Kunst in Flammen: Die Fallas in Valencia

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In jedem Frühjahr betteln hunderte Kunstwerke in Valencia darum, vom Feuertod »begnadigt« zu werden.
Sämtliche Fotos: ©Prinz Rupi

Seit Jahrhunderten findet in der spanischen Metropole Valencia vom 15. bis zum 19. März ein fröhliches Fest der Kunst statt, das seinesgleichen sucht: Das sind die Fallas.

Fallas Titel

Fallas sind von den einzelnen Stadtquartieren mit Hilfe beauftragter Künstlerwerkstätten in liebevoller Arbeit aus Wachs, Holz, Papier, Pappmaché und Polyester hergestellte teilweise gigantische Standbilder, die miteinander konkurrieren. Sie festigen die Gemeinschaft der Nachbarschaften in den jeweiligen barrios und führen im Ergebnis zu hunderten Straßenfesten, die mit krachendem Feuerwerk begangen werden. 

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Inhaltlich karrikieren die teilweise recht freizügigen Kunstwerke gesellschaftliche Entwicklungen wie Korruption und Bankenkrise. 

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Höhepunkt der Fallas ist ihre abschließende Verbrennung. Lediglich die beste von allen wird »begnadigt« und mit einem kleinen Ausschnitt in das Museo Fallero gebracht, während alles andere zum Raub der Flammen wird. Die Falleros verstehen das Ganze als Reinigungsakt und fiebern der Nacht der lodernden Feuer entgegen, weil damit Platz für neue kreative Ideen geschaffen wird. Die Crema genannte Verbrennung findet traditionell in der Nacht zum 19. März, dem Josefstags-Abend, statt. Anno 2014 wurden allein 770 großformatige Installationen im Wert von 6,7 Millionen Euro geschaffen und wieder vernichtet.

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Die Valencianer feiern die Fallas mit rituellen Umzügen in traditionellen Gewändern. Prozessionen und Blumenopfer (Ofrenda) finden statt zu Ehren der Heiligen Jungfrau. Täglich gibt es grandiose Feuerwerke sowie zur Mittagsstunde gewaltige Böller-Symphonien, bei denen Knaller in symphonischer Reihenfolge gezündet werden. Danach diskutieren hunderte auf den Straßen darüber, welche der krachenden Darbietungen besonders gefallen hat.

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Das Fest der Fallas hat seinen Ursprung im Handwerk der Zimmerleute und verbindet Kunst, Tradition, Feuerwerk und Musik zu einer einzigartigen mehrtägigen Feier, die inzwischen als UNESCO-Weltkulturerbe gilt. Wer an den Fallas teilnimmt, erlebt Kunst und Brauchtum aus nächster Nähe und eine Stadt im Ausnahmezustand – mit Musik, Trachten, Paraden und unvergesslicher Atmosphäre.

Ruprecht Frieling aka Prinz Rupi schreibt seit einem halben Jahrhundert Bücher und schwimmt dabei vergnügt gegen den Strom.
  1. entegut Antworten

    Schöner Artikel!
    Schade, wenn die Kunstwerke am Schluss ein Raub der Flammen werden, aber das gibt genauer betrachtet dem Fest einen besonderen Kick.

    • Prinz Rupi Antworten

      Vielleicht ist es sogar ein kreativer Gedanke, mit dem Platz für neue Kunstwerke geschaffen wird und gleichzeitig auf die Vergänglichkeit aller Produktionen hingewiesen wird.

  2. entegut Antworten

    März 2015 sollte ich hinfahren und mir das Schauspiel vor Ort ansehen!

  3. Ruprecht Frieling Antworten

    Erstmals seit dem spanischen Bürgerkrieg gegen die Franko-Faschisten fallen die Fallas 2020 aus. Corona ist schuld.

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