Du scheinst mir ja nach Alkohol zu stinken!
Mit welchem Zeug gelang es dir,
Dich derart sinnlos zu betrinken?“
Sofort verflog der Rausch dem kleinen Tier,
Es suchte rasch, sich irgendwie zu retten:
„Sie, wir, nein ich…
Oh, wenn Sie Einsicht hätten –
Ich war auf einem Fest
Und trank viel Alkohol…
Doch immer nur auf Euer Gnaden Wohl!
Und Eurer guten Frau und Eurer lieben Kleinen!
Das wäre doch, so wollte es mir scheinen,
Ein trift’ger Grund, sich maßlos zu besaufen!“
Der Löwe ging ins Garn
Und ließ den Hasen laufen.
Der Löwe war dem Schnaps abhold
Und hasste jeden Trunkenbold.
Jedoch betörte ihn,
Wie dem auch sei,
Des Hasen Speichelleckerei.
Rupis Interpretation wirkt zu stark gekünstelt. Eberhard Esche konnte das Werk viel viel besser vortragen.
Esche kann man nicht übertreffen. Mit ihm als Schauspieler bin ich groß geworden. Der angefügte Kommentar zur Ballade ist einfach nur Unfug.
Es ist eine ganz normale Ballade, und wer Esche kennt, weiß dass hier ein Kunstwerk vorgetragen wurde, mit einer Moral, die den Menschen berühren soll.