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Leseprobe aus: WENN SCHWARZE SCHWEINE TRÄUMEN

Wenn schwarze Schweine träumen

Wenn schwarze Schweine träumen

Warum müssen Schweine sterben?

»Mama, warum müssen Schweine sterben?«, fragt Pedro seine Mutter, an die er sich satt und zufrieden kuschelt. Was stellt der Junge nur für Fragen, schüttelt die Alte den Kopf. Womit beschäftigt er sich denn nun schon wieder? »Ach, Pedro, du neugieriges Ferkel. Jedes Lebewesen muss sterben, mein Kleiner. Die lästigen Fliegen, die uns heute ärgern, sind morgen schon tot. Andere Tiere leben länger. Wir Schweine werden viele Jahre alt, bis unser letztes Stündlein schlägt.« Pedro denkt eine kleine Ewigkeit über ihre Worte nach. Im Geäst der Zweige über ihm jubelt ein mehrstimmiger Vogelchor. Aus den Stallungen dringt der heisere Ruf eines Maultiers. In der Ferne schlagen Schäferhunde an. Am Zaun lachen Kinder.

Alle Lebewesen müssen sterben. Das scheint unabänderlich. Aber was geschah mit Onkel Sancho, den die Bauern neulich abholten? Er ist seitdem spurlos verschwunden. Seine Eltern quiekten erschrocken, als die Männer kamen, um den fetten Sancho, der sich verzweifelt wehrte, mit Stricken und Stöcken vor sich her zu treiben. Sancho müsse sterben, hatte Vater gesagt, er komme in den Schweinehimmel zu seinen Vorfahren. Aber Onkel Sancho, wandte Pedro ein, der Onkel sei doch enorm stark, kerngesund und alles andere als alt. Warum sollte er jetzt schon sterben? »Eben weil er so gut genährt, rund und stark ist«, erwiderte Vater. Genau aus diesem Grunde werde er geholt. Pedro sah darin keinen Sinn und dachte immer wieder darüber nach.

»Mama, warum musste Onkel Sancho sterben?«, fragt Pedro seine Mutter und kuschelt sich noch enger an ihren weichen Schweinebauch. »Pedro lass doch deine dummen Gedanken! Onkel Sancho geht es jetzt gut. Er ist den Weg gegangen, der uns allen bestimmt ist. Wir schwarzen Schweine werden verwurstet.« Pedro spürt ein mulmiges Gefühl in seinem mit Eichelmuss gefüllten Magen. »Nur aus diesem Grunde werden wir so gut behandelt und mit ausgesuchten Leckerbissen gemästet«, ergänzt seine Mutter.

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Wilhelm Ruprecht Frieling

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Ruprecht Frieling aka Prinz Rupi schreibt seit einem halben Jahrhundert Bücher und ist ein bisschen dada.

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